Mehr Südtirol auf dem Speiseteller
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Bis jetzt finden regionale Lebensmittel in der Südtiroler Gastronomie noch wenig Beachtung – das soll sich mit dem neuen Beratungsprogramm „Erfolgreich regional“ zumindest ein wenig ändern. Die Initiative hat der Hoteliers- und Gastwirteverband (HGV) gemeinsam mit dem Köcheverband und dem Bauernbund im Oktober gestartet.
„Seit Beginn der Initiative haben sich bereits 13 Betriebe gemeldet“, teilt HGV-Vizepräsidentin Judith Rainer bei der Veranstaltung „Gustoso“ für regionale Lebensmittel mit, die heuer zum zweiten Mal beim HGV in Bozen stattfindet. Die Beratung für Gastbetriebe wird von dem Ressort für Tourismus und Landwirtschaft von Landesrat Luis Walcher finanziell unterstützt. Ziel ist es, heimische Produkte sichtbarer zu machen, passende Produzentinnen und Produzenten zu finden und den Mehrwert regionaler Herkunft klar zu kommunizieren. Koordiniert wird das Projekt über die IDM.
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Fallbeispiel aus dem Gadertal
Auch Ulrica Rubatscher von dem Restaurant Plazores in St. Vigil in Enneberg nimmt am Beratungsprogramm „Erfolgreich regional“ teil. Ihr Ehemann und sie haben vor fünf Jahren den alten Bauernhof seiner Familie saniert und dort das Restaurant eröffnet. Außerdem halten sie Schafe und Kühe und vermieten zwei Ferienwohnungen.
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Rubatscher ist in einem kleinen Gastbetrieb in den Bergen aufgewachsen. Die ausgebildete Integrationslehrerin und Heilpädagogin steht nun in der Küche des Restaurants und setzt sich bei Bedarf auch selbst auf den Traktor. Die Fleischprodukte aus eigener Herstellung wie Ragu oder Speck vermarktet die Familie mit weiteren Betrieben in Enneberg über eine eigene Webseite und am Hof.
„Projekte wie das Beratungsprogramm sind sehr wichtig, da die tägliche Arbeit in der Natur für uns in der Landwirtschaft eine Selbstverständlichkeit ist. Heute wird im Internet damit geprahlt, während viele Südtiroler Betriebe das gar nicht kommunizieren“, erklärt Rubatscher. „Es geht schließlich um die Wertschätzung der eigenen Arbeit.“
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Drei Köche und eine Köchin
Landwirtschaftslandesrat Luis Walcher erklärt bei der Vorstellung, dass „Regionalität mehr als nur ein Schlagwort" sein soll und mit der Initiative das 2023 verabschiedete Gesetz zur Herkunftskennzeichnung umgesetzt wird. Die Sensibilität für das Thema sei heute auch bei Urlaubsgästen vorhanden: „52 Prozent der Gäste haben in einer Umfrage für unsere Marktforschung erklärt, dass nachhaltige Qualität für sie neben Gastfreundlichkeit und Sauberkeit auch regionale Herkunft bedeutet“, so IDM-Marketingdirektor Wolfgang Töchterle.
Über das Beratungsprogramm sollen Betriebe nun bei der Auswahl regionaler Lebensmittel unterstützt werden. Ihre Exptertise teilen dabei Sternekoch Egon Heiss vom Castel Fragsburg in Meran, Küchenmeister und Food Stylist Thomas Kostner, Diätköchin Margit Mair und Innovationsexperte und Küchenmeister Reinhard Steger. In zwei Modulen werden im Beratungsprogramm das Menü des Gastbetriebs analysiert und Maßnahmen für mehr Regionalität erarbeitet. Wichtige Fragen seien beispielsweise die Verfügbarkeit der Lebensmittel je nach Jahreszeit, die Lieferung sowie passende Ansprechpartner vor Ort.
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