Klein, kleiner, Tiny House. Den Trend zum kleinen Eigenheim, zum Wohnen auf 1 bis 45 Quadratmeter hat die Kuratorin und Architektin Ute Oberrauch für das Projekt small. living. dreams. auf der Arredo 2019 genauer unter die Lupe genommen. „In Europa gehören tiny houses zu einem wachsenden Trend. Das hat mit immer höheren Mieten und knapperem Lebensraum in den Städten genauso zu tun, wie mit einem steigenden Nachhaltigkeits- und Umweltbewusstsein,“ sagt Oberrauch. 
Die Wurzeln des Tiny oder Small House Movements liegen in der Hippie-Bewegung der 1970er Jahre. Waren es zunächst Aussteiger und Alternative, hat sich der Trend zum kleinen, aber individuellen Wohnhaus seit der Finanzkrise 2008 vor allem in den USA und nun auch in Europa immer mehr durchgesetzt. Dabei ist die Idee eines kleinen Rückzugsortes keineswegs eine junge Erfindung: Der französische Architekt Le Corbusier errichtete bereits 1952 an der französischen Riviera ein kleines Blockhaus. Auf 3,66 Quadratmetern bei einer Raumhöhe von 2,26 Metern gelang es ihm, in seinem Cabanon alles Lebensnotwendige so funktional unterzubringen, dass die kleine Holzhütte ihm bis zu seinem Tod als Rückzugsort diente. Heute gilt Le Cabanon als frühes und einflussreiches Beispiel eines funktionalen, ergonomischen und standardisierten Minimalhauses.

Nicht die Quadratmeter, die Lebensqualität zählt

Tinyhouse, Microhouse, Small House oder Minihouse. Auf Rädern montiert, in Kuben- und Kugelform. Hauptwohnsitz, Ferienhaus oder Arbeitszimmer. Viele Ausformungen, ein Konzept: Wohnen auf wenigen Quadratmetern bei dennoch hoher Lebensqualität. „Lange Zeit galten viele Quadratmeter als Statussymbol. Doch der jungen Generation geht es um Reduktion. Eine neue Lebenshaltung macht sich breit, in der Achtsamkeit einen hohen Stellenwert hat und in der es gilt, im wahrsten Sinne des Wortes mobil zu sein,“ erklärt Oberrauch. Daher ist besonders das Tiny House auf Rädern, wie zum Beispiel das aVOID von Leonardo Di Chiara, besonders beliebt. Viele Tiny Houses sind zudem so ausgestattet, dass es sich theoretisch autark leben lässt. Solarpaneele, Regenwasser-Auffanganlagen oder Bio-Toiletten, „denn auch ein schonender Umgang mit Ressourcen spielt für die Tiny House Anhänger eine wichtige Rolle.“ Renzo Piano und sein Architekturbüro Renzo Piano Building haben im Jahr 2013 mit Diogene den Prototyp einer Wohneinheit geschaffen, die auf 6 Quadratmetern Wohnfläche alles Lebensnotwendige unter einem Dach vereint. Minimalistisch, so wie die Lebenshaltung des namengebenden griechischen Philosophen Diogenes. Wie schön und gleichzeitig funktional sich kleine Räume gestalten lassen, zeigt Kuratorin Ute Oberrauch auch in einem eigene Besichtigungsparcours. Die eigens angefertigten Interieurs auf je 2 Quadratmetern, wie gemütlich und funktional und gut durchdacht Wohnen auf kleinstem Raum möglich ist.

innen.leben – Liebe zum Detail
In einer eigenen und von Architektin Ute Oberrauch kuratierten Projektausstellung zeigt die Architekturstiftung Südtirol außerdem 16 ausgewählte Innenarchitekturprojekte. Wie setzt sich die architektonische Gestaltung im Innenraum fort? Wie werden Lichtachsen eingesetzt? Welche Materialien, Oberflächen und Farben verleihen dem Raum das richtige Etwas und wie findet man zur besten und funktionalsten Lösung? Ein spannender und vielseitiger Blick in das innen.leben kürzlich realisierter Bauvorhaben Südtiroler Architekturbüros. So kann am Ende jede Besucherin und jeder Besucher selbst entscheiden: Was soll Teil meines Traumheims sein? 

small. living. dreams. wird von Messe Bozen in Zusammenarbeit mit der Architekturstiftung Südtirol im Ausstellungsbereich Arredo der Herbstmesse 2019 organisiert. Alle Infos unter: https://www.fierabolzano.it/fieraautunno/de/small_living_dreams.htm

Die Herbstmesse findet vom 21. bis 24. November 2019 in der Messe Bozen statt. Mehr Infos: https://www.fierabolzano.it/fieraautunno/de/arredo.htm