Bis bald mein Wald
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Die Wälder im Alpenraum sind heute mit einer Vielzahl an Problemen konfrontiert. Diese reichen von Natureinflüssen bis hin zu menschengemachten Herausforderungen. Zu letzteren zählt Axel Göttlein vom Fachgebiet Waldernährung und Wasserhaushalt der TU München zufolge auch die forstwirtschaftliche Nutzung. Eine große Rolle spiele dabei der Export von Biomasse, wie etwa Holz oder Geäst aus den Wäldern, da dieser in den Nährstoffhaushalt des Waldes eingreift und somit das Wachstum künftiger Waldgenerationen beeinträchtigt. Je intensiver der Eingriff der Forstwirtschaft in diesen Haushalt und je ärmer der Waldstandort wird, desto gravierender sind die negativen Auswirkungen. „Viele Standorte im Alpenraum sind durch historische Übernutzung bereits degradiert“, so Göttlein. Von wesentlicher Bedeutung für den Nährstoff- und Wasserhaushalt alpiner Waldstandorte ist der Auflagehumus. Auch diesen gilt es bei der forstlichen Nutzung der Wälder zu schützen. Es handelt sich dabei um die oberste Schicht des Bodens, die aus abgestorbenem organischem Material wie Laub, Nadeln, Zweigen und anderen Pflanzenresten besteht. „Aus purem Eigennutz und aus Sicht unserer Enkel, sollten Nährstoffentzüge so gering wie möglich gehaltenwerden“, kommentiert Göttlein.
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Klimawandel, der große Gegner
Ein weiterer Aspekt, der den Wäldern im alpinen Raum zusetzt, ist der Klimawandel und die damit zusammenhängenden Temperaturanstiege. Diese ließen sich dem Experten zufolge erst so richtig in den vergangenen 40 Jahren erkennen. Während die Temperaturkurve zum Beispiel in der oberbayrischen Gemeinde Hohenpeißenberg von 1781 bis 1980 relativ stabil verlief, ist ab circa 1980 zu erkennen, dass der Trend der mittleren Jahrestemperatur nur noch eine Richtung kennt, nämlich nach oben. Göttlein hebt dabei hervor, wie tragisch bereits ein Temperaturunterschied von plus zwei Grad Celsius für die alpinen Wälder ist. Sollte die Temperaturerhöhung dauerhaft diese Marke überschreiten, so müsse man sich endgültig von der gewohnten Waldlandschaft verabschieden, analysiert er. Im Alpenraum kann man davon ausgehen, dass eine Temperaturerhöhung von zwei Grad Celsius eine Verschiebung der Höhenzonierung um circa 300 Meter nach oben bewirkt. Da in größeren Höhen noch kaum eine Bodenbildung stattgefunden hat, sind dem Nach-oben-wandern der Vegetationszonen Grenzen gesetzt.
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Das Ungeziefer
Die höheren Temperaturen zünden auch den Borkenkäfer-Turbo, ein Problem, das auch Südtirol schon länger plagt. Zentral dabei ist das Vermehrungspotential des Käfers. Aus einem einzelnen Weibchen kann eine Generation von 60 Exemplaren plus Geschwisterbrut entstehen. Vor allem in warmen Jahren fallen die Schädlinge durch besonders große Vermehrung auf, da die Anzahl der möglichen Käfergenerationen ansteigt. In der dritten Generation sind dann aus einem Käfer weit über 50.000 geworden. Göttlein stellt einen Vergleich an: Im Frankenwald waren im Jahr 2021 etwa sieben Prozent des gesamten Waldes vom Borkenkäfer befallen, zwei Jahre später, 2023 waren es bereits 19 Prozent, Tendenz steigend. „Eine beunruhigende Entwicklung“, stellt der Experte fest. Wer aufmerksam liest, dem fällt auf, dass hier bereits ein Konflikt entsteht. Während eben die Rede davon war, dass es wichtig ist, Totholz und Biomasse im Wald zu belassen, um die Nährstoffversorgung zu gewährleisten, wäre es beim Thema Borkenkäfer besser, wenn keinerlei bruttaugliches Material im Wald vorhanden ist, um der Vermehrung des Insekts entgegenzuwirken. Wie Göttlein erläutert, müsse man hier Kompromisse eingehen. Im Kampf gegen den Borkenkäfer sei es von großer Bedeutung, jedem befallenen Baum abseits des Ausbruchsherdes „nachzulaufen“ und ihn zu entnehmen, da sich dort ansonsten neue Befallsherde bilden können.
Was tun?Frühzeitige Waldverjüngung, heißt die Devise Göttleins. Wird ein Altbestand durch Sturm oder Borkenkäfer geschädigt macht es einen sehr großen Unterschied, ob darunter die nächste Waldgeneration schon in den Startlöchern steht oder ob eine reine Kahlfläche zurückbleibt. Kahlflächen neigen zur Vergrasung, was eine Wiederbewaldung durch Pflanzung deutlich erschwert. Aufgrund des Klimawandels empfiehlt es sich bei Pflanzungen auch darauf zu schauen, welche Bäume bei vergleichbarem Standort 300 Höhenmeter tiefer vorkommen.
5 Jahre nach Vaia beginnt…
5 Jahre nach Vaia beginnt sich der Wald bereits selbst zu verjüngen und anzupassen. Das heurige nasse Frühjahr hat einen wesendlichen Beitrag geleistet. Bleibt nur zu hoffen dass auch in den Köpfen der Forstbehörde eine Verjüngung und Anpassung stattfindet und wesendliche Bewirtschaftungfehler eingestanden bzw. vermieden werden.
In reply to 5 Jahre nach Vaia beginnt… by Hansi Kafmann
Zunächst erobern die…
Zunächst erobern die Himbeerstauden das Gelände. In deren Schutz und schaffen schaffen die Nadel- und zunehmend mehr Laub-Bäume ihre ersten Lebensjahre.
Mit einer voraus schauenden klugen Selektion, können die Waldeigentümmer dem Wald eine Krisen-sichere Zukunft bescheren.