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Was wir Touris wollen…

Berg and Breakfast nennt sich das Buch in Essay-Form der Südtiolerin Selma Mahlknecht. Es ist ein Panorma der touristischen Sehnsüchte und Ernüchterungen. Eine Rezension.
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Foto: Aleks Marinkovic von Unsplash

Keine Sorge, der Buchumschlag macht nach dem Lesen mehr Sinn. Die Illustration von Armin Barducci zeigt einen Eierbecher, der einen Berg enthält. Eine Hand von oben löffelt den Berg aus. Und um das Ausschöpfen, Auslöffeln und Aufessen geht es auch im Essay von Selma Mahlknecht. Die Südtirolerin lebt in der Schweiz und weiß über das Thema Tourismus viel zu berichten. In fünf Kapiteln und 225 Seiten schafft es die Autorin viele Perspektiven zu belichten, die beim Thema Reisen und Touristik involviert sind: Gäste und Gastgeber, die Geschichte des Reisens und Problematiken, wie z.B. die ausgebeuteten ausländischen GastarbeiterInnen, Influencer-Hotspots, Overtourism und Klimawandel – um nur einige zu nennen. Mahlknecht lädt außerdem fünf Gastautoren ein, die nach jedem Kapitel ihre Meinung zum Thema niederschreiben. Das Buch ist stark gelgliedert, stimmig und ein deutlich erkennbarer, roter Faden zieht sich durch, es liest sich also leicht und flüssig.

 

Am besten sind Mahlknecht die Vergleiche gelungen, die so banal und einfach zu verstehen sind, dass sich der Essay auch zwei Sterne für die Kategorie Humor verdient. Ein Beispiel: 

Der eingerichtete Berg mit breiten, gut gesicherten Wegen, mit Beschilderungen, Kletterhaken, Drahtgeländern, Aussichtspunkten, Unterständen und Gaststätten, mit Kinderspielplätzen, Seilbahnen, Skiliften (…) hat mit seinem Urzustand in etwa so viel gemein, wie ein überzüchteter Mops mit einem Wolf. Der Vergleich mag zunächst irritieren. Wenn wir uns aber vor Augen halten, dass den meisten ein Mops und ein Vielfaches lieber ist als ein Wolf, auch wenn der Mops mit seiner plattgedrückten Schnauze kaum noch Luft bekommt, dass passt das Bild wieder. (S.28)

Durch Vergleiche und verschiedenste Belichtungen ertappen sich Lesende beim Nachdenken über das eigene Urlaubsverhalten. Und ja, ganz viel von dem, was Mahlknecht schreibt, trifft (auf mich zumindest) zu. Auch die Corona-Pandemie wird im Buch immer wieder herangezogen. Sie wird einerseits als Chance zur Verbesserung und als eine Art „Wachrütteln“ verstanden, andererseits als Drang, jetzt die Freiheit noch einmal mehr zu genießen, denn niemand weiß, wenn die nächste Welle kommt. Ermattend sind manchmal die Wiederholungen. Mahlknecht schreibt immer wieder Formulierungen wie z.B.: „Wie ich es schon ausgeführt habe“, „ich erwähnte es bereits“ oder „ich schrieb es bereits“. Wenn dieser Wortlaut nicht geschrieben würde, wären Wiederholungen nicht einmal aufgefallen. So natürlich schon. 

Wenn wir uns aber vor Augen halten, dass den meisten ein Mops und ein Vielfaches lieber ist als ein Wolf, auch wenn der Mops mit seiner plattgedrückten Schnauze kaum noch Luft bekommt, dass passt das Bild wieder.

Eine klare Lösung für das Problem wird am Ende des Essays nicht gegeben. Es werden zwar verschiedene Ansätze vorgestellt, aber eine klare Lösungsstrategie gibt die Autorin nicht. Vielleicht geht es ihr in diesem Buch auch gar nicht darum, Konzepte für ein jahrzehntelanges, komplexes Problem zu geben, sondern darum, dass sich Lesende selbst fragen, wie der eigene Urlaub im nächsten Sommer aussehen könnte, damit die Natur möglichst wenig belastet wird und man selbst nicht wahllos Insider-Tipps einholt, die sich dann als Touristen-Hotspot entlarven. Das Buch wird an alle weiterempfohlen. An jung wie alt, Gästen wie Gastgebern und Naturliebhabern wie Pfeif-drauf-Nasen. 

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Christian I Tue, 08/24/2021 - 14:03

Als ich noch klein war verbrachten wir viele Sommer in der einfachen Almhütte meines Opa. Drei Matratzen auf dem Boden, eiskaltes Quellwasser und Toilette hinter dem Busch. Richtig schön war es und lustig sowieso. Was wir damals aber noch nicht wussten, habe ich erst jetzt entdeckt. Genau jetzt, dass es die kleine urige Opa-Almhütte nicht meht gibt!! Wir waren in einem Influencer-Hotspot! Ja genau, ich war ein VIP und wusste es gar nicht... :-) Was solls, zumindest habe ich noch diese Alm in ihren Urzustand geniessen können; jetzt ist sie eine 2500 m hohe Rimini-Dependance.

Tue, 08/24/2021 - 14:03 Permalink