Klammer, Markus
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Society | intervista

Lehrer sein: per un pugno di dollari

Nelle scorse puntate dedicate alla scuola ci siamo dimenticati dei sindacati. Per forza. Chi li ha visti? L’intervista a Markus Klammer.

Il contratto collettivo è scaduto nel 2018. In dieci anni, considerata l'inflazione, gli stipendi degli insegnanti hanno perso il 20% di potere d'acquisto. In questi giorni i sindacati della scuola trattano con la Provincia per un adeguamento. Sembra proprio che vogliano firmare quanto segue: un aumento mensile di 29 euro lordi, 19 euro netti: lo 0,7 % di stipendio in più!
L'iniziativa “Lehrerwunderland” lancia l'allarme. Lo scontento è grande. La categoria è impotente. I sindacati sono paralizzati.

Abbiamo intervistato Markus Klammer, che, con Florian Leimgruber, ha lanciato una petizione di incredibile successo.

Com'è nata l'idea della petizione?

Markus Klammer: Die Petition Lehrerwunderland Südtirol mit den 3018 Unterschriften wurde im Sommer 2020 gestartet und ist im Oktober der Südtiroler Landesregierung übergeben worden. Damit wollten wir zu einer Aufwertung von Bildung und Schule und zu einer Sensibilisierung für die offenen Fragen beitragen. Wir haben der Politik, der Bildungsdirektion und den Gewerkschaften die Anliegen zur Schul- und Bildungspolitik vorgetragen. Unsere Kernforderungen sind die Vertragserneuerung und die materielle Gleichstellung der Lehrer staatlicher Art mit den Beschäftigten und Lehrberufen im Landesdienst, denn da gibt es große Unterschiede; ebenso eine Anpassung der Laufbahnentwicklung, die digitale Ausstattung sowie ein Programm für die Aufwertung von Bildung und Schule. Und ein mittelfristiges Ziel ist die Angleichung der Lehrergehälter auf europäisches Niveau.

Cosa significa sviluppare l’istruzione e la formazione e dove stanno gli ostacoli?

Die Welt der Bildung und der Gesellschaft in Südtirol ist gespalten in ethnische Parallelgesellschaften und in getrennte administrative Schulverwaltungen mit sehr unterschiedlichen Bildungsstandards. Und wir erleben seit mehr als zehn Jahren, nicht zuletzt auch als Folge der autonomen Selbstverwaltung, die Auswirkungen einer schleichenden Sparpolitik bei einem jährlich wachsenden Landeshaushalt. Bildung und Schule sind hier im Verhältnis zu anderen wirtschaftlichen Interessen völlig nebensächlich. Es herrschen eklatante Disparitäten und es fehlen Zukunftsperspektiven für die Schule. Die Pandemie hat die Probleme noch verschärft und sichtbarer gemacht.

Das Geld wäre schon da, nur wird es für anderes ausgegeben

La vostra diagnosi parla di perdite educative sostanziali e di una formazione ed educazione minimalista.

Als erstes wären die Auswirkungen der Verzichtsdidaktik auch von der Bildungspolitik und den Bildungsdirektionen klar zu benennen, denn sie sind bekannt, anstatt alles zu tabuisieren und schönzureden. Die Schule droht zu einem Bereich zu werden, wo es dem Idealismus der einzelnen Lehrkraft und dem sozialen Milieu der Schülerinnen und Schüler überlassen bleibt, ob Bildungsziele erreicht werden können oder nicht. Und wenn sie nicht erreicht werden, geht es auch ohne weiter. Die Bildungsunterschiede nehmen durch die soziale Schere zu, und Lernen ohne Anstrengung ist keine Ausnahme mehr. Einen Rückfall gibt es infolge ungenügender Ressourcen in der integrativen Didaktik, bei den Kompetenzen in Deutsch und Italienisch, im kulturellen und sozialen Lernen. Und es gibt einen Mangel an ausgebildeten Lehrkräften mit Auswirkungen auf die didaktische Kontinuität.

E il ruolo dei sindacati? Dove sbagliano, cosa non funziona?

Ihre Aufgabe wäre es, die komplexen Fragen der Bildungsplanung aufzugreifen, aber sie sind schon mit den vertragsrechtlichen Angelegenheiten in Rückstand. Und unsere Initiative wurde bis jetzt behandelt wie ein Klotz am Bein. Die Gewerkschaften sind mangelhaft synchronisiert mit ihren eingeschriebenen und vor allem den nicht eingeschriebenen Beschäftigten in der Schule. Wir erleben ein unübersehbares Repräsentanzproblem und bei vier Organisationen eine gegenseitige Schwächung. Die Vernachlässigung der Schule wird zudem gegen andere prekäre Bereiche in der Pandemie ausgespielt. Und ein Programm für eine Bildungsgesellschaft und Wissensökonomie gibt es gar nicht.

Es fehlen Zukunftsperspektiven für die Schule – die Pandemie hat die Probleme noch verschärft und sichtbarer gemacht

Perchè si dimostrano così deboli?

Die Ursachen liegen in der Landespolitik, und sie sind strukturell und personell auch den Gewerkschaften eigen. Unter dem Druck, Kompromissbereitschaft zu praktizieren, lassen sie sich auf Spielregeln der Erpressung ein: entweder nehmen oder lassen, was auf den Tisch gelegt wird. Das Spiel ist aber weit von einer transparenten Balance zwischen öffentlichen und privaten Interessen entfernt. Es wird auch in anderen Bereichen versucht bei der Gewährleistung von Leistungen und Personalkosten einzusparen. Aber in der Schule werden alle Investitionen und Defizite gegen den sicheren Arbeitsplatz der Lehrer aufgerechnet. Die Gewerkschaften unterlassen es, mit den realen Ursachen und Folgen dieses Systems zu brechen und ein ähnliches Netzwerk aufzubauen wie die Wirtschaftslobbys. Sie verhalten sich so, als wären die Disparitäten ein Naturgesetz.

