Politik | Interview

“Vom Abstellgleis holen”

Otto von Dellemann rückt für Dieter Steger in den Landtag nach. Was der Vorsitzende der SVP-Senioren vorhat – und ob er bei den Wahlen im Herbst antreten will.
Otto von Dellemann
Foto: LPA/Karin Leiter

Wenn am Dienstag Nachmittag die April-Sitzung des Landtages eröffnet wird, wird ein neues Gesicht unter den 35 Landtagsabgeordneten zu sehen sein.
So neu ist es dann aber doch nicht. Denn bereits 2012 rückte Otto von Dellemann in den Landtag nach – für Michl Laimer, der im Zuge des SEL-Skandals seinen vorzeitigen Rücktritt einreichte.
Sechseinhalb Jahre später zieht der heute 64-jährige ehemalige Bürgermeister von Andrian und Vorsitzende der SVP-Senioren anstelle von Dieter Steger in den Landtag ein. Der (Noch-)SVP-Fraktionssprecher und Neo-Senator hat vergangene Woche seinen Rücktritt als Landtagsabgeordneter eingereicht.
6.835 Stimmen erzielte Otto von Dellemann bei den Wahlen 2013 – und verpasste den Einzug in den Landtag nur knapp.


salto.bz: Herr von Dellemann, Sie rücken nicht zum ersten Mal für die SVP in den Landtag nach…

Otto von Dellemann: Im November 2012 bin ich für Landesrat Michl Laimer nachgerückt, ja. Unter für den Landesrat damals vielleicht weniger glücklichen Umständen als heute für Dieter Steger, der ja in den Senat eingezogen ist.

Wie haben Sie reagiert als Sie erfahren haben, dass Sie für Steger nachrücken?

Ich trete das Mandat gerne an, weil ich weiß, dass man etwas bewegen kann. Sofern das in dieser kurzen Zeit überhaupt möglich ist.

Ich weiß, was auf politischer Ebene läuft.

Die Legislaturperiode dauert nur mehr ein halbes Jahr.

Richtig. Dennoch stehen ein paar Dinge an, die ich nun mitgestalten darf und kann. Und das tue ich mit Freude. Ich erachte das Landtagsmandat nicht als Belastung.

Auch weil Sie inzwischen in Pension sind – und Zeit haben?

Es geht leichter, weil ich beruflich nicht mehr eingespannt bin. Als Pensionist habe ich eine gewisse Freizeit.

Trotzdem sind Sie sehr aktiv.

Ich bin derzeit noch bei der Kolpingsfamilie Bozen tätig, für die Senioren, aber auch im Vorstand des Kolpinghauses. Außerdem bin ich Vorsitzender der SVP-Senioren und auch Vorsitzender der Plattform des Seniorenbundes – des Zusammenschlusses aller 16 deutschsprachigen Seniorenverbände Südtirols. Und dann bin ich noch Präsident der Genossenschaft “Wohnen im Alter”, die bei der Arche des KVW angesiedelt ist.

Schaffen Sie es, all die Tätigkeiten samt Landtagsmandat unter einen Hut zu bekommen?

Ich glaube schon. Weil meine ehrenamtliche und die politische Tätigkeit doch eng beinander liegen. Man kann das eine mit dem anderen verbinden.

Ich möchte den Senioren die Wertschätzung zum Ausdruck bringen, die sie verdienen.

Welche Anliegen wollen Sie in den kommenden Monaten weiterbringen?

Eines ist sicherlich, die Thematik der Senioren immer wieder öffentlich zu machen. Die Lobby ist eigentlich relativ stark – numerisch. Aber oft fühlen sich die Senioren an die Seite gedrängt, auf dem Abstellgleis abgestellt. Für diese Menschen will ich ein Sprachrohr sein und der Öffentlichkeit zeigen, die Senioren sind auch noch da – nicht nur physisch, sondern sie haben auch noch etwas mitzureden und bringen ihre Erfahrung ein. Ich möchte den Senioren die Wertschätzung zum Ausdruck bringen, die sie verdienen.

Wie?

Ein konkretes Thema ist die Rente. Es gibt doch einige, die nur ein Minimum an Rente haben. Dort muss man schauen, eine Lösung zu finden. Ich weiß, dass eine Erhöhung der Rente angestrebt wird. Aber so einfach ist das nicht, weil das eine Sache des Staates ist und es manchmal Komplikationen gibt. Aber man muss ergänzende Maßnahmen treffen und schauen, über Umwege zu Lösungen zu kommen. Darüber sollte man nachdenken.

Ich trete das Mandat gerne an.

Wie haben Sie sich in den vergangenen Wochen auf Ihren Einzug in den Landtag vorbereitet?

Beim letzten Mal, 2012, war es schwieriger, weil ich nicht wusste, was mir bevorsteht. Jetzt weiß ich es. Rein aus organisatorischer Sicht habe ich mich nicht besonders vorbereitet, weil ich weiß, wie es läuft und welche Möglichkeiten man hat. Sicher, die Zeit ist ganz kurz – in einem halben Jahr stehen die Landtagswahlen an.

Sie werden nicht ins kalte Wasser geworfen?

Nein, das nicht. Da ich auch in der Parteileitung der Südtiroler Volkspartei sitze, erlebe ich das Politische hautnah mit. Ich weiß, was auf politischer Ebene läuft, zum einen weil es mich interessiert und zum anderen weil ich als Vorsitzender der SVP-Senioren direkt damit beschäftigt bin.

Werden Sie im Herbst erneut bei den Landtagswahlen antreten?

Eher nicht. Man soll im Leben niemals nie sagen. Aber eher nein.