Wenn der Falsche das Richtige tut

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Eine verworrene Situation
Mit dem ersten Schritt seines Friedensplans hat Donald Trump etwas erreicht, was jahrzehntelang keinem amerikanischen Präsidenten gelungen ist: Er hat Bewegung in einen der festgefahrensten Konflikte der Welt gebracht. Dafür gebührt im Anerkennung.
Dabei waren die Fronten so verhärtet wie seit Generationen nicht mehr.
Der Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober, bei dem über 1.200 Israelis brutal ermordet, gefoltert und entführt wurden, hat ein neues nationales Trauma ausgelöst. Viele Israelis sagen, ihr Volk habe seit der Schoa kein vergleichbares Leid erlebt.Die Reaktion Israels war erwartungsgemäß hart – langfristig zu hart. Die Weltöffentlichkeit sprach bald von Menschenrechtsverletzungen, von Völkermord. Das Vorgehen der Regierung Netanjahu kann längst nicht mehr als reine Selbstverteidigung gelten.
Doch es geht hier nicht um eine moralische Aufrechnung der Gräuel, die beide Seiten einander zufügen. Es geht um ein Paradoxon: dass ausgerechnet Donald Trump, der ungehobelte Antipolitiker, mit seinem Nahost-Plan Bewegung in diese starre Front brachte.
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Der Antipolitiker als Katalysator
Donald Trump verkörpert alles, was einem Staatsmann widerspricht.
Er beleidigt, spaltet, äußert Fake-News, unterdrückt Medien und stellt das Fundament der Demokratie infrage. Er ist das Produkt einer lauten, erschöpften Gesellschaft, die Orientierung sucht.Und doch: Gerade durch seine Art – ungestüm, direkt, rücksichtslos – gelang ihm, was andere Diplomaten nicht schafften. Nicht durch Verstand, sondern durch Druck.
Nicht durch Empathie, sondern durch Erpressung.Trump handelte nach dem Prinzip des Rechts des Stärkeren. Er nutzte Macht als Werkzeug, nicht als Verantwortung. Und dennoch: Seine Methoden hatten Wirkung. Völker, die nicht mehr miteinander redeten, begannen zu verhandeln.
So stellt sich die unbequeme Frage:
Wenn der Falsche das Richtige tut – darf man das Ergebnis gutheißen?
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Zwischen Moral und Wirkung
Viele würden sagen: Ja, Hauptsache, es bewegt sich etwas.
Doch genau hier beginnt die moralische Gefahr.
Denn wenn Erfolg wichtiger wird als die Motivation, wenn Macht und Zwang als legitime Mittel gelten, dann verschieben wir die Grundlagen unseres moralischen Denkens.Aber wer bin ich überhaupt, darüber zu urteilen?
Und wer sind wir, zu bestimmen, was richtig oder falsch, gut oder böse ist?
Vielleicht sind wir längst zu sehr von Bildern, Emotionen, Propaganda und politischen Lagern geprägt, um noch objektiv zu sein.Darum bemühe ich lieber einen großen Denker, der uns seit Jahrhunderten Orientierung gibt: Immanuel Kant.
Dieser Mann lehrt, dass der Mensch niemals Mittel zum Zweck sein darf, sondern immer Zweck an sich. Eine Handlung ist nur dann moralisch, wenn sie aus einer guten Absicht entspringt – nicht, wenn sie nur zufällig gute Folgen hat.
Übertragen auf Trump bedeutet das:
Selbst wenn sein Handeln kurzfristig Frieden stiftet, bleibt seine Motivation – Eigennutz, Machtstreben, Kalkül – moralisch verwerflich (Stichwort: Riviera des Nahen Ostens).
Wer das Richtige aus den falschen Gründen tut, kann daraus keinen echten moralischen Wert ableiten. -
Die Chemotherapie der Weltpolitik
Trump gleicht in dieser Metapher einer Chemotherapie:
Eine brutale, schmerzhafte Behandlung, die den Körper schwächt, einem die Haare ausfallen lässt, einen an den Rand des Erträglichen führt – um eine Krankheit zu besiegen. Sie kann Leben retten, ja. Aber sie zerstört dabei.
Sie greift das Übel an, doch sie hinterlässt Spuren, die lange bleiben.So war Trump vielleicht notwendig, um ein festgefahrenes System zu erschüttern.
Er hat den politischen Körper in Aufruhr versetzt, Gift und Gegenmittel zugleich injiziert, die Krankheit sichtbar gemacht.
Doch eine Chemotherapie ist kein Heilmittel – sie ist ein radikaler Eingriff, der nur dann Sinn ergibt, wenn danach Heilung folgen kann.Jetzt liegt es an der Welt, zu heilen.
Nicht durch neue Machtspiele, sondern durch Vernunft, Diplomatie und Gerechtigkeit. -
Kein Nobelpreis auch 2026 für Donald?
Unter diesen Umständen erscheint es geradezu unmöglich, dem aktuellen US Präsidenten den Friedensnobelpreis zu verleihen – nicht, weil das, was er bewirkt hat, unbedeutend wäre, sondern weil es auf einer Methode beruht, die, wenn sie Schule macht, den Weltfrieden gefährdet.
Denn wenn das „Recht des Stärkeren“ zum neuen Vorbild globaler Politik wird, öffnen sich viele neue Brandherde.
Dann brennt die Welt nicht trotz Trump – sondern wegen seines Beispiels. -
Schlussgedanke
Was Kant von Trump halten würde, interessiert in Israel und Gaza niemanden.
Und doch bleibt sein moralischer Kompass gültig:
Frieden, der aus den falschen Motiven geboren wird, ist kein echter Friede.
Er mag kurzfristig wirken – doch langfristig vergiftet er die Grundlagen menschlichen Zusammenlebens.Abschließend will ich jedoch auch meine Erleichterung zum Ausdruck bringen, dass ein erster Schritt gesetzt ist. Die Geiseln kamen frei und die Waffen schweigen vorerst. Das nimmt Trump keiner mehr.
Doch ein wahrer Friede entsteht letztlich nicht durch die Stärke des Stärkeren,
sondern durch die Stärke des Rechts.
Treffend formuliert und gut…
Treffend formuliert und gut erklärt. der falsche der das richtige tut. könnte ein roman oder film sein. Würde mich wundern wenn es zum Frieden kommt. Der Konflikt ist da seit jeher und der wird nicht so schnell beendet sein. Hamas greifen scheinbar immer noch an.
Zitat: “Hamas greifen…
Zitat: “Hamas greifen scheinbar immer noch an”:
... und HAMAS exekutiert Leute auf offener Straße, und Trump findet das gut.
Antwort auf Zitat: “Hamas greifen… von Peter Gasser
dann kann man auch nicht von…
dann kann man auch nicht von frieden oder waffenstillstand reden. zum glück hat trump noch keinen preis gewonnen.