Quali sarebbero le cause delle disparità?

Der Schlüssel der Disparitäten liegt in der Haushaltspolitik und in der grob unfairen Verteilung von Einnahmen und Ausgaben. Während die meisten Löhne und Gehälter in den öffentlichen Bereichen stark unter dem Wirtschaftswachstum gehalten werden und primär als Kostenfaktor gelten, tragen die abhängig Beschäftigten mit ihren Steuern mehr als 30 % zum Landeshaushalt bei. Das Steueraufkommen der Privatwirtschaft liegt mit 12 % weit darunter. Im ungleichen Steueraufkommen samt Steuerhinterziehung und Abschreibungen verbirgt sich eine weitere Disparität, die verschleiert, dass die Profite der vergangenen 10 Jahre längst privatisiert sind, jetzt aber die Kosten für die Krise weitgehend kollektiviert werden sollen. Und dann resultiert aus dem Ganzen noch die einseitige Vermögensbildung aus Boden, Naturverbrauch und Immobilien in den Händen derjenigen, die bereits solche besitzen. Das nennt man Proprietarismus: Wer hat, dem wird gegeben. Der Wachstumshaushalt mit der heute nicht mehr vertretbar hohen Investitionsquote von 16 % speist die Mühlen einer Bereicherungsökonomie, aus der die Gruppen der Lohnabhängigen ausgeschlossen bleiben.

Die Gewerkschaften sollten aus ihrer Lethargie aufwachen und zu einer engagierten Plattform für die Erziehungs- und Bildungsfragen werden

Come ti spieghi il fallimento totale nella questione della "Carta del docente"?

Das war eine hausgemachte und ziemlich hinterlistige Inszenierung, aufgeführt von kalten Bürokraten, denn die vereinbarte Vergütung der digitalen Ausstattung mit 10 Millionen wurde so für andere Zwecke frei, und für das Angebot von LR Achammer, das nun kommen wird, werden 2 oder 3 Millionen ausreichen, weil der einmalige Beitrag von 500 € an die Dokumentation einer Rechnung seit März 2020 geknüpft sein wird. Da bleibt der Großteil der Lehrkräfte draußen, weil sie schon seit vielen Jahren auf eigene Kosten digital aufgerüstet haben. Ein Musterbeispiel für die unredlichen Machenschaften der Landesregierung.

Come dovrebbero agire i sindacati a partire da domani?

Die Gewerkschaften sollten aufwachen aus ihrer Lethargie und zu einer engagierten Plattform für die Erziehungs- und Bildungsfragen werden. Es mangelt an einer gründlichen Problemanalyse und Medienarbeit. Mit ihrem Schweigen tolerieren sie das Fortbestehen eines Systems, dem jede gesellschaftliche Verhältnismäßigkeit fehlt. Wenn man anfängt, der Sache auf den Grund zu gehen, stößt man auf ein Netzwerk von unverschämten Disparitäten und Privilegien, die reguliert gehören. Dazu hätten wir eine lange Liste auf dem Tisch. Aber die einzelnen Gewerkschaften arbeiten lieber an ihren Gewerkschaftskongressen, anstatt ein offenes Laboratorium mit Experten aus Schule und Bildung zusammen mit der Pädagogischen Abteilung einzurichten, von dem die Weichen für die Zukunft gestellt werden.

Pensate sia possibile portare avanti le istanze degli insegnanti anche senza di loro?

Wir wünschen uns natürlich starke Schulgewerkschaften und eine Kooperation, aber ein Vertragsangebot wie das aktuelle zu unterschreiben ist ein Zeichen absoluter Machtlosigkeit. Das Paradox ist doch: Wenn die Mitglieder aus der Gewerkschaft austreten, haben sie mehr auf dem Gehaltszettel als mit der Gehaltserhöhung. Wenn es keine Kurskorrektur gibt, werden die Mitgliederzahlen schrumpfen.

3000 firme sono un gran successo…

Ja, wir haben, trotz der Behinderung durch die Bildungsdirektion, eine große Unterstützung erfahren, die Wut und Empörung darf sich frei entfalten, es darf alles gesagt werden, aber es hat keine Auswirkung. Die Folgen stellen wir heute schon fest. Wie in einem Schrumpfungsprozess wird eine Demontage gesellschaftlicher Fundamente hingenommen: Die Gewährleistung von Bildungs- und Erziehungsarbeit, aber auch von Gesundheit, Sozialem, Kultur wird heruntergespart. Wie gesagt, das Geld wäre schon da, nur wird es für anderes ausgegeben.

 

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Sebastian Felderer Fri, 01/29/2021 - 18:15

Wer 3.000 Unterschriften sammelt für ein besseres Schulsystem, der sollte es aber auch dulden, dass man im Einklang mit der "historischen" Darstellung das Wort "Gesindel" verwendet, was nichts anderes als "Dienstboten" bedeutet. Mich so anzuschwärzen, dass der Kommentar gelöscht werden musste, ist wohl höchst unangemessen. Ich kann auch ohne Herrn Klammer.

Fri, 01/29/2021 - 18:15 Permalink