Das ist neu!
Gespannt blickten die Südtiroler Fußballfans auf den Rückrundenauftakt. Nach dem Weggang von Nicolussi Caviglia in der Winterpause (er wurde nach Turin zurückbeordet und sofort zu Salernitana weiterverliehen) waren viele Fragen offen: Kann der FC Südtirol den Abgang von Nicolussi Caviglia kompensieren? Wird es zu Veränderungen auf dem Spielfeld kommen? Wie wird man sich gegen einen der Aufstiegsfavoriten, Brescia Calcio, schlagen?
Nominell startete der FC Südtirol in der gewohnten 4-4-2-Grundordnung in die Partie gegen Brescia. Neuzugang Celli verteidigte hinten links, Bernardinelli rückte neben Kapitän Fabian Tait ins znetrale Mittelfeld, Mazzocchi und Rover bildetetn das Sturmduo. Und auch im Südtiroler Spiel veränderte Trainer Bisoli einiges: Mit Beginn des Spiels presste seine Mannschaft viel höher als in der Hinrunde, der gegnerische Spielaufbau wurde nach außen gedrängt, und sobald einer der Außenverteidiger angespielt wurde, initiierten die Südtiroler ihr Pressing.
Durch diese sehr aktive Herangehensweise wurde der geordnete Spielaufbau Brescias immer wieder gestört. Ein weiterer Effekt von höheren Pressing: Nach Ballgewinnen ist der Weg zum gegnerischen Tor sehr kurz, meist reichen 1-2 Pässe oder ein kurzer Sprint aus, um zum Torabschluss zu kommen. Einige wenige solcher Momente hatten die Gastgeber auch, mit zunehmender Spieldauer konnte sich Brescia aber immer öfter spielerisch vom Südtiroler Pressing befreien. Dies lag zum Einen an der spielerischen Qualität der Gäste, zum Anderen aber auch am (fehlenden) Feintuning des Südtiroler Pressings.
Die wichtigste Position in der Raute
Die Gastgeber zogen sich in Folge nach etwa 20 Minuten wieder etwas weiter in die eigenen Hälfte zurück, Brescia hatte in dieser Phase viel größere Ballbesitzanteile, ließ den Ball sehr geduldig laufen, konnte aber kaum klare Torchancen kreieren. Ein Grund für die mangelnde Torgefahr war die schwache Partie von Brescias "Spielmacher" Nicolas Galazzi. In einer Rauten-Formation, wie sie Brescia spielte, ist die Position hinter den Spitzen sehr wichtig. Wenn es dem Spieler auf dieser "Zehner-Position" gelingt, sich gut zwischen den Verteidigungslinien zu bewegen und anspielbar zu machen, könenn viele Torchancen entstehen. Das gelang Cesar Faletti von Ternana im Gastspiel im Drusus-Stadion Anfang November sehr gut. Seine kluge Positionierung zwischen den Südtiroler Verteidigungslinien sorgte immer wieder für Zuordnungsproblemen.
Brescias Angriffsbemühungen blieben aber immer wieder in der Nähe des Südtiroler Strafraums hängen. In der 30. Minute sorgte dagegen Matteo Rover mit einer tollen Einzelaktion für das 1:0. Die Gastgeber verteidigten dann wieder tiefer in ihrer eigenen Hälfte und pressten nur noch selten - wie zu Beginn - höher.
Alte und neue Muster
In der zweiten Halbzeit kam es zu mehreren Wechseln auf beiden Seiten: Während die Gäste positionsgetreu wechselten (für den schwachen Galazzi kam beispielsweise Benali) und an der Grundformation nichts weiter änderten, brachte Bisoli Schiavone und De Col für Siega und Rover. De Col positionierte sich auf der rechten Außenbahn, bildete in den Defensivphasen aber meistens den fünften Verteidiger. Südtirols Formation war nun eine Kombination aus 4-5-1 und 4-1-4-1. Der FCS fiel etwas in die passive Spielweise zurück, die in der Hinrunde öfters zu beobachten waren. Das war keineswegs so geplant - in der Tat animierte Trainer Bisoli immer wieder an seine Mannschaft, hinten rauszurücken.
Brescia erhöhte den Druck in der Schlussphase noch einmal mehr, kam auch zu einigen guten Abschlüssen, aber zum Ausgleich sollte es dieses Mal nicht reichen. Für den FCS der Schlüsselspieler in dieser Phase: Raphael Odogwu. Er kam in der 63. Minute für Mazzocchi und fungierte als alleinige Anspielstation für die Südtiroler Befreiungsschläge. Odogwu verstand es, diese Anspiele zu kontrollieren und den Ball zu halten, sodass seine Teamkollegen verschnaufen und nachrücken konnten. So rettete der FCS das 1:0 über die Zeit und ist nun auf dem 6. Tabellenplatz der Serie B. Trainer Bisoli hat gezeigt, dass er diese Mannschaft weiterentwickeln kann und obowohl noch viel Detailarbeit notwendig ist, machen die gezeigten Ansätze Lust auf mehr!