Irland macht's vor
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Während Irland die internationale Diskussion mit der Ankündigung anführt, das bedingungslose Grundeinkommen für Kulturschaffende 2026 flächendeckend einzuführen, kämpft die Südtiroler Künstlervereinigung Performing Artists Association South Tyrol (PERFAS) um grundlegende soziale Standards. Der Kampf dreht sich darum, die tief verwurzelten strukturellen Benachteiligungen im Kulturbereich auszugleichen und damit die drohende Altersarmut abzuwenden.Das Kernproblem in Italien und somit auch in Südtirol ist die fehlende strukturelle Absicherung. Für selbstständige Künstler gelten keine Mindeststandards, wie sie für 98 % der Angestellten selbstverständlich sind.
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Peter Schorn, Schauspieler und Präsident der PERFAS, beschreibt die alarmierende Situation „Für selbstständige Künstlerinnen und Künstler gibt es weder realistische Mindestlöhne noch Indexierung der Gehälter oder Zulagen. Es gibt kein 13. und 14. Gehalt, keine bezahlten Urlaube und keine intermittierende Arbeitslosigkeitsentschädigung“. Diese Ungerechtigkeit ist eng mit der sogenannten „intermittierenden Natur“ künstlerischer Berufe verknüpft, die das gesamte Rentensystem untergräbt. Peter Schorn erklärt „Die intermittierende Natur bedeutet, dass Künstler zwar bestimmte bezahlte Arbeitstage haben, doch dazwischen liegen zahlreiche Tage, an denen sie nicht untätig sind, sondern essenzielle, aber unbezahlte Tätigkeiten verrichten müssen. Denken Sie beispielsweise an Castings und deren Vorbereitung. Gerade im Filmbereich weiß man, dass man oft 20 Castings wahrnimmt, aber nur ein einziges Engagement erhält. Hinzu kommen die vielen Stunden, die für das Textlernen, Proben oder bei Musikern und Tänzern, das tägliche Üben erforderlich sind.“
Ein ähnliches nationales Instrument, von der PD eingeführt, wurde von der Regierung Meloni wieder abgeschafft.
Da für diese umfangreichen, aber unbezahlten Arbeitszeiten keine Rentenbeiträge eingezahlt werden, drohen Künstlern im Alter unterdurchschnittliche Pensionsleistungen. Nachdem Versuche auf nationaler Ebene gescheitert sind „Ein ähnliches nationales Instrument, von der PD eingeführt, wurde von der Regierung Meloni wieder abgeschafft", so Schorn, konzentriert sich die PERFAS auf die regionale Ebene. In Zusammenarbeit mit Landesrat Philipp Achammer und den Grünen wurde ein erster wichtiger Schritt erreicht: die Einführung der Regionalen Rentenzuschüsse für Kunstschaffende.
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Wer ist PERFAS?
Die PERFAS (Performing Artists Association South Tyrol) ist die Interessenvertretung professioneller Darstellender Künstler, Musiker, Tänzer und Techniker in Südtirol. Ziel: Verbesserung der Arbeitsbedingungen, faire Bezahlung, soziale Absicherung und die Anerkennung der intermittierenden Natur künstlerischer Berufe.
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Dieses System bietet hauptberuflichen Kunstschaffenden, die im Landesverzeichnis der Kunstschaffenden eingetragen sind und in einen privaten Zusatzrentenfonds einzahlen, einen Zuschuss. Jüngst wurden der maximale Zuschuss von 500 Euro auf 1.000 Euro erhöht und die Einkommenshöchstgrenze von 35.000 Euro auf 40.000 Euro angehoben.
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Die Hürden der Vorsorge
Trotz der guten Initiative wird der Rentenzuschuss von den Künstlern noch zu wenig beansprucht. Zwar haben sich über 200 Künstler für das Landesregister beworben, doch nur 74 sind effektiv eingetragen. Thomas Maniacco, Geschäftsführer der PERFAS, macht klar „500.000 Euro sind dafür vorgesehen, aber es wird von den Künstlern selbst noch viel zu wenig beansprucht und abgeschöpft.“
Ich muss jetzt schauen, über die Runden zu kommen.
Peter Schorn sieht den Grund in einer psychologischen Hürde. „Viele denken sich eben: Ich muss jetzt schauen, über die Runden zu kommen. Wenn ich ein bisschen etwas übrighabe, muss ich das sparen, denn wer weiß, wie das nächste Jahr laufen wird. Da habe ich nichts übrig, um in den Pensionsfonds einzuzahlen.“ Thomas Maniacco betont, dass der Zuschuss dennoch ein wichtiges Signal ist „Die Zuschüsse allein werden die Künstler nicht vor der Altersarmut retten, aber es ist ein Signal dafür, sich selbst rechtzeitig um die Rente zu kümmern“
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Die Rentenzuschüsse des Landes
Das Land gewährt einen Zuschuss zur privaten Zusatzrente für hauptberufliche Kunstschaffende. Es ist ein Anreizsystem zur Bekämpfung von Altersarmut.
Voraussetzungen:
1. Eintragung: Die Person muss im Landesverzeichnis der Kunstschaffenden registriert sein Die Eintragung muss jährlich erneuert werden. 2. Einzahlung: Im Vorjahr muss der Künstler selbst mindestens 500 Euro in einen privaten Zusatzrentenfonds eingezahlt haben. 3. Einkommen: Das Gesamtbruttoeinkommen darf 40.000 Euro nicht überschreiten. Der Anreiz: Der Künstler erhält einen Zuschuss in derselben Höhe seiner Einzahlung (500 bis max. 1.000 Euro). -
Lobbyarbeit gegen Spaltung und Hetze
Der PERFAS-Präsident betont, dass es nicht darum gehe, den Künstlern Almosen zu geben, sondern den Beitrag zur Demokratie und der lebenswerten Gesellschaft wertzuschätzen. „Das System, das 2026 in Irland etabliert wird, hat sich in einer dreijährigen Testphase bewährt und wurde als funktional beurteilt.“
Nicht in Kunst und Kultur zu investieren, wäre auch wirtschaftspolitisch unvernünftig.
Gleichzeitig wehrt sich der Verband gegen politische Attacken, die er als „hetzerisch und spalterisch“ zurückweist. Die Ausgaben für Kultur seien verschwindend gering im Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen. „Nicht in Kunst und Kultur zu investieren, wäre auch wirtschaftspolitisch unvernünftig,“ warnt Schorn, da die Kreativwirtschaft weltweit der wachstumsstärkste Sektor sei und „für jeden investierten Euro mindestens 3 Euro zurückfließen.“ Es sei inakzeptabel, dass ein Land wie Italien, das sich stets mit seiner Kunst und Kultur rühmt und eine europäische Demokratie ist, untätig bleibe und die nötige Unterstützung versage. Dies führe dazu, dass eine ganze Branche Gefahr laufe, verloren zu gehen. Schorn resümiert die Notwendigkeit der Lobbyarbeit „PERFAS sei gegründet worden, um die Künstler zu unterstützen und gemeinsam