Politik | Leistbares Wohnen

Der große Wurf?

Ressortübergreifend wird an vielen verschiedenen Schrauben gedreht, um Wohnen für die Südtiroler Bevölkerung leistbarer zu machen. Darüber hinaus werden aber auch strenge Kontrollen eingeführt.
Kompatscher Brunner
Foto: LPA/Fabio Brucculeri
  • „Wir können das Maßnahmenpaket zum leistbaren Wohnen nun auf den Weg bringen“, erklärte heute (10. September) Landeshauptmann Arno Kompatscher im Anschluss an die Sitzung der Landesregierung. Gemeinsam mit Urbanistiklandesrat Peter Brunner stellte er die wichtigsten Eckpfeiler im Rahmen einer Pressekonferenz vor. Wie Kompatscher erklärte, werden zusätzlich strenge Kontrollen eingeführt, „denn in einem Rechtsstaat müssen die Regeln auch eingehalten werden“. Dazu will man unter anderem auf externe Dienstleister zurückgreifen. 

  • Landeshauptmann Arno Kompatscher: „Wir können das Maßnahmenpaket zum leistbaren Wohnen nun auf den Weg schicken.“ Foto: LPA / Fabio Brucculeri

    Während sich die Mitglieder der Regierungskoalition auf dem sogenannten Wohnbaugipfel im Juli noch uneins waren, scheint man nun auf der Zielgeraden zu sein. Wie bereits berichtet, plant die Landesregierung im Herbst ein eigenes Omnibus-Gesetz, das sich ausschließlich dem Thema Wohnen widmen wird. Daneben wird die Landesregierung eigene Durchführungsverordnungen verabschieden, wie beispielsweise jene zum Wohnen mit Preisbindung, die demnächst auf die Tagesordnung kommen wird. Ressortübergreifend wurden Vorschläge in das Maßnahmenpaket eingebracht, die vom Sozialbereich über touristische Vermietung bis zum Energiebonus reichen. Landesrätin Ulli Mair, zuständig für den Bereich Wohnen, schlägt eine Vereinfachung der bestehenden Verfahren in Bezug auf die Wohnbauförderung vor. Zeit- und personalintensive Kontrollen würden damit obsolet. Im Grunde gehe es darum, sich auf das Wesentliche zu beschränken, wodurch die Ansuchen schneller abgewickelt können. Ein weiterer Vorschlag lautet, die Sozialbindung, die derzeit zehn Jahre beträgt, zu verlängern, um Spekulationen zu unterbinden. Auf Tourismuslandesrat Luis Walcher geht der Vorschlag zurück, eine klare Trennung zwischen Privatzimmervermietungen und anderen touristischen Nutzungsformen zu vollziehen. Insbesondere Airbnb und andere Kurzzeitvermietungs-Plattformen hätten zu einem regelrechten Wildwuchs geführt, welcher der einheimischen Bevölkerung Wohnraum entzieht, so Landeshauptmann Kompatscher. Die entsprechenden Richtlinien sind derzeit in Ausarbeitung. Auch im Hinblick der Gemeindeimmobiliensteuer gibt es eine Änderung. So soll künftig die GIS für die Vermietung von Wohnungen an Einheimische jene für die touristische Nutzung nicht übersteigen.

  • Energiebonus und Wintergärten

    Das Maßnahmenpaket, welches von Urbanistiklandesrat Peter Brunner vorgelegt wird, zielt darauf ab, sowohl Miet- als auch Eigentumswohnungen wieder erschwinglich zu machen. Müssen je nach Lage für eine 100-Quadratmeter-Wohnung inzwischen bis zu 600.000 Euro berappt werden, soll sich der Preis nach Inkrafttreten des Maßnahmenpaketes auf rund 300.000 Euro einpendeln. Neben der eingangs erwähnten Durchführungsverordnung für Wohnen mit Preisbindung werden Regelungen für die Anwendung des Energiebonus im Landwirtschaftsgebiet erlassen, und zwar für Gebäude, die vor dem 4. September 2007 bestanden haben. Damit einher geht die Ausweitung der Konventionierungspflicht, mit welcher der vorhandene Wohnraum der lokalen Bevölkerung vorbehalten wird. Mit Inkrafttreten des neuen Raumordnungsgesetzes im Jahr 2018 wurde die Möglichkeit zur Errichtung von Wintergärten abgeschafft, de facto wird diese nun wieder eingeführt. „All diese Maßnahmen sind ein Beitrag zum leistbaren Wohnen. Mit einem relativ geringen finanziellen Aufwand kann zusätzlicher Wohnraum angeboten werden“, so Landesrat Brunner. Was den Zeitrahmen betrifft, so erklärte Landeshauptmann Kompatscher, dass das umfangreiche Maßnahmenpaket großteils in den nächsten Wochen bzw. innerhalb dieses Jahres umgesetzt werden soll. Für einige Maßnahmen sei jedoch eine längere Vorlaufzeit notwendig und mit einer Umsetzung sei erst im kommenden Jahr zu rechnen. 

