Salvini, Meloni & Berlusconi
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Politik | Polit-Krieg

Heftige Turbulenzen in Forza Italia

In Berlusconis Partei wächst der Widerstand gegen die stetige Annäherung an Salvini und Meloni.

In Silvio Berlusconis Partei gärt es. Das kann freilich nicht verwundern. Denn der Ex-Premier ist weniger ein Parteiführer als ein Monarch. Als solcher vernachlässigt er die Parteiführung. Nach seiner Covid-Erkrankung lenkt er seine Partei in monarchischem Stil aus seiner Luxusvilla in Sardinien. Wie stark das Unbehagen darüber wächst, lässt sich an der Zahl der Austritte ablesen: 40 Forza Italia-Parlamentarier in Kammer und Senat haben der Fraktion  bereits den Rücken gekehrt. Tendenz steigend. Die gegenwärtige Auseinandersetzung könnte zur endgültigen Spaltung führen. Denn mit Blick auf die bevorstehende Wahl des Staatspräsidenten sucht Berlusconi immer deutlicher die Annäherung an das rechte Lager von Matteo Salvini und Giorgia Meloni. Anlass des aktuellen Streits ist die Ersetzung des Abgeordneten Roberto Occhiuto, der in den Regionalrat Kalabriens übersiedelt und Präsident der Region werden soll. Als Nachfolger ist der Vorsitzende des italienischen Schwimmverbandes Paolo Barelli vorgesehen, ein enger Freund des Forza Italia-Koordinators Antonio Tajani. Dagegen wenden sich drei prominente Minister der Partei: Maria Stella Gelmini, Renato Brunetta und Mara Carfagna. Berlusconi, der sich schon lange nicht mehr in Rom aufhält, lässt sich im Hubschrauber in die Hauptstadt bringen, lehnt jedoch den Vorschlag ab, den Parlamentarier Sestino Giacomoni zum neuen Fraktionssprecher zu ernennen - einen Mann, der lange Berlusconis Sekretariat geleitet hat.

Ursache des aktuellen Konflikts ist das jüngste Treffen Berlusconis mit den zwei rechten Parteichefs Giorgia Meloni und Matteo Salvini im Hinblick auf die Neuwahl des Staatspräsidenten. Die TV-Bilder aus dem Park von Berlusconis Villa Grande an der Via Appia zeigten eine Begegnung in herzlicher Atmosphäre mit Zusicherungen über "massima collaborazione" und "centro destra compatto" im Hinblick auf die Wahl des Staatspräsidenten. Der Ex-Cavaliere zu Meloni: "Ma non c'è proprio speranza che stiamo tutti assieme al governo, eh Giorgia?" Diese Anbiederungen an eine Faschistin, die sich nie von Mussolini distanziert hat, lösen bei Gelmini und Brunetta Verärgerung aus. Brunetta schmollt: "Silvio nemmeno me lo passano al telefono." Die von Berlusconi heftig Umworbenen sind freilich nur in seinen Augen Nachwuchspolitiker: beide sind seit fast 30 Jahren in der Politik und damit längst politici di carriera.

Bei dem Treffen bedauerte Berlusconi, dass das rechte Lager bei den jüngsten Wahlen nicht gemeinsam kandidiert habe: "Il centrodestra dev'essere compatto in vista della partita del Quirinale." Dagegen sperren sich gar etliche Minister, die keine Allianz mit den sovranisti wünschen, darunter Mariastella Gelmini, Renato Brunetta und Mara Carfagna. Berlusconi hingegen umwirbt Salvini und Meloni wie beim jüngsten Empfang in seiner Villa in der bizarren Hoffnung, zum neuen Staatspräsidenten gewählt zu werden. Surreal genug, dass ein 85-jähriger, wegen Steuerbetrugs rechtskräftig Verurteilter für eine siebenjährige Amtszeit kandidieren will - doch Berlusconi war in Sachen Selbstüberschätzung schon immer Meister - und Lega-Chef Salvini unterstützt ihn bereitwillig und servil.

Forza Italia ist Mitglied der EVP, die zu Berlusconis Eskapaden schon seit Jahren konsequent schweigt. Würde sich Merkel in ihrer Villa mit Vertretern der AFD treffen, wäre der Polit-Skandal perfekt. Berlusconi ist bereits in Begleitung seiner um 48 Jahre jüngeren Lebensgefährtin nach Brüssel geflogen, um am jährlichen EVP-Gipfel teilzunehmen. Dort traf er auch Merkel zum Essen, um sich von ihr zu verabschieden. In seinem Freundeskreis hatte er sie jahrelang als culona bezeichnet. Von Jouranlisten in Brüssel nach der Kritik der Ministerin Gelmini befragt: "Ma non so cosa le è press a quelle là..."

Berlusconis Verbündeter Matteo Salvini kündigte gleichzeitig seine Absicht an, im EU-Parlament eine gemeinsame Fraktion mit Marie Le Pen zu bilden. So als müsse er seine Vorliebe für das politische Tollhaus erneut unter Beweis stellen. Armes Italien.

 

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Gianguido Piani Sa., 23.10.2021 - 12:34

"Würde sich Merkel in ihrer Villa..."
Besitzt Angela Merkel ein Landhaus? Soweit es mir bekannt ist, hat sie nur eine Wohnung im Zentrum Berlins. Und in 16 Jahren war sie kein einziges Mal in einem Skandal verwickelt, von privater Bereicherung, Medienkontrolle usw. ganz zu schweigen. Das erkennen ihr alle Parteien an. Ihre Politik kann man kritisieren, Ihr persönliches Verhalten bestimmt nicht.

Sa., 23.10.2021 - 12:34 Permalink
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Salto User
Günther Alois … So., 24.10.2021 - 07:20

Berlusconi reicher ,im Charakter ARMER und psychisch sich masslos überschätzender Narziss! Nur mehr lächerliche Figur,mehr ist da nicht mehr festzustellen.Träum weiter vom Stuhl als Staatspräsident Berlusconi!

So., 24.10.2021 - 07:20 Permalink