Bozen-Palermo

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„Man kann nur dort als Bürgermeister kandidieren, wo man auch lebt. Und was es dazu braucht, ist Liebe“, meinte der langjährige (und mehrsprachige) Bürgermeister von Palermo, Leoluca Orlando, im Gespräch mit SALTO vor zwei Jahren auf die flapsige Frage, ob es ihn reizen würde, auch in Bozen Bürgermeister zu sein. Vor wenigen Wochen war der angesehene Wissenschaftler (und ebenfalls mehrsprachige) Francesco Palermo für einige Tage im Gespräch, sich als Bürgermeisterkandidat der seit Jahren kulturell, sozial und wirtschaftlich dahinsiechenden Stadt Bozen aufstellen zu lassen. Er hat es nicht getan. Viel (zu wenig) Palermo für Bozen also!?
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Das ABC einmal anders: Mirjam Schenk, Rossella Pozzi, Direktorin Edit Meraner und Bettina Cagol begleiteten das Schüler*innen-Projekt. Foto: Privat
Richtig viel Palermo gibt es ab morgen in der Stadtgalerie am Dominikanerplatz. Bis zum 22. März wird dort die Ausstellung Le parole che cambiano il mondo – Wörter verändern die Welt zu sehen sein. Sie zeigt eine Sammlung von Buchstaben des Alphabets, die im Rahmen eines Projekts mit Schülerinnen und Schülern, vor allem aber über außergewöhnlich, assoziativ Bildmomente der Plakatgestaltung nach Palermo führen.
„Es ist notwendig, Worte zu studieren, sie immer und immer wieder zu sich selbst zu sagen, bis sie zu den eigenen werden“, schreibt Alessandro de Lisi, Kurator der Fondazione Falcone und des Museo del Presente Giovanni Falcone e Paolo Borsellino in (s)einem Plädoyer zur Ausstellung. Er wird aus gegebenem Anlass und zum Beginn der gemeinsam realisierten Schau nach Bozen anreisen, um sie mit den weiteren Projektpartner*innen feierlich zu eröffnen.
Ende Mai geht es dann mit den Buchstaben im Gepäck nach Palermo...
Es gehe um das „Sezieren der Wörter“, das „Überschreiten von Identitätsgrenzen“, meint Lisi und nimmt in seinen Überlegungen auch Bezug auf das Thema Mobbing mit Worten – und darauf, wie Tyrannen „mit ihren leeren und verletzenden Beleidigungen“ mit „unerschöpflichen Versprechungen“ zu Wortschwindler*innen verkommen. Das Projekt lehre, „Worte neu zu lesen, die notwendig sind, um ein neues soziales Modell der Verantwortung für alle zu fördern“, ist er überzeugt.
Die Jungen und Mädchen der Bozner Berufsschule Gutenberg wurden von den Lehrerinnen Mirjam Schenk, Bettina Cagol und Rossella Pozzi sowie der Direktorin Edit Meraner begleitet. In den Kellerräumen der Galerie sind weitere gestalterische Zugänge (vor allem Plakatarbeiten) ausgestellt. Diese beschäftigen sich gestalterisch sehr kreativ und professionell mit unterschiedlichen Thematiken – von Fenstergestaltung bis zu Handysucht.Ausstellungsaufbau in der Stadtgalerie: Alphabetischer Zugang zu Geschichte. Für zukünftigen Frieden. Foto: SALTONach dem Bozen-Termin wird die Ausstellung übrigens pünktlich zum 23. Mai (sicher nicht im Beisein des Bozen-Möglich-Bürgermeisters Palermo) nach Palermo in die Räume des Museo del Presente Giovanni Falcone e Paolo Borsellino gebracht – als Beweis, „dass wir dank der verschiedenen kulturellen Identitäten erneut bekräftigen können, dass die Mafia verloren hat und wir gewinnen können, weil wir hier die Zukunft gestalten“, wie Maria Falcone, die Schwester des am 23. Mai 1992 ermordeten Richters bekräftigt. Sie ist die Präsidentin der Falcone-Stiftung und hat für die Ausstellung in Bozen eine Videobotschaft erstellt, die morgen im Rahmen der Eröffnung zu sehen und zu hören sein wird.
Ende Mai geht es dann mit den Buchstaben im Gepäck nach Palermo – und vielleicht können sie Südtiroler Ausstellungsmacher*innen dann ganz nebenbei auch die Buchstabenaneinanderreihung des Sizilianischen erkunden. Schließlich gibt es zahlreiche historische Hinweise darauf, wie sich die einzelnen – vor allem mündlich weitergegebenen – Dialekte zur Dachsprache Sizilianisch. Nni videmu! (Wir sehen uns!)Die Ausstellung Le parole che cambiano il mondo – Wörter verändern die Welt bleibt ab morgen – Eröffnung ist um 16.30 Uhr – bis zum 22. März zu sehen.
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