Schnee und Brötchen
Einmal eine Schneeballschlacht gegen einen Minister machen. Die Gelegenheit dazu gab es – mitten im Hochsommer – gestern in Bozen. Zum Abschluss seines eintägigen Besuchs wollte Angelino Alfano noch einen Blick auf zwei Südtiroler Vorzeigeunternehmen werfen. Dr Schär und Technoalpin sind auch beziehungsweise vor allem erfolgreich, weil sie stark auf Export setzen. Und wegen des Außenhandels und der Internationalisierung italienischer Betriebe war Alfano schließlich nach Bozen gekommen.
Brötchen in Burgstall
Zunächst ging es für den Außenminister nach Burgstall. Begleitet von Landeshauptmann Arno Kompatscher besichtigte er die kürzlich fertig gestellte Unternehmenszentrale von Dr Schär. Der Hersteller von Lebensmitteln für besondere Ernährungsbedürfnisse ist nach eigenen Angaben europäischer Marktführer für glutenfreie Ernährung. In 15 Produktions- und Vertriebsstandorten in 9 Ländern beschäftigt Dr Schär insgesamt 1.250 Mitarbeiter. 1981 vom Meraner Ulrich Ladurner gegründet, machte das Unternehmen 2016 einen Umsatz von rund 335 Millionen Euro – der Großteil davon, 69,7 Prozent werden im Ausland generiert.
“Den italienischen Markt haben wir übrigens von Sizilien aus erobert”, erklärte Walter Ausserhofer, Mitgründer von Dr Schär, Angelino Alfano, der selbst aus Sizilien stammt, bei einem Rundgang. Der sizilianische Markt hätte als erster in den frühen Jahren der Unternehmensgeschichte Interesse für die Produkte von Dr Schär gezeigt, so Ausserhofer. Die Stippvisiste in Burgstall endete für Minister, Landeshauptmann und ihre Delegationen mit der Verkostung glutenfreier und eiweißarmer Brotsorten.
Schnee in Bozen
Anschließend ging es zurück nach Bozen, wo Alfano am Vormittag der Tagung für Internationalisierung der Italienischen Agentur für Außenhandel beigewohnt hatte. Im Hauptsitz von Technoalpin erfuhr der Minister vom Präsidenten der Unternehmensgruppe, Walter Rieder, wie dieser mit seinen beiden späteren Geschäftspartnern in den 1980er-Jahren mit Ersatzteilen die erste Schneekanone gebaut hatten. Neben Schneeerzeugern für den Außen- wie den Innenbereich stellt das Unternehmen über Tochterfirmen auch – angesichts der anhaltenden Waldbrände in Mittel- und Süditalien hochaktuell – fernsteuerbare Turbinen zur Brandbekämpfung und Staubbindemaschinen her. Darüber hinaus installiert die Unternehmensgruppe Schneeräume für Wellnessanwendungen. Der Hauptsitz aller Unternehmenszweige befindet sich in Bozen. Insgesamt vertreiben 110 Niederlassungen und Vertriebspartner die verschiedenen Produkte der Unternehmensgruppe in über 80 Ländern.
Geschäftsführer Erich Gummerer berichtete, dass das Export-Geschäft 85 Prozent der Technoalpin-Gruppe ausmache. Der Umsatz betrug 2016 mehr als 160 Millionen Euro – laut Gummerer das beste Ergebnis der bisherigen Unternehmensgeschichte.
Die beiden Unternehmen Dr Schär und Technoalpin sollten dem Außenminister als Beispiel dafür dienen, wie stark sich Südtirols Unternehmen insgesamt darum bemühen, ihre Ausfuhren weltweit zu erhöhen. Tatsächlich wächst Südtirols Export stetig: ein Plus von 1,5 Prozent war es insgesamt im Jahr 2016, plus 4,6 Prozent im ersten Quartal 2017. Angelino Alfano fand sowohl in Burgstall als auch in Bozen Worte des Lobs und sprach den zwei Unternehmen seine Komplimente für das Geleistete aus.
Der Minister habe sich beeindruckt von den beiden Beispielen der Südtiroler Wirtschaft gezeigt, hieß es im Anschluss.
Was er von der Schneeballschlacht gehalten hat, die es im Hof der Technoalpin bei 35 Grad im Freien gab, ist nicht bekannt.