Culture | Tradition

"Gaudi" mit offenem Ausgang

Der Künstler Josef Rainer hat für eine traditionsreiche Prozession in Lana was Neues angedacht. Ihm war es eine „Gaudi“. Ob die neue Skulptur ankommen wird?
Foto
Foto: Philip Unterholzner/Lana Live
  • Vor geraumer Zeit war der künstlerische Leiter des Festivals Lana Live Hannes Egger an den Künstler Josef Rainer mit einer vagen Projektidee herangetreten, nämlich ob er – Rainer –, sich vorstellen könne, eine Skulptur für die große Mariä Geburt-Prozession in Lana zu gestalten. „Ich sagte schnell mal zu“, erinnert sich Rainer an die Anfrage, da ihm Eggers Idee zusagte. 
    Im Laufe der Zeit und nach mehreren Gesprächen entwickelte sich die Idee „einer partizipativen Skulptur“, also keiner „klassisch geschnitzten Statue“, sondern „einer Skulptur unter Mitwirkung der Menschen als Gemeinschaftswerk.“ In der vergangenen Woche wurde daran gearbeitet.
     

    Das Hinterfragen der Traditionen, mit den Mitteln derselben.

  • Auf dem Boden der Tatsachen: Partizipative Skulptur für traditionsreiche Prozession Foto: Philip Unterholzner/Lana Live
  • Für Lana stellt die Mariä Geburt-Prozession eine wichtige Tradition dar, die auf das Jahr 1687 zurückgeht. Dem Festival und dem Künstler geht es beim Projekt darum, „die genaue Ordnung und Struktur einer traditionellen Prozession zu hinterfragen“, und – falls gewünscht –, „ein neues Element in diese Prozession einzufügen“, erklärt Rainer und fügt hinzu, dass es eine Skulptur sein solle, „mit welcher sich alle nicht in Vereinen oder Verbänden gebundenen Menschen wiederfinden können.“ Außerdem gehe es darum, „auf sympathische und partizipative Weise eine mögliche Heiligenstatue zu gestalten, welche Teil der Prozession werden kann – oder aber auch abgelehnt werden kann.“ Das Projekt sei ein Vorhaben „mit offenen Ausgang.“ 

  • Tierische Erscheinung: "Hl. Franziskus" und seine Tiere wollen bei der Mariä Geburt-Prozession mitziehen... Foto: Philip Unterholzner/Lana Live
  • Er persönlich finde „Traditionen schön und wichtig“, sagt der Künstler, vor allem „für den Zusammenhalt innerhalb einer Dorfgemeinschaft.“ Er unterstreicht aber: „Nicht als Belustigung für Touristen!“ Und: „Ab und zu muss eine Tradition eben auch der Zeit angepasst werden. Und das versuchen wir mit diesem Projekt. Das Hinterfragen der Traditionen, mit den Mitteln derselben.“ 
     

    Eine Heiligenstatue, welche von der Bevölkerung "mit-getragen" wird.


    Der Künstler bedient/e sich in Lana der integrativen Figur des Hl. Franziskus, des Schutzheiligen der Tiere und Haustiere, von Ökologie und Umwelt. Unter seiner und Rainers Obhut wurde vergangene Woche an vier Nachmittagen in die Gaudi Bar in Lana geladen, um auf Holzflächen zu zeichnen oder zu malen, womit dann eine tischförmige Fläche mit der Heiligenfigur des Hl. Franziskus vervollständigt werden soll.

  • Hand anlegen: Alte Tradition, neue Formen. Foto: Philip Unterholzner/Lana Live
  • Am Ende haben viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene mitgemacht, haben ein Tier gestaltet und sind dadurch Teil des "heiligen" Vorhabens geworden – ganz „ohne Wertigkeit, ohne jegliche Hierarchie“, so Rainer (siehe auch in der nachfolgenden Bildergalerie).
    Ganz abgeschlossen ist sein Projekt für Lana Live jedoch noch nicht. „Meine Aufgabe ist jetzt, die einzelnen Elemente zusammenzufügen“, sagt er, „sodass ein stimmiges Ganzes entsteht und der Heiligentisch auch eine gewisse künstlerische Qualität aufweist“.  Ob die neue Skulptur bei einer der nächsten Prozessionen mitziehen darf? „Ich denke, dieser neue Heiligentisch würde die Prozession bereichern“, findet Rainer und meint hoffnungsvoll: „Es wäre ein Zeichen der Offenheit und Toleranz.“ 
    Hl. Franziskus, bitt für ihn.