Umwelt | Pestizide

Die Wachmarke

Das Umweltinstitut München macht mit einer provokanten Plakataktion auf die Südtiroler Diskussion um das Malser Pestizidverbot aufmerksam. Was tun die IDM und das Land?
Pestizidtirol-Plakat in München
Foto: Umweltinstitut München
Das Großplakat hängt seit Donnerstag Früh im Herzen von München an der S-Bahn-Station Karlsplatz. Das Plakat zeigt eine Obstplantage, durch die ein Traktor fährt und Pestizide ausbringt. Ein Nebel aus Spritzmitteln steigt auf. „Südtirol sucht saubere Luft.“ steht in großen Buchstaben auf dem Foto.
Neben dem Markenzeichen Südtirol findet sich auch die Bezeichnung „pestizidtirol“ und der Hinweis auf eine eigenes eingerichtete Homepage (www.pestizidtirol.info).
Das Großplakat ist eine bewusste und durchaus gelungene Provokation des Umweltinstitut München. „In der Werbung präsentiert sich Südtirol als Urlaubsregion, in der man intakte Natur und grandiose Landschaften vorfindet“, kommentiert Karl Bär, Referent für Agrarpolitik am Umweltinstitut München. „Das passt nicht zu intensivem Pestizideinsatz und riesigen Apfel-Monokulturen. Südtirol muss sich entscheiden, wofür es stehen möchte: unberührte Natur oder Pestizidwirtschaft. Beides zusammen geht nicht. Deshalb lautet der Untertitel unseres Plakats ‚Südtirol sucht sich‘.
Das Umweltinstitut München ist eine Fixgröße im deutschen Umwelt- und Naturschutz. Als unabhängiger Verein setzt es sich seit mehr als 30 Jahren gegen Atomkraft, für gentechnikfreies Essen, für eine nachhaltige Energiewende und für den ökologischen Landbau ein. Bereits im vergangenen Jahr hat das Institut mit einer Kampagne für die pestizidfreie Gemeinde Mals Partei ergriffen.
 
Agrarreferent Karl Bär ist sich sicher: „Der Tourismus in Südtirol hat ein Pestizidproblem. Das Thema kann aber auch eine Chance für die Region werden. Stellen Sie sich vor, das Beispiel Mals würde Schule machen und weitere Gemeinden würden sich einer pestizidfreien Landwirtschaft verschreiben. Davon würden nicht nur die Umwelt und die Gesundheit profitieren, sondern gerade auch der Tourismus. Eine bessere Werbung für Urlaub in Südtirol könnte es doch gar nicht geben.“
Das Land Südtirol und die IDM dürften mit dieser Werbung keine Freude haben.  Das Plakat ist bewusst der derzeitigen IDM-Kampagne „Südtirol sucht...“ nachempfunden und in Pestizidtirol, wird das Südtiroler Markenzeichen verballhornt. Offiziell braucht es zu Nutzung eine Genehmigung.
Man kann davon ausgehen, dass die zuständigen Landesstellen jetzt die Anwälte bemühen werden. Genau das aber dürfte ein Schuss sein, der ordentlich in die Hose geht. Denn damit macht man der Aktion des Münchner Umweltinstitutes die beste Werbung. Und das Thema Pestizideinsatz in Südtirol wird in Deutschland spätestens dann zum Medienthema.