Politik | Wahlen 18 Elezioni

"Wir haben unsere Wähler enttäuscht"

Ulli Mair und die Freiheitlichen müssen eine beispiellose Wahlschlappe hinnehmen. "Wir haben uns zu sehr mit uns selbst beschäftigt, anstatt Wahlkampf zu betreiben. "
Pius Leitner, Florian von Ach, Andreas Leiter Reber, Ulli Mair
Foto: Salto.bz

salto.bz: Die Freiheitlichen haben wohl am meisten eingebüßt bei diesen Wahlen, es sind ein paar Stimmen auf dem Weg liegen geblieben. Worauf führen Sie das zurück? Ist es eine persönliche Niederlage oder spielen da die Faktoren des innerparteilichen Umbruchs und der Probleme der letzten Jahre eine Rolle?

Ulli Mair: Ein paar Stimmen ist gut. Ich würde sagen, es ist eine Mischung aus beidem. Wenn die Partei so schlecht abschneidet, kann  man das alleine nicht stemmen. Aber natürlich, die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Ich persönlich habe mehr Stimmen verloren als die Partei dieses Mal insgesamt Stimmen gemacht hat. Das gibt zu denken. Andererseits bin ich nach wie vor die Meistegewählte auf der Liste. Man muss jetzt natürlich analysieren, denn es sind – auch von meiner Seite – Fehler passiert und dass nicht nur in den letzten zwei Jahren. Die Fehler haben schon dann begonnen, als die Rentendebatte ins Rollen kam. Da hätte man sicher einiges besser machen können, angefangen bei den öffentlichen Stellungnahmen, Interviews und beim generellen Umgang mit der Debatte. Und da sitzt der Stachel bei unseren Wählern sehr tief, wir haben sie enttäuscht.

Man muss jetzt natürlich analysieren, denn es sind – auch von meiner Seite – Fehler passiert und dass nicht nur in den letzten zwei Jahren. Die Fehler haben schon dann begonnen, als die Rentendebatte ins Rollen kam.

 

Könnte es auch daran liegen, dass der Wahlkampf zu eingleisig war? Das alles beherrschende Thema war ja die Migrationsdebatte.

Wir haben 35 Kandidaten, jeder war eingeladen, seine eigenen Themen einzubringen. Ich habe mich auf diese Themen festgelegt und habe das beste Ergebnis eingefahren. Jeder Kandidat kann für sich selbst Inhalte lancieren. Uns ist aber ein strategische Fehler passiert, worauf ich auch hingewiesen habe: Wir haben uns zu sehr mit dem Doppelpass beschäftigt. Es ist bei der breiten Masse nicht als Wahlkampthema angenommen worden.

 

Wohin sind die Wähler?

Während wir uns immer wieder in Interviews und Stellungnahmen damit beschäftigt haben, ist die Lega mit dem Thema Migration an uns vorbeigezogen. So haben sie auch viele deutsche Wähler für sich gewinnen können, das muss man sich eingestehen.

 Wir haben uns zu sehr mit dem Doppelpass beschäftigt. Es ist bei der breiten Masse nicht als Wahlkampthema angenommen worden.

Und die Protestwähler von vor fünf Jahren?

Viele sind wohl zu Köllensperger übergesprungen, jedoch muss man da erst die Wählerstromanalyse abwarten. Jedoch auf dem ersten Blick sind sicher viele eben zur Lega, die auch in deutschen Gemeinden einen Stimmenzuwachs verzeichnen kann, und im Pustertal und Vinschgau konnte Köllensperger die Stimmen für sich gewinnen. Da kann man sich leicht ausrechnen, dass da unsere Stimmen auch dabei waren.

 

Was muss innerparteilich verändert werden?

Was mir besonders Leid tut, ist, dass wir uns besonders intern durch Streitereien selbst geschwächt haben. Das hemmt, wenn man zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist, anstatt sich im Wahlkampf den eigentlichen Themen zu widmen. Folglich haben wir das Ergebnis erhalten, das wir uns verdienen. Der Wähler akzeptiert und toleriert sowas nicht; aber die Botschaft ist angekommen. Wir werden uns dahinter setzen und fest daran arbeiten, die Stimmen wieder zurückzuholen.