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Der Zorn von Osaka

Bei der Leichtathletik-WM in Japan gewinnt Alex Schwazer zwar die Bronzemedaille, er lässt sich aber zu einer Geste hinreißen, die in die Sportgeschichte eingeht.
Osaka
Foto: Corriere Della Sera
  • Alex Schwazer erlebt zwischen 2003 und 2005 einen rasanten Aufstieg. Der Höhepunkt ist die überraschende Bronzemedaille bei der Leichtathletikweltmeisterschaft in Helsinki. Der Sportler aus der Provinz wird damit italienweit und darüber hinaus bekannt.
    Ein Jahr später – 2006 – rutscht Alex Schwazer aber in eine Krise. „2006 war ein katastrophales Jahr für mich“, erinnert er sich heute, „weil ich mich ganz fest allein gefühlt habe. Bereits damals war teilweise der Gedanke bei den Trainern und Funktionäre: Der ist eh immer vorne dabei. Aber in Helsinki, wo ich Dritter wurde, war ich 20 Jahre alt. Die anderen waren alle 30, oder 32 oder 35. Da hatte ich das Gefühl, dass die Verantwortlichen glauben, das geht alles automatisch gut bei mir“.
    Den vorläufigen Tiefpunkt erreicht diese Stimmung bei Alex Schwazer, der inzwischen in die italienische Nationalmannschaft aufgerückt ist bei einem Trainingslager in Peru, wo für einen Sportler untragbare Zustände herrschen.
    Bei der Leichtathletik-Europameisterschaften im August 2006 in Göteborg muss Schwazer das Rennen vorzeitig aufgeben. Die große Hoffnung des italienischen Sports denkt zu diesem Zeitpunkt ernsthaft daran, seine Profikarriere zu beenden. Mit 21 Jahren.
    Dann rauft sich der Sterzinger Geher mit seinem Trainer Sandro Damilano noch einmal zusammen. Schwazer verlangt aber, dass sein Betreuerstab erweitert wird. Damilano führt ihn daraufhin mit zwei Personen zusammen, die später in seinem Leben noch eine unrühmliche Rolle spielen sollen: Der Mediziner Pierluigi Fiorella und der Biochemiker Francesco Conconi

  • Siegerehrung bei der WM in Osaka (2007): Unglücklicher Bronzemdaillen-Gewinner. Foto: upi
  • Alex Schwazer gelingt es schließlich aus diesem Tief herauszukommen. Als im August 2007 in Osaka die Leichtathletik-Weltmeisterschaft stattfindet, geht er als Favorit ins Rennen. 
    Am 1. September 2007 wird das 50 Kilometer Rennen in den Straßen der Millionen-Metropole Osaka ausgetragen. Es ist für Alex Schwazer nicht der beste Tag. Er hält sich an die taktischen Vorgaben, die ihm sein Trainerduo Sandro Damilano und Pierluigi Fiorella mit auf den Weg geben. Wie sich schnell herausstellt: Ein entscheidender Fehler.

     

    „In diesem Moment tut Alex Schwazer etwas, was man bei ihm lange nicht gesehen hat. Er zeigt Emotionen.“

     

    Obwohl er am Ende als Dritter ins Ziel kommt und damit immerhin die Bronzemedaille gewinnt, lässt sich Alex Schwazer zu einer Geste hinreißen, die in die Sportgeschichte eingeht. Unmittelbar nachdem er die Ziellinie überschreitet, schleudert er vor Zorn seine Kappe auf den Boden. In diesem Moment tut Alex Schwazer etwas, was man bei ihm lange nicht gesehen hat. Er zeigt Emotionen.
    Diese Erfahrung in Osaka hat für Alex Schwazer nachhaltige Folgen. Bereits vorher war das Verhältnis zu seinem Trainer Sandro Damilano getrübt. Jetzt nach dieser taktischen Fehlleistung seines Stabes, schwört sich der Südtiroler Geher eines: Während eines Rennens auf niemand mehr zu hören.

  • Zur Folge

     

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    Gesamte Serie:

    Alleingang - Der Aufstieg. Der Fall. Der Mensch.