Das SAD-Ei
“Ich bin es einfach leid, ständig völlig inkompetente und in fachlicher Hinsicht falsche Schreiben von der Landesverwaltung zu erhalten.” Mit diesen Worten wandte sich Ingemar Gatterer vor gut einem Monat an Landeshauptmann Arno Kompatscher. Der Mehrheitseigentümer der SAD AG wetterte gegen die Landesbeamten und beschwerte sich über “einen Abteilungsdirektor, der glaubt, er sei hochkompetent, aber jeder Brief, den er versendet, ist in jedem zweiten Absatz falsch”.
Dabei wäre es ratsam, vor der eigenen Tür zu kehren. Denn in der SAD ist ein peinlicher Patzer passiert, der nun viele unangenehme Fragen aufwirft.
Ein Ei...
Beim ASGB staunte man nicht schlecht. Am Montag (27. November) fand die Erstverhandlung vor dem Arbeitsgericht statt, wo der ASGB und zwei weitere Fachgewerkschaften Rekurs gegen die SAD AG eingereicht haben. In drei getrennten Verfahren werden die Arbeitsrichter über mehrere Vorwürfe im Zusammenhang mit der einseitigen Kündigung sämtlicher Zusatzverträge befinden. Die SAD hat sich am Montag in das vom ASGB angestrengte Verfahren eingelassen.
Doch etwas ganz anderes sorgt nach dem ersten Verhandlungstermin für verwunderte Gesichter – und gar einige Fragen.
Wie berichtet hatte die SAD den ASGB aufgefordert, den Rekurs, der von dessen Rechtsanwälten auf deutsch verfasst wurde, ins Italienische zu übersetzen. Die ASGB-Anwälte stellten das knapp 50-seitige zweisprachige Dokument der SAD zu. Diese hinterlegte, wie üblich, mit der Einlassung in das Verfahren eine Abschrift des ihr zugestellten Rekurses beim Arbeitsgericht. Dabei beanstandete die SAD, dass die italienische Version unvollständig sei. Was die Anwälte der ASGB wiederum bestritten. Wie dem auch sei, abgesehen davon, dass im italienischen Teil des Schriftsatzes, den die SAD vorgelegt hat, einiges durcheinander geraten scheint – ein paar Seiten fehlen, einige gibt es doppelt –, findet sich in der deutschen Version ein Knüller.
... ausgebrütet zwischen Seite 6 und 7
Zwischen Seite 6 und 7 stößt man auf ein Blatt Papier, “das mit unserem Rekurs nichts zu tun hat”, heißt es aus der Anwaltskanzlei, die den ASGB vertritt. Von ihnen stamme die Tabelle mit dem hochinteressanten Titel nicht, versichern die Rechtsanwälte. Woher kommt die Unterlage dann? Die einzig schlüssige Erklärung ist, dass beim Kopieren bzw. Einscannen des ASGB-Rekurses bei der SAD etwas mächtig schief gelaufen ist. Wie sonst sollten die “Simulationen ABD” in das von der SAD beim Arbeitsgericht als Rekurs des ASGB vorgelegte Papier gelangt sein?
Bekanntlich hat die SAD AG Interesse an der Übernahme des Flughafenbetriebs angemeldet. Die SAD ist einer der drei Interessenten, die bis 29. September dieses Jahres ein unverbindliches Angebot zur Übernahme der Flughafen-Betreibergesellschaft ABD beim Amt für Eisenbahnen und Flugverkehr in der Abteilung Mobilität hinterlegt haben. Noch steht die Zukunft des Flughafens in den Sternen, noch ist die Ausschreibung nicht gemacht, noch laufen Vorgespräche mit den Interessenten.
SAD-Simulationen
Aber natürlich spielt jedes vernünftige Unternehmen, das mit dem Gedanken liebäugelt, Betriebszweige oder ganze Betriebe zu übernehmen, verschiedene Szenarien durch: Rechnet sich das Geschäft? Welche Investitionen sind nötig? Wie hoch fällt der zu erwartende Gewinn bzw. Verlust aus? Und genau das scheint die SAD auch im Falle der Übernahme der ABD und damit der Konzession für den Flughafenbetrieb gemacht zu haben. Auf dem Zettel, der in die Rekursunterlagen gerutscht ist, rechnet man vier Varianten durch – mit unterschiedlich hohen Investitionssummen, verschiedenen Einsparungsszenarien und entsprechenden Gewinnaussichten von bis zu 1,26 Millionen Euro – vermutlich im Jahr – im “best case”.
