Die Forschungssymphonie
Man kann es musikalisch sehen: Will Südtirol im regionalen Konzert der Forschungsstandorte die erste Geige spielen, muss der Klangkörper mehr als nur die richtigen Töne treffen.
Wie ein Orchester gilt es die Forschungsplayer aufeinander ein- und abzustimmen. “Netzwerk und Kooperation” lautet das Gebot der Stunde, um das Stück “Forschungsoffensive” zum Klingen zu bringen.
Am Mittwoch Vormittag wurde die Forschungsstrategie, die die Landesregierung im Dezember beschlossen hat, der Fachwelt vorgestellt. In einem bestens gefüllten Foyer präsentierten Landeshauptmann Arno Kompatscher, sein Ressortleiter Ulrich Stofner und Abteilungsdirektor Vito Zingerle die Vision der Landesverwaltung für Forschung und Entwicklung.
Über dem Ensemble schweben die wohl bekannten 0,75 Prozent. So viel ging aus dem Südtiroler Bruttoinlandsprodukt zuletzt in R&D (Resesarch & Development – Forschung und Entwicklung). Zu wenig, darüber sind sich alle im Saal – Politik, Landesverwaltung, Forschungsinstitutionen – einig. Zumal die Qutoe Trentino bei 1,9 und in Tirol gar bei 3,1 Prozent liegt.
Um aus dem Forschungs-Lento ein Andante oder gar ein Allegro zu machen, wird die Förderung von Forschung und Entwicklung, von Wissenschaft und Innovation ab heuer kräftig forciert. Man kennt die Schwächen des Landes, die zugleich als Stärken genutzt werden können: “Wir sind klein, daher gilt es, sich mit den besten Partnern zu vernetzen und sich auf Bereiche zu konzentrieren”, bringt es Ulrich Stofner auf den Punkt.
Gelingen soll das durch die fünf Punkte, die die Forschungsstrategie des Landes umfasst. Ab 2018 gibt es einen neuen Wissenschaftsfonds. Vier Millionen Euro stellt das Land jährlich für die Förderung von Forschungsprojekten bereit von Südtiroler Forschern und Forschungseinrichtungen. Damit gibt es nun zwei Schienen der Förderung von Forschung und Entwicklung: jene für Forschungsinstitutionen läuft über den neuen Fonds, die zweite über die Innovationsförderung für Unternehmen.
Um die grenzüberschreitenden Kooperationen etwa mit Universitäten und Instituten in Bayern und Baden-Württemberg, aber auch mit italienischen Playern zu verstärken, wird es bilaterale Abkommen mit Südtirol geben. Außerdem sollen Südtiroler Akteure wie der Sanitätsbetrieb intensiver in Forschungsvorhaben eingebunden werden, die Präsenz in Brüssel und damit der Zugang zu EU-Direktförderungen ausgebaut werden. Und schließlich setzt man auf den Umbau der Abteilung 34 für Forschung, Innovation und Universität. Seit Oktober 2017 leitet Vito Zingerle als Direktor die Abteilung, der drei Ämter untergeordnet sind: jenes für Innovation und Technologie, jenes für Wissenschaft und Forschung und jenes für Infrastruktur und Telekommunikation.
“Nicht nur Zukunftsmusik” seien die Maßnahmen, betont Landeshauptmann Kompatscher. Es werde bereits an der konkreten Umsetzung gearbeitet. “Schließlich hat Südtirol die Ambition, immer zu den Besten zu zählen.”
“Es ist nicht akzeptabel, ja, gefährlich wenn wir in den Ausgaben für Forschung derart hinterherhinken”, meint Uni-Rektor Paolo Lugli, der mit Präsidentin Ulrike Tappeiner gekommen ist. Umso notwendiger sei die Zusammenarbeit, wie etwa jene der Freien Universität Bozen mit der EURAC im Technologiepark NOI. Diese erwähnt auch EURAC-Präsident Roland Psenner, der sich zugleich überzeugt zeigte, dass durch die neue Forschungsoffensive Südtirol an Attraktivität für die “besten Köpfe des Landes” gewinnen werde. “Ohne Forschung gibt es keine Zukunft”, mahnt Psenner an. “Relevant und wichtig für uns” seien die Maßnahmen auch für die Laimburg, stimmt Angelo Zanella seinen Vorrednern zu.
“Musik in meinen Ohren”, zeigt sich der Landeshauptmann am Ende zufrieden.