CLIL ist nicht Immersion
Frisch voran also: das Sprachenlernen in den deutschen Schulen Südtirols soll verbessert werden. Ein Weg dazu heißt CLIL, die integrierte Fremdsprachen- und Sachfachlern-Methode. „Nein,“ es handle sich nicht um Immersion, denn diese setze den Fremdsprachenunterricht jenem in der Muttersprache gleich.“ CLIL hingegen ist ein pädagogischer Ansatz, in welchem eine zweite Sprache für die Vermittlung und das Lernen von Sachfächern und von Sprache mit dem Ziel eingesetzt wird, sowohl die Beherrschung des Sachfaches als auch der Sprache zu fördern, lautet die offizielle Version des deutschen Schulamtes. Spitzfindigkeiten? "Es ist wichtig, dass unser Artikel 19 nicht verletzt wird," sagt Landesrätin Kasslatter Mur. Etwas gerüttelt wird doch daran, denn die Prüfungsabnahme in diesen Fächern geschieht nicht in der Muttersprache. „Die Bewertung des Unterrichtsfaches in der Fremdsprache ist nicht konform mit dem muttersprachlichen Ansatz im Artikel 19, und das ist uns bewusst.“ Doch sei ihr auch bewusst, dass die fachliche Fremdsprachkompetenz immer wichtiger wird, von Eltern und Schülern gefragt ist und auch die muttersprachliche Kompetenz verbessern kann.
Das bilinguale Sachfachlernen kann in Projektform für das zweite Semester des Schuljahrs 2013/14 von allen Schulen angewandt werden, einige von ihnen nehmen ausdrücklich an einem Pilotprojekt des Landes teil, das am Ende der zweijährigen Testphase darüber entscheiden soll, ob die CLIL Methode ausgebaut wird oder nicht.
Die Sprachengymnasien in Bozen und Meran, das Kunstgymnasium Meran, das Sozialwissenschaftliche Gymnasium Meran, die WFO sowie die Fachoberschule für Tourismus und Biotechnologie Meran und das Oberschulzentrum Mals sind es, an denen in mehreren vierten und fünften Klassen noch im laufenden Schuljahr mit dem Pilotprojekt des bilingualen Sachfachunterricht begonnen wird.
Dabei wird beispielsweise an der Fachoberschule "Marie Curie" Rechtskunde ein Semester lang in Italienisch unterrichtet. An den Sprachengymnasien sind es zwei Fächer, die über ein Semester in Italienisch beziehungsweise in Englisch oder einer anderen Fremdsprache gelehrt werden. Die Landesregierung hat für den CLIL-Pilotversuch klare Vorgaben gemacht. So dürfen maximal zwei Nichtsprachenfächer in einer Fremdsprache unterrichtet werden, das Stundenkontingent darf die Hälfte des jeweiligen Jahresstundenkontingentes nicht überschreiten. Die Bewertung der Schülerleistungen erfolgt in Abstimmung mit dem muttersprachlichen Unterricht. Die zu verwendende Fremdsprache in der vierten Klasse muss Italienisch sein, in der fünften Klasse kann ein weiteres Nichtsprachfach in englischer Sprache unterrichtet werden.
"Begleitet wird der Pilotversuch von einem wissenschaftlichen Beirat, der bereits ernannt ist", so Schulamtsleiter Peter Höllrigl. Er verwies darauf, dass sowohl die sprachlichen, als auch die fachlichen Lernerfolge evaluiert würden und dass die Versuche an den jeweiligen Schulen in ein eigenes Sprachenkonzept eingebettet seien.
"Wesentlich für den Erfolg des Versuchs sind vorbereitete Lehrpersonen", meinte Schulinspektor Ferdinand Patscheider. Er berichtete über den vom Deutschen Schulamt vorbereiteten CLIL-Fortbildungslehrgang. Der 125 Stunden umfassende Lehrgang, zu dem sich zahlreiche Lehrpersonen gemeldet haben, wir Ende Jänner starten und soll im Juni abgeschlossen werden. Auf Staatsebene wurde 2010 mit der Reform der Oberstufe mit dem Unterricht eines Nichtsprachenfaches in einer Fremdsprache in der Abschlussklasse begonnen.
Von den Erfahrungen mit CLIL berichtete schließlich die Direktorin am Klassischen, Sprachen- und Kunstgymnasium Bozen, Martina Adami. Die Anwendung von Sprachen in verschiedenen Zusammenhängen verbessere nicht nur die Sprachkompetenz sondern steigere auch die Motivation zum Sprachenlernen, allerdings ersetze CLIL nicht den klassischen Sprachunterricht.