Einige Details gewähren tiefe Einblicke in die Pläne der SAD nach einer möglichen Übernahme der ABD. So ist etwa von “Kosteneinsparung bei Personal” die Rede. Ebenso scheint unter “Einnahmen” die Verlegung der SAD-Busremise und des SAD-Sitzes auf – aller Voraussicht nach zum Flughafengelände. Investieren will man, zumindest laut Simulation, unter anderem in Parkplätze, Abstellflächen und in “Verlängerung Flugbahn”.
Den Längeren gezogen
Schwarz auf Weiß steht das, was Landeshauptmann Arno Kompatscher zuletzt Anfang November kategorisch ausschloss, nämlich eine Verlängerung der Start- und Landebahn des Flughafens. Die Grünen hatten im Landtag gefordert, die Möglichkeit zur Verlängerung aus dem Bauleitplan der Gemeinde Leifers zu streichen. SVP und PD stimmten dagegen, was bei den Grünen den Verdacht nährte, dass man “die bereits schleppende Übergabe an Private” nicht zusätzlich schwächen wollte. Die Möglichkeit für Private, nach einer Übernahme des Flughafenbetriebs die Start- und Landebahn von 1.292 auf 1.432 Meter zu verlängern, besteht also weiterhin.
Und die SAD will diese Möglichkeit im Falle eines Einstiegs in den Flughafenbetrieb offensichtlich wahrnehmen. Das beweist nicht nur die nun aufgetauchte Tabelle. Auch SAD-Direktor Mariano Vettori ließ jüngst an:“Wie will man einen Flughafen ohne Verlängerung produktiv betreiben?” Und Ex-Landeshauptmann Luis Durnwalder, der mittlerweile für die SAD als Berater tätig ist, meinte auf einer Veranstaltung im Trentino: “Die Verlängerung wird gemacht.” Politische Versprechen hin oder her. Die dürften ohnehin wertlos sein. Denn das Land gibt mit dem Ausstieg aus dem Flughafen das Zepter ab. Und es wäre abenteuerlich zu erwarten, dass sich gerade die SAD-Führung um Mehrheitseigentümer Ingemar Gatterer an ein Wort halten wird, das Landeshauptmann Arno Kompatscher gegeben hat, den Gatterer immer wieder öffentlich attackiert.
Beim ASGB will man nach dem Überraschungsei, das die SAD gelegt hat, von der Unternehmensführung nun erstmal etwas ganz anderes klar gestellt wissen, erklärt einer der Anwälte. “Von welchen Einsparungen beim Personal ist in dieser Simulation, die jetzt aufgetaucht ist, die Rede? Hängen die Aufkündigungen der Betriebsabkommen mit den SAD-Mitarbeitern mit der möglichen Übernahme des Flughafenbetriebs zusammen?”, fragt sich Felix von Wohlgemuth. Mitte Dezember soll feststehen, wie es mit den drei Rekursen gegen die SAD weitergeht.
Schmierentheater hinter den
Schmierentheater hinter den Kulissen. SAD Berater Durnwalder,seit wann hat er Entscheidungsvollmacht über die Verlängerung des Bozner Flughafens????? Herr Kompatscher wie sehen sie das????? Augen zu und durch??????
und wenn es völlige Absicht
und wenn es völlige Absicht war dieses Papier an die Öffentlichkeit zu verteilen ? Vielleicht doch ein genialer Schachzug vom Ingomar.
Interessant: Als "Einkünfte"
Interessant: Als "Einkünfte" fehlen komplett bspw. die "Garagengebühren" der Flugzeuge: Für eine 5-Tonnen-Maschine kassiert beispielsweise der FH Innsbruck 17500 Euro/Jahr (2015). Ein Schuft, der Böses dabei denkt.
Vgl. auch Gutachten S. 35. Im Kleingedruckten nebenbei erwähnt.
Die Begründung, das nicht zu verrechnen, liefert das GA gleich mit: "...wie italienweit üblich...".
So viel zum Thema "Gutachter". Und sonst wird ja immer darauf hingewiesen (SWZ), wie schlecht die Restitaliener gegenüber den Südtirolern sind. Aber wenn's ihnen dann zufällig in den Kram passt... Wie denn nun?
900 000 Euro Strom durch
900 000 Euro Strom durch Fotovoltaik?
Hmm. http://www.bolzanoairport.it/de/geschichte-des-flughafens.htm
"Diese produziert insgesamt 724 KWp pro Jahr." Ahja!
Da musste ich auch nachgucken, was "KWp" heisst. Kilowatt-peak heisst das.
Das ist Leistung - und kein Ertrag.
Weiss jemand, mit was das hier vergütet wird?