Umwelt | Der Ankauf von 150 Dieselbussen (und weitere werden folgen) als Paradebeispiel der Inkonsequenz des Landes

Nachhaltige Mobilität: eine komplette Strategie erarbeiten und dann diese aus dem Fenster werfen

Ich habe mich oft über die widersprüchliche und inkohärente Politik des Landes bezüglich der nachhaltigen Mobilität geäußert.
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Dank eines „archäologischen Web-Funds“ kann ich es beweisen. Die Website zur „Weltausstellung Methangas- und Wasserstoffahrzeuge“, die in Bozen im Juni 2005 stattfand, ist nämlich noch online.

In den letzten fünf Jahren habe ich mich oft darüber geäußert und über die nicht nachvollziehbare Entscheidungen der Vergangenheit. Der Beweis befindet sich in jenen Webseiten. Es ist sehr interessant was Alt-Landeshauptmann Luis Durnwalder in seiner Eröffnungsrede sagte (also eigentlich wer diese Rede verfasst hat):

(…) Und die Gegenwart und absehbare Zukunft der Energieversorgung für Fahrzeuge heißt Methangas. Nebenbei bemerkt, verursacht Erdgas 20% weniger Emissionen als Benzin. Die Fachleute sind sich einig, dass kurz bis mittelfristig das Methangas wohl die gängigste Alternative zu Benzin bzw. Dieselkraftstoff sein wird. (…)

Unser Ziel ist es jetzt, die Menschen von der Sinnhaftigkeit und von den Vorteilen der Methangasautos zu überzeugen. Gleichzeitig müssen wir ein entsprechendes Angebot an Versorgungseinrichtungen – also ein dichtes Netz von Methangastankstellen – schaffen, um auf den Bedarf auf der Nachfrageseite reagieren zu können. (…)

Was den öffentlichen Personennahverkehr anbelangt, wollen wir innerhalb der nächsten fünf Jahre den gesamten Fuhrpark der Stadtbusse auf Naturgas umrüsten. (…)

Unser Ziel ist es also, Südtirol jetzt schon als Modell für ein beispielhaftes Methangasnetz darzustellen, das gleichzeitig voll auf die Zukunft des Wasserstoffs als revolutionäre und saubere Antriebstechnologie setzt. Ideal in einem Land, das vehement auf zukunftsorientierte Politik und Gesetzgebung, erneuerbare Energien, nachhaltige Umwelt, technologische Innovation in allen Bereichen und auf neue Mobilitätslösungen baut. (…)

Also im Jare 2010 sollten sämtliche Busse mit Erdgasantrieb ausgestattet sein (d.h. Dieselbusse mit Erdgasbussen ersetzen), aber… Auf jeden Fall war damals eine klare Idee zu erkennen und dies mit der Einbeziehung der unterschiedlichen Lösungen für eine nachhaltige Mobilität, also von den heutigen bis zu den zukünftigen.

Bereits im Klimaplan Energie-Südtirol-2050 war von dieser Strategie eher wenig übrig geblieben. Es blieben einige Ziele für den ÖPNV (Absatz 3.5.5.2 Öffentlicher Personennahverkehr), die überhaupt nicht in Betracht gezogen wurden, als die Landesregierung zwischen 2011 und 2013 Dieselbusse en gros ankaufte. Mit der Perspektive, dass weitere Dieselbusse in Kürze angekauft werden, aber darüber will niemand Stellung nehmen.

Demzufolge stehen heute das Foto mit den ehemaligen Landesräten Laimer (Umwelt) und Widmann (Mobilität) vor einem Erdgasbus und die Aussagen in der selben Website - wenn man im Absatz „Zukunft in Bewegung: Die Naturgasbusse“ (Aufschrift, die noch heute auf vielen Erdgasbusse in Bozen zu lesen ist!) folgendes liest - im krassen Gegensatz zur heutigen Lage:

(…) Erdgas ist eine Alternative zu teurem Benzin und Diesel. (…)

Mit dem Einsatz von Naturgasbussen im Stadtbereich hat Südtirol einen entscheidenden Schritt für eine neue Lebensqualität im ganzen Land getan. Sie sind ein wesentlicher Bestandteil eines neuen Verkehrs- und Umweltkonzepts. (…)

Was wurde von diesem Konzept? Also, was ist von 2005 bis heute geschehen? Nur wer die obengenannte Rede geschrieben hatte zusammen mit den Vertretern der ÖPNV-Gesellschaften könnte eine Antwort geben. Diese Antwort wurde bis heute nie gegeben, weder hat man sich bemüht diese „Kehrtwende“ gegenüber der im Jahre 2005 getätigten Aussagen zu kommunizieren.

Also die Frage: warum fand diese „Kehrtwende“ bezüglich des im Jahre 2005 geschilderten Konzpets statt? Paradox ist, dass das im Jahre 2005 ausgesprochene Konzept heute in einigen nordeuropäischen Ländern angewendet wird. In Südtirol aber nicht. Eine leider negative Meisterleistung. Auch weil darüber nie öffentlich debattiert wurde. Kurz gefasst: Transparenz null, Kommunikation katastrophal, keine Debatte. Und dann labert man noch von Partizipation...