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Der Generationswechsel

Die Kinder von Michl und Toni Ebner treten in die Fußstapfen ihrer Väter. Ein Blick auf die geschäftlichen Entwicklungen im größten Medienkonzern der Region.
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Foto: Salto.bz
Veronika und Georg Ebner. Sie sind die Gesichter einer Verjüngung.
Die 31-jährige Veronika Ebner, Tochter von Toni Ebner, leitet seit dem Frühjahr 2020 die Video und Web-Redaktion im Medienhaus Athesia. Der 32-jährige Georg Ebner, Sohn von Michl Ebner ist eben solange als „Chief Development Officer“ (CDO) Teil der Geschäftsleitung des Athesia-Konzerns.
Die beiden jungen aufstrebenden Ebners personifizieren den Generationswechsel, der sich in der Athesia AG abzeichnet. Langfristig werden beide ihre Väter an der Konzernspitze bzw. in der Chefredaktion und Direktion der Dolomiten ablösen. Das dürfte längst klar sein.
Es ist in Wechsel, der seit Jahren im Hause Ebner vorbereitet wird.


Die Holding

 
Michl und Toni Ebner haben bereits vor fünf Jahren ihre Mehrheitsanteile am Athesia-Konzern in einer Art Familienholding zusammengeschweißt. Am 23. Mai 2016 wird vor einer Bozner Notarin die „E&E Holding & Consulting GmbH“ gegründet. Das unscheinbare Unternehmen mit einem Gesellschaftskapital von 10.000 Euro wird schon wenig später zum MMehrheitseigner eines der größten Südtiroler Konzerne: der Athesia AG.
 
 
E&E steht für Michl und Toni Ebner. Michl Ebner ist Verwaltungsratspräsident der neuen Firma, sein Bruder Toni Ebner Stellvertreter. Zudem sitzen im Verwaltungsrat die Kinder von Toni Ebner – Anton und Veronika – sowie die Kinder von Michl Ebner, Cosima und Georg.
Die neue Familienholding soll einerseits dem Koloss „Athesia AG“ eine stabile Mehrheitsgesellschafterstruktur geben, anderseits aber auch den Generationswechsel in der Verleger- und Unternehmerfamilie Ebner in geordnete Bahnen lenken.
Michl Ebner ist 2016 der größte Einzelaktionär der Athesia. Der Athesia-Präsident und Handelskammerpräsident hält zu diesem Zeitpunkt direkt 62.393 Stammaktien, das sind damals 25,66 Prozent des Konzerns. Dolomitenchefredakteur Toni Ebner lag mit 48.699 Stammaktien (20 Prozent) etwas dahinter. Die Familie bringt schließlich 109.000 dieser Aktien in die „E&E Holding & Consulting GmbH“ ein. Damit hält allein die Familienholding 31,29 Prozent an der Athesia und ist damit bei weitem der größte Aktionär.
Dazu kommen noch die Aktien von Mutter Martha Ebner-Flies (789), Bruder Heinrich (152), Schwester Astrid (1.930), dem Michl-Ebner-Unternehmen „MICO KG“ (4.345)“ und der Ehefrau von Toni Ebner, der Verwaltungsrichterin Margit Falk (1,217). Sowie der Kinder von Michl Ebner, Georg (1) und Cosima (1.291) und der Kinder von Toni Ebner, Anton und Veronika (jeweils 591).
Wenn man weiß, dass der zweitgrößte Athesia-Aktionär, die Diözese Bozen-Brixen, 14.565 Stammaktien hält, dann wird augenscheinlich, wer in der Athesia das alleinige Sagen hat.
 

Die Neuen

 
Michl Ebner wird im kommenden Jahr 70 Jahre alt, Toni Ebner ist zwar um 5 Jahre jünger, dürfte aber auch schon bald in Rente gehen. Innerhalb der Dolomiten-Redaktion ist deshalb seit längerem klar, wer die Direktion des Tagblattes dann übernehmen soll: Veronika Ebner.
Die 31-Jährige, für die in diesen Tagen die Hochzeitglocken läuten (Salto.bz gratuliert), hat nach einem Studium der Kommunikationswissenschaften bei mehreren renommierten Medien im In- und Ausland Praktika absolviert. Etwa beim Tagesanzeiger in Zürich. Veronika Ebner gilt am Weinbergweg als eine Frau, die weiß, was sie will. Die junge Ebner soll demnach redaktionsintern bereits jetzt durchaus selbstbewusst auftreten. Was manchem Platzhirsch im Dolomitenreich bitter aufstößt.
 
 
 
Georg Ebner hat nach einem Wirtschaftsstudium an der Cattolica in Mailand für die Credit Suisse in Chicago und als Analyst in London gearbeitet, bevor er vor rund zwei Jahren in diese Athesia-Gruppe einstieg. Jetzt folgte dann die Beförderung an die Konzernspitze,
Denn im November 2020 hat der Vorstand der Athesia beschlossen, den Direktionsposten zu einer vierköpfigen Management-Holding zu erweitern.
Dem Führungsgremium, das ab 1. Jänner dieses Jahres tätig ist, gehören Michl Ebner als Geschäftsführer (CEO), Christian Unterhofer als kaufmännischer Geschäftsführer (CFO), Peter Stürz als operativer Geschäftsleiter (COO) und Georg Ebner als CDO an. Der Ebner-Sohn ist damit für die Planung und Steuerung der Digitalen Transformation des Medienkolosses verantwortlich.
Dabei erfolgt der Generationswechsel in einer Phase, in der die See auch für den Riesentanker am Weinberg rauer wird. Das zeigt ein Blick auf die Bilanz des abgelaufenen Geschäftsjahrs.
 

