Hochleistungsrechner vor der Haustür

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Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit lesen Sie diesen Artikel gerade auf einem Gerät, in dem mindestens zwei Prozessoren stecken: eine CPU und eine GPU.
Während die Central Processing Unit (CPU ) unerlässlich ist, damit Ihr Gerät überhaupt arbeiten kann, ist meistens zusätzlich noch eine Graphics Processing Unit (GPU) verbaut. Sie sorgt dafür, dass das, was die CPU berechnet, für Sie auf dem Display in einer sinnvollen Weise dargestellt wird – umgangssprachlich: die „Grafikkarte“.
Nvidias Börsenwert ist in den letzten drei Jahren um über 1000 % gestiegen.
Weltmarktführer bei diesen Grafikkarten, insbesondere den leistungsstarken, ist Nvidia. Und während man eigentlich annehmen würde, dass das „Denken“ – sofern man hier überhaupt davon sprechen kann – hauptsächlich von der CPU erledigt wird, hat sich herausgestellt: Unsere heutigen KI-Modelle laufen auf Grafikkarten um Welten besser. Das wiederum hat dazu geführt, dass Nvidias Börsenwert in den letzten drei Jahren um sage und schreibe über 1000 % gestiegen ist.
Nun hat Nvidia angekündigt, zusammen mit dem Leibniz-Rechenzentrum vor den Toren Münchens bis 2027 einen neuen Hochleistungsrechner zu bauen, genannt „Blue Lion“. Obwohl die genauen Spezifikationen noch nicht endgültig feststehen, soll er im Bereich der Exaflop-Rechenleistung liegen. Die bayerische Regierung sprach zuletzt sogar von sieben Exaflop – das wäre rund das Vierfache des aktuellen Weltspitzenreiters.
Um die unglaubliche Rechenleistung greifbar zu machen, schreibt das Leibniz-Rechenzentrum selbst:
„Hätte jemand seit dem Urknall jede Sekunde eine Rechenoperation durchgeführt, würde der, Blue Lion‘ heute dafür eine Sekunde benötigen.“
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Aber rettet uns das wirklich?
Verhindern wir aber damit, dass wir von den USA und China in puncto KI abgehängt werden? Wohl eher nicht. Zumal sich sofort die Frage stellt: Wo soll die Energie für den Superrechner eigentlich herkommen?
Der Energieverbrauch des „Blue Lion“ ist hoch, wird sich aber vermutlich im unteren zweistelligen Megawatt-Bereich bewegen. Ein einzelner Reaktor in einem Atomkraftwerk schafft etwa eine Größenordnung von 1000 Megwatt, oder besser der Stromverbrauch Münchens würde mit diesem Rechner also um rund 1 % steigen. Klingt machbar – aber die Masse macht es: Der gesamte Stromverbrauch von Rechenzentren weltweit wird aktuell auf 415 Terawattstunden (TWh) pro Jahr geschätzt. Das entspricht ungefähr 50 Atomreaktoren. Und die Zahl dieser Zentren wächst exponentiell. Zur Einordnung Google hatte im Jahr seiner Gründung 1998 rund 10.000 Suchanfragen pro Tag, ChatGPT hat aktuell 2,5 Milliarden Anfragen – pro Tag!
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Energie ja, Netzausbau nein
Google beispielsweise hat aus diesem Grund im Oktober letzten Jahres als erste IT-Firma überhaupt, einen Vertrag mit einem Hersteller von Mini-Reaktoren abgeschlossen. Objektiv stellt sich allerdings die Frage, wie man den Strom für dieses Wachstum mittelfristig bereitstellen will. Schätzungen gehen davon aus, dass sich der Stromverbrauch aller Rechenzentren in den USA von 2023 bis 2030 verdreifachen wird. Ob Mini-Nuklear-Reaktoren der richtige Weg für die Energieproduktion sind, darf bezweifelt werden. Deutschland etwa hat den Atomausstieg beschlossen, und Italien wurde per Volksabstimmung der Ausstieg aus der Kernenergie beschlossen, eine Kehrtwende ist in beiden Ländern möglich, ob das sinnvoll ist, darf wenn man sich das Beispiel Frankreich anschaut aber bezweifelt werden. (Die Frankfurter Rundschau schrieb kürzlich in einem Artikel, welcher sich auf den französischen Rechnungshof bezieht „Die Atomkraft in Frankreich ist ein finanzielles Desaster“) Der wahrscheinlich einzig sinnvolle Weg führt über nachhaltige Energiequellen – und die gibt es in Deutschland vor allem im Norden. Und hier wird es paradox: Dieselbe bayerische Landesregierung, die heute von sieben Exaflop schwadroniert (was ich als technikbegeisterter Mensch natürlich klasse finde), sträubt sich seit Jahren am vehementesten gegen den Netzausbau, der den (nachhaltigen) Strom überhaupt erst in den Süden bringen würde.
