Verheerende Unwetter
Extrem viel geregnet und gehagelt hat es gestern Abend im Talkessel von Bozen und in der Umgegend von Andrian bis Oberbozen. Wie Dieter Peterlin vom Landeswetterdienst am Montag morgen auf RAI Südtirol berichtet, sind in nur 2 Stunden bis zu 70 mm Niederschlag gefallen, das sei etwa die Menge eines ganzen Monats September. Nun habe sich das Wetter wieder beruhigt, am Montag sind keine Gewitter mehr zu erwarten, allerdings weht ein starker und kühler Nordwind.
Die wolkenbruchartigen Gewitter vom Sonntagabend haben nicht nur Straßen verlegt und Bäche zum Überlaufen gebracht, sondern auch ein Todesopfer gefordert. Der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr von Atzwang, der 39-jährige Alexander Mayr wurde von einem Erdrutsch verschüttet und starb darin. Walter Depaoli von der Bozner Berufsfeuerwehr ist geschockt: "Es war nicht vorherzusehen, denn die Freiwillige Feuerwehr von Atzwang rückte zu einem kleinen Einsatz auf der Staatsstraße nördlich von Blumau aus, einer Überschwemmung und einem kleineren Erdrutsch, erst der zweite, sehr überraschende Rutsch von Steinmassen hat das tragische Unglück bewirkt," erzählt Depaoli im Morgengespräch von RAI Südtirol. "Wenn man erst einmal mit dem ganzen Körper in den Geröllmassen steckt, kommt man kaum mehr heraus."
Der "Hotspot" der Wolkenbrüche lag genau zwischen dem Ritten und dem Schlerngebiet, so Hans Peter Staffler vom Zivilschutz.
Die Bozner Berufsfeuerwehr war mit dem Landesgeologen Volkmar Mair am Ort der Murenabgänge auf der Staatsstraße zwischen Blumau und Atzwang: Eine 80 Meter breite Schlammschicht, etwa 1.500 bis 2.000 Kubikmeter Material, hat die Straße verschüttet, darüber fließen nun 2 Bäche, so Depaoli. Das "Epizentrum" der Wolkenbrüche befand sich genau zwischen dem Ritten und dem Schlerngebiet über diesem Abschnitt des Eisacktals, deswegen die sehr plötzlich stürzenden Erdmassen. "Dass es diese Menge an Niederschlag genau an dieser Stelle geben würde, konnten wir nicht vorhersagen," berichet Hans Peter Staffler vom Südtiroler Zivilschutz. "Wir haben uns am Sonntag vormittag mit den Kollegen vom Landeswetterdienst und der Wildbachverbauung zu einer Sitzung getroffen und die Prognose lautete, 20 bis 30 mm werden fallen." So war es auch im übrigen Land.
"Tragisch ist der Tod des Feuerwehrmannes Alexander Mayr", sagt Staffler, "denn er und seine Mannschaft wurden zu einem vergleichsweise kleinen Einsatz gerufen." Ereignisse wie diese, die in der Nacht passieren, seien immer gefährlich, die Verantwortlichen versuchten sich ein Bild der Lage zu machen. Dabei sei das Unglück passiert.
Am Ritten und im Schlerngebiet rückte die Freiwillige Feuerwehr zu 70 Einsätzen aus, viele kleine Überschwemmungen und Murenabgänge. Die Straße zwischen Niederwangen und Klobenstein wurde verschüttet, ebenso die Straße oberhalb von Blumau nach Völs. In Atzwang wird der Verkehr über die Autobahn geleitet, in etwa 2 Tagen werden die Aufrämarbeiten zu Ende sein.