Der Konzessions-Countdown läuft
Man ist in Verzug. Und das deutlich. Im April 2017 sollte die Ausschreibung der außerstädtischen Buslinien veröffentlicht, ein Jahr später, im April 2018, die Dienstleistungsverträge unterzeichnet werden. So der ehrgeizige Fahrplan, den Mobilitätslandesrat Florian Mussner im August 2015 präsentierte.
Denn die laufenden Bus-Konzessionen für den öffentlichen Personennahverkehr sind nur bis 18. November 2018 gültig. Und müssen laut EU-Richtlinie EU-weit ausgeschrieben werden.
Doch das Ganze ist ins Stocken geraten. Bei der Neuvergabe der innerstädtischen Buslinien in Bozen, Meran und Leifers hat man sich beim Land für eine Inhouse-Lösung entschieden. Die SASA wird den Dienst weiterhin durchführen, dank Beteiligung des Landes an der Gesellschaft. Im Falle der außerstädtischen Buslinien hat man in akribischer Vorarbeit eine Ausschreibung vorbereitet, mit der man vor allem auf eines abzielt: “Die Qualität noch weiter steigern, sie noch nutzerfreundlicher machen und für die Menschen eine noch bessere Vernetzung anbieten”, fasste Landeshauptmann Arno Kompatscher die wichtigsten Ziele in den vergangenen Monaten immer wieder zusammen. “Zudem wollen wir ein faires und offenes Wettbewerbsverfahren garantieren, aber auch die größtmögliche Beteiligung für kleine und mittlere Unternehmen gewährleisten.”. Geheimnis, dass das vor allem dem größten Bus-Dienstleister SAD sauer aufstößt, ist das längst keines mehr. Rekurse, Drohbriefe und öffentliche Rundumschläge von SAD-Mehrheitseigentümer Ingemar Gatterer sind der beste Beweis. Und dürften mit ein Grund gewesen sein, warum man sich beim Land viel Zeit genommen hat, um die Ausschreibung vorzubereiten.
Nun aber ist es endlich so weit. Nachdem die Landesregierung bereits Mitte April die “Anberaumung der Ausschreibung zur Vergabe der außerstädtischen Buslinien” beschlossen hatte, wurde die Ausschreibung am gestrigen Mittwoch, 6. Juni, um 18 Uhr auf dem Vergabeportal des Landes veröffentlicht.
Wie berichtet gibt es eine Lossperre, das heißt, an einen Dienstleister können höchstens zwei der vier Lose, die im Landesmobilitätsplan festgelegt wurden, vergeben werden. Diese und all die anderen Spielregeln – Sozialklausel, Zweisprachigkeitspflicht für die Fahrer und weitere Qualitätsstandards – sowie alle weiteren Ausschreibebedingungen sind in einem knapp 50-seitigen Dokument festgehalten.
Vergeben werden die Konzessionen für zehn Jahre. Vorgesehen ist dafür eine Investition von über 800 Millionen Euro:
- 236.730.565,93 Euro für das Los “Bozen und Umgebung-Überetsch-Unterland”
- 143.114.148,50 Euro für das Los “Vinschgau-Burggrafenamt”
- 195.329.192,78 Euro für das Los “Eisacktal-Wipptal”
- 224.886.186,39 Euro für das Los “Pustertal”
“Das Angebot wird nach dem Kriterium des wirtschaftlich günstigsten Angebots nach Preis und Qualität (…) ausgewählt”, heißt es unter dem Abschnitt “Zugschlagskriterium”. Ausschlaggebend für die Vergabe der Konzessionen wird aber vor allem die Qualität sein, die mit 70 Punkten deutlich mehr Gewicht bei der Bewertung der Angebote haben wird. Der Preis wird mit 30 Punkten gewichtet.
Bis 6. Juli um 10 Uhr können die Angebote online eingereicht werden