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Brauchen wir das alles?
Die Frage, ob wir das Ganze eigentlich überhaupt brauchen, ist wohl längst entschieden. Es geht nicht mehr um ein „Ob“, sondern um pure Wettbewerbsfähigkeit. Die Zukunft ist KI – ob wir das wollen oder nicht. Und egal, ob man daran glaubt, dass KI sich in rasanten Schritten weiterentwickelt, Fakt ist: KI ist schon heute ein gewaltiger Wettbewerbsfaktor. Und auch Europa ist für viele Tech-Giganten ein riesiger Markt. So planen etwa Microsoft und Amazon (mit seiner Tochter AWS, welche der größte Anbieter von Cloud-Computing-Diensten weltweit ist) in Italien bis 2028 Investitionen in Höhe von 15 Milliarden Euro in eben solche Rechenzentren.
Viel eher stellt sich also die Frage: Wie wollen wir KI in Europa?
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KI reglementieren, ohne Europa auszubremsen
Die EU hat sich entschieden, mit dem sogenannten AI-Act einen Weg zu gehen, welchen Kritiker als Bestätigung der überladenen Bürokratisierung abstempeln. Andererseits hat sie als erste (und bis dato einzige) große Volkswirtschaft überhaupt verbindliche Regeln und Fahrpläne aufgestellt, wie man sich eine Welt mit KI vorstellt. Ob das der richtige Weg ist, wird sich zeigen. Das Problem könnte jedoch folgendes sein: Obwohl es in bester Überzeugung gut gemeint ist, ist es möglicherweise schlecht getroffen. Nicht, weil es der falsche Weg wäre – sondern weil er in Anbetracht der großen Player USA und China Europa so stark ausbremsen könnte, dass man am Ende schlicht nicht mithalten kann. Über kurz oder lang könnte dies dazu führen, dass man sich an die geschaffenen Realitäten anderer anpassen müsste – sprich: die Innovation teuer aus dem Ausland einkaufen muss. Dass es bis dato kaum einen nennenswerten europäischen Big Player in diesem Bereich gibt, kann zumindest als Indiz dafür genommen werden, dass man in den letzten Jahren zumindest nicht alles richtig gemacht hat.
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Was ist also die Devise?
Es ist ohne Frage zu begrüßen, dass (fast) vor den Türen Südtirols einer der schnellsten Computer der Welt entsteht – übrigens in diesem Fall vor allem für wissenschaftliche Zwecke. Weil es bedeutet, dass auch wir als Europa in diesem Bereich investieren. Ziel der ganzen KI-Entwicklung muss es aber sein, die Sache mit einem Hauch von Realität anzugehen: Was wir hier regulieren, interessiert den Rest der Welt wahrscheinlich herzlich wenig.
Zu guter Letzt bleibt aber mit Sicherheit zu sagen: Egal für welchen Weg man sich entscheidet – von Vorteil wäre wahrscheinlich, wenn man die Stromtrasse gleich mit planen (und realisieren) würde, dann wäre das Ganze nämlich sogar noch irgendwie nachhaltig.
Articolo interessante…
Articolo interessante. Personalmente penso che la nostra terra possa essere protagonista. Io, nel mio piccolo,sto lavorando per questo.
Comunque il tema della sovranità digitale è totalmente ignorata purtroppo, e la cosa grave è calla vasevdella democrazia europea e quindi del futuro di tutti noi.
Oggi si parla solondi lupi,overtourums e del nale del Waltherpark. (un domani sarà la dittatura ha dirci di cosa poter parlare)