Landschaften eines Lebens
In der Kleinen Galerie im Alten Rathaus zeigte Franz Bodner Schweigl öfters eine Auswahl seiner Bilder, zur Eröffnung am 20. Mai 2016 führt wieder Karin Dalla Torre in sein künstlerisches Selbstverständnis ein. Dieses Mal wählt nicht er selbst aus, was aus seinem reichen Werk zugänglich sein wird. Der Bozner Maler starb nach kurzer Krankheit am 23. Jänner 2016.
Der Maler, der alle Bilder mit Bodner signierte, baute viele seiner Bilder auf zwei Achsen auf, wobei die horizontale die Komposition hält und die vertikale die jeweilige Stimmung oder Energie ausrückt. Vertikal die Bäume und Frauen, horizontal die Äcker, die Wiesen, Feldwege, Streifen aus Luft und Himmel. Er hatte seinen ganz eigenen Malstil entwickelt, unverkennbar in seinen regelmäßig gesetzten, kurzen Pinselzügen. Feinst abgestufte Farbfolgen lassen die Landschaften und Akte vibrieren. Seine größte Aufmerksamkeit galt der Bewegung des Lichts.
Schon der sehr junge Mann unternahm ausgedehnte Reisen in den Süden Europas und Südosten der Welt, eher ungewöhnlich für einen Südtiroler seiner Generation. Als Franz Bodner Schweigl zurückkehrte, mit starken Eindrücken, Skizzen und Fotografien, schuf er seine Bildwelten, unabhängig von Tendenzen des Kunstmarkts. Seine Landschaften sind auch keine Dokumente, er setzte sie aus Elementen zusammen, die ihn prägten und das Licht aufnahmen, das er erlebt hatte. Das künstlerische Schaffen der alten Meister interessierte ihn, er schaute sie sich in Museen und Ausstellungen regelmäßig an, selektiv, intensiv. Die akademische Ausbildung in Graz musste er aufgeben, da er auf Wunsch des Vaters am Obstmarkt zu arbeiten begann. Wichtig war daher der Kontakt zu den bildenden Künstlern May und Anton Hofer in deren Atelier in Bozen. Was ihn über alles faszinierte, war die Emotion zwischen dem Maler und seiner Welt, der Außenwelt und der Innenwelt. Nicht von ungefähr studierte Franz Bodner Schweigl die Bilder, Zeichnungen und Briefe von Vincent Van Gogh. Seine bedeutendsten Lehrer blieben die großen Bäume: Ihr Rhythmus zwischen Fülle von Laub und Leere, von Ästen und Himmel, ihr nach oben Drängen, ihre Bewegtheit und Starre beschäftigten den Beobachter und Maler durch alle Schaffensphasen.
Franz Bodner Schweigl. Foto: Maria Martin Schweigl
Franz Bodner Schweigl, der in der Altstadt in Bozen aufgewachsen war, verstand sich als Stadtmensch. Er genoss den Austausch mit anderen Menschen, mit Malern und Musikern, Dichtern und Theaterleuten, aber auch mit allen jenen, die an seinem Gemüsestand einkauften. Von Zeit zu Zeit zog es ihn in die Provence, im November, wenn die Pappeln und Pinien, Ocker und Grün-Variationen, nicht mehr die Sommertouristen, den Ton angaben. Er suchte die wenig bewegten Strände griechischer und kroatischer Inseln zum Entspannen, zum Nachdenken und Aufnehmen des wechselnden Blaus. Und Rot? In seinem letzten Bild, einer großen Baumlandschaft mit drei Badenden, setzte er vier chiffrenartig gestaltete Bäume in raffiniert ineinander greifenden Karmesin- und Zinnober-Tönen. Das ist kein Abschluss, Franz Bodner Schweigl war unterwegs in eine neue Bildwelt.
Zur Erinnerung organisieren seine Familie und seine Freunde die Ausstellung zu einem zentralen Thema seiner Malerei, der Landschaft. Die letzte Farbe, mit der Franz Bodner Schweigl arbeitete, ist ein warmer mittlerer Grün-Ton, eine Farbe, die Gleichgewicht und Ruhe betont, aber auch seine wunderbare Zuversicht ausdrückt.
Kleine Galerie, Passage am Alten Rathaus 8, Ecke Dr. -Streiter-Gasse 25, Bozen
geöffnet vom 20.05. bis 01.06.2016, 10.00 bis 12.30 Uhr, 16.00 bis 19.30 Uhr