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Wilfried Bachmann Di., 10.09.2024 - 19:45

Falls diese Maßnahmen wirklich wirksam werden sollten, was ich im Endeffekt stark bezweifle, da sich gewisse Lobbies wieder durchsetzen werden, ist es trotzdem 20-30 Jahre zu spät. Ein entschlossenes und kompromissloses Handeln ist gefragt !

Di., 10.09.2024 - 19:45 Permalink
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Peter Gasser Di., 10.09.2024 - 20:15

Zitat: “Müssen je nach Lage für eine 100-Quadratmeter-Wohnung inzwischen bis zu 600.000 Euro berappt werden, soll sich der Preis nach Inkrafttreten des Maßnahmenpaketes auf rund 300.000 Euro einpendeln”:

das ist absoluter Unsinn, so meine Information und Meinung.
Frau Tötsch, bitte höflich: belegen Sie diese Information, bzw. woraus leiten Sie diese Aussage ab (es fehlt jede Quellenangabe dazu)?

Di., 10.09.2024 - 20:15 Permalink
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nobody Di., 10.09.2024 - 20:38

Die erhöhte GIS hat nichts gebracht, außer Geld für die Gemeinden (und ist reine Abzocke). Die genannten Maßnahmen sind eine Verbesserung. Wie bremst man den Ausberkauf der Heimat?

Di., 10.09.2024 - 20:38 Permalink
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opa1950 Di., 10.09.2024 - 21:49

Haben Kompatscher, Brunner und die Mair in den Ferien zuviel Sonne genossen? Ansonsten wäre es wohl nicht möglich das man solche lächerlichen Kommentare von sich geben kann. Sie haben 8 Monate nichts getan und jetzt auf einmal erzählen sie Dinge welche zu 100% nicht realisierbar sind. Nur noch lächerlich.

Di., 10.09.2024 - 21:49 Permalink
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G. P. Di., 10.09.2024 - 22:23

"Müssen je nach Lage für eine 100-Quadratmeter-Wohnung inzwischen bis zu 600.000 Euro berappt werden, soll sich der Preis nach Inkrafttreten des Maßnahmenpaketes auf rund 300.000 Euro einpendeln."
Das glauben die beiden im Bild doch wohl selber nicht ...
Das Maßnahmenpaket, vollmundig angekündigt, wird ein Schuss in den Ofen!

Di., 10.09.2024 - 22:23 Permalink
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Cicero Di., 10.09.2024 - 22:40

Eine 50% Preisreduktion?? Euer Ernst? Wie soll das gehen? Einführung des Staatssozialismus alla DDR??

BTW: Ich hoffe mal den beteiligten Herrn ist die Tragweite ihrer Aussagen bewusst. So kann man schnell mal dem Immobilienmarkt crashen oder wer soll in naher Zukunft eine Wohnung für 400, 500 oder 600 Tsd. EUR kaufen wenn er darauf hoffen darf in Kürze eine für rund 300 Tsd. EUR zu bekommen??

Di., 10.09.2024 - 22:40 Permalink
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Josef Fulterer Mi., 11.09.2024 - 06:38

"BRUNNERs Wintergärten werden Krebs-artig wuchernde Verunstaltungen an den Gebäuden verursachen" + aber ganz sicher nicht zur Reduzierung der 100 m2-Wohnung von 600.000 €, herunter für 300.000 € führen.

Mi., 11.09.2024 - 06:38 Permalink
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K V Mi., 11.09.2024 - 07:07

"Weiters will die Landesregierung das Wohnen mit Preisbindung umsetzen. Wie Landesrat Peter Brunner erklärte, werden durch diese Regelung Wohnungen zum Preis von 3.200 bis 3.500 Euro pro Quadratmeter entstehen."
https://www.rainews.it/tgr/tagesschau/articoli/2024/09/leistbares-wohne…

Ich gehe davon aus, dass man bei der Fläche die Konventionalfläche zu Grunde legt und nicht die Wohnfläche. So kommt eine WG mit 100qm Wohnfläche meist mit Garten, Terrasse, Garage usw. auf ca. 150qm. Dann würde die Wohnung ca. 500.000 kosten, was mir schon eher realistisch erscheint. Bei der von der Autorin erwähnten Reduktion von 50% dürfte es sich um einen Fehler handeln.

Mi., 11.09.2024 - 07:07 Permalink
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Sabine Mahlknecht Mi., 11.09.2024 - 08:03

"So soll künftig die GIS für die Vermietung von Wohnungen an Einheimische jene für die touristische Nutzung nicht übersteigen."
Eine wirksame, zukunftsweisende Wohnraumpolitik sieht aus meiner Sicht anders aus: Will man mehr Wohnraum für Menschen schaffen, die hier leben und arbeiten, müsste man doch die GIS für touristische Nutzung beträchlich höher ansetzen als jene für Langzeitvermietungen - aber vielleicht möchte man ja damit noch etwas zuwarten ...

Mi., 11.09.2024 - 08:03 Permalink