Die sizilianische Vesper
Konnte ein nüchterner Beobachter von den Wahlen in Sizilien anderes erwarten als Ernüchterung? Wohl kaum. Eine Insel, die sich seit Jahrzehnten als Brutstätte von Korruption und übelster Klientelwirtschaft erweist. Wo jedem Bürger jährlich aus den reichen Regionen des Nordens 4282 Euro in die Tasche fließen und die Gesamtverschuldung auf acht Milliarden Euro angewachsen ist. Eine Insel, auf der in den letzten Jahren 52 Milliarden an Steuern hinterzogen wurden und 770.000 Bewohner einen condono für ihre Bausünden beantragt haben.
Schon im Vorfeld gerieten die Regionalwahlen zu einem Ballett der impresentabili – der Kandidaten mit Vorstrafen oder undurchsichtigen Beziehungen zur Mafia. Wenige Stunden vor Einreichung der Listen wechselten flugs 14 Kandidaten vom Mittelinkslager in jenes Berlusconis – wahrlich nichts Neues in einer Region, deren Abgeordnete sich mit dem Titel deputati schmücken und ein Bruttogehalt von 11.000 Euro beziehen.
Wie gestört das Verhältnis zwischen Bevölkerung und Politik ist, demonstriert vor allem die Wahlbeteiligung: über 53 Prozent sind zuhause geblieben - eine bisher nie erreichte Rekordzahl.
Die Auszählung der Ergebnisse verlief am Montag so, also wolle Sizilien vor den zahlreichen Fersehkameras seine beispiellose Ineffizienz beweisen: 20 Stunden nach Schließung der Wahllokale war man von einem Enedergebnis nochimmer weit entfernt. Allein in Catania legten fast 100 Präsidenten von Wahlsitzen ihr Amt nieder.
Ein Blick auf das Ergebnis suggeriert drei Schlussfolgerungen: Silvio Berlusconi hat mit 81 Jahren die Rückkehr aufs politische Parkett geschafft, die Fünf-Sterne-Bewegung gibt ein kräftiges Lebenszeichen und wird mit 27 Prozent stärkste Partei im Regionalrat und Renzis Partito Democratico bewegt sich immer deutlicher in Richtung Desaster.
Der Kandidat des Rechtsbündnisses und ehemalige MSI-Exponent Nello Musumeci lag mit rund 40 Prozent vor dem Fünf-Sterne-Rivalen Giancarlo Cancellieri mit 35. Hoffnungslos abgeschlagen der Kandidat des Partito Democratico, Fabrizio Micari mit 18 Prozent. Palermos Bürgermeister Leoluca Orlando sprach vom "Untergang der Titanic" und bezeichnete den bisherigen Präsidenten Rosario Crocetta als "calamità istituzionale". Im Partito Democratico fliegen bereits die Fetzen. Für den selbstgefälligen Parteichef Matteo Renzi kommt das Ergebnis einem Desaster gleich. In der Partei mehren sich die Forderungen, ihn als Spitzenkandidat bei den nächsten Wahlen durch Claudio Gentiloni zu ersetzen.
Ostia: zwei Drittel bleiben zuhause
Gewählt wurde am Sonntag auch in Ostia, einem der bevölkerungsreichsten Stadtviertel Roms, das wegen Unterwanderung durch die Mafia kommissarisch verwaltet war. Es war die erste Wahl nach der Kür Raggis zur Bürgermeisterin der Hauptstadt.
Wahlberechtigt waren 220.000 Bürger – die Zahl einer italienischen Großstadt. Zwei Dittel blieben zuhause und bestätigten damit die rapid wachsende Distanz zwischen Bürger und Politik. Die Wahlen demonstrierten augenfällig die prekäre Situation in der Peripherie der Hauptstadt. Bei einem Gewitter wurden etliche Wahlsitze überschwemmt, in anderen fiel der Strom aus. In der Stichwahl treffen die M5S-Kandidatin Guliana di Pillo (30 Prozent) und ihre Forza-Italia Gegnerin Monica Picca (27 Prozent) aufeinander. Der Partito Democratico musste sich mit 13 Prozent begnügen. Der vom lokalen Mafia-Clan unterstützte Casapound-Faschist Luca Marsella schaffte ein bedenkliches Ergebnis von fast 10 Prozent. Seine Unterstützung wird bei der Stichwahl vermutlich entscheidend sein.
es wäre an der Zeit, daß
es wäre an der Zeit, daß sich die übereiligen lokalen Renzianhänger (Costa und Genossen) von ihrem Leumund etwas distanzieren und einen eleganten Ausweg suchen (Huber soll sich in seinem jugendlichen Übermut etwas einfallen lassen) ; Gentiloni könnte als Ansprechpartner für die Autonomie-Achse SVP - PD dienlicher sein. Natürlich immer vorausgesetzt, daß , in weiser Voraussicht, die Blockfreiheit nicht wieder zum Tragen kommt.
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?? Der Kandidat des Rechtsbündnisses und ehemalige MSI-Exponent Nello Musumeci lag mit rund 38 Prozent vor dem Fünf-Sterne-Rivalem Nello Musumeci mit 36. ??
Giancarlo Cancelleiri ist der Name des Kandidaten vom Movimento 5 Stelle in Sizilien :-)