Die Corona-Krise

 
Michl Ebner konnte auf der Aktionärsversammlung des Athesia-Konzerns am 24. Juni im Meraner Thermenhotel keine großen Erfolgsmeldungen verbreiten. Im Gegenteil: Die Corona-Krise schüttelt auch den Ebner-Konzern ordentlich durch.
Der Einbruch der verkauften Auflagen und der Werbeerlöse geht auch 2020/21 weiter. So hat es – laut Ebner – national und international Einbrüche bei den Werbeerlösen gegeben, die bei Tageszeitungen bei minus 16,2 Prozent und bei den Wochenzeitungen bei minus 36,6 Prozent liegen. „Auch die Athesia-Medien waren von diesem allgemeinen negativen Trend betroffen“, erklärte der Athesia-CEO vor den Gesellschaftern, um gleichzeitig seinem Bruder Honig ums Maul zu streichen, „wenn auch – Dank des Einsatzes des Chefredakteurs Dr. Toni Ebner – in geringerem Maße als auf gesamtstaatlicher Ebene“.
Die verkaufte Auflage der gesamten Athesia-Medien ist im vergangenen Jahr um 3 Prozent zurückgegangen. Der Umsatz sank um 2,5 Prozent und der Anzeigenverkauf hat sogar 14 Prozent im Vergleich zu 2019 verloren.

 
 
Wie sehr die Auflage der Athesia Blätter zurückgeht, zeigt sich an einem Langzeitvergleich. Von 2004 bis 2020 ist die verkaufte Auflage der Dolomiten um 22 Prozent zurückgegangen. Jene der Sonntagszeitung Zett um 3 Prozent. Der Alto Adige hat in demselben Zeitraum fast die Hälfte (48%) seiner Auflage eingebüßt. Der L’Adige 23 Prozent und der inzwischen eingestellte Trentino gar 72 Prozent.
Aber auch die anderen Mediensparten des Ebner-Konzerns haben an der Corona Krise zu knabbern. Das Plakatunternehmen First Avenue hat einen Rückgang von 35 Prozent zu verzeichnen. Auch 2021 wird sich daran kaum etwas ändern. Deutliche Rückgänge gibt es auch in der Radiosparte des Konzerns. Bei der „Funkhaus Südtirol GmbH“ gingen die Werbeumsätze um 7,3 Prozent zurück. Im laufenden Jahr rechnet man sogar mit einem Minus von 50 Prozent.
Zuwächse gibt es im Online-Bereich: +7 Prozent. Durch ein äußerst kostspieliges Modell des STOL-Abonnements und den Ausbau der Web-Videoabteilung hat man aber auch hier rückläufige Gewinne.
 

Tsunami im Reisegeschäft

 
Die Reisebürokette Alpina Tour Dolomit wurde von Covid 19 wie ein Tsunami getroffen“, führt Michl Ebner in seinem Bericht an die Gesellschafter aus. Im März 2020 wurde der gesamte Reisebürobereich per Notbremse gestoppt. Die Athesia Touristik musste dabei bereits verkaufte Reise in der Höhe von 26,4 Millionen Euro rückabwickeln. Man hat die Belegschaft bis Ende 2021 in die Lohnausgleichkasse geschickt.
Auch in den Redaktionen der Athesia arbeitet man inzwischen mit sogenannten Solidaritätsverträgen. Das heißt, die Redakteure und Redakteurinnen arbeiten wöchentlich weniger und erhalten auch weniger Geld.
Auch der Handel wurde von der Covid-Krise gestreift. So musste die „Athesia Buch GmbH“ in der Bilanz um 4 Millionen Euro abgewertet werden. Es dürfte sich dabei um langjährige Verluste handeln.
Eine Caritas-Spendensammlung für die Familie Ebner wird man aber dennoch nicht abhalten müssen. Denn trotz der Rückgänge ist der Athesia-Konzern, der seine Aktivitäten inzwischen auf acht verschiedene Geschäftsfelder diversifiziert hat, eine goldene Milchkuh. So fließen jährlich 6,3 Millionen Euro aus Rom allein in die Athesia Druck GmbH. Die Dolomiten sind damit jene Tageszeitung Italiens, die vom Staat am meisten Geld bekommt.
Auch 2020 schreibt die Athesia AG einen Gewinn von 1.108.265 Euro. Dieses Geld wird heuer dann auch Aktionären ausgezahlt. Immerhin 2,87 Euro pro Aktie. Das große Kapital der Athesia AG ist aber das Anlagevermögen, das 2020 deutlich angestiegen ist: auf 62,5 Millionen Euro.
Es ist der komfortable Teppich, auf dem sich auch Veronika und Georg Ebner in den nächsten Jahren bewegen werden.
Bild
Salto User
Günther Alois … So., 05.09.2021 - 07:35

Natürlich ,die Diezöse ist der zweitgrösste Aktionär bei Athesia.Und der italienische Staat ist noch so blöd und zahlt eine Menge Geld dazu,frag mich nur warum?

So., 05.09.2021 - 07:35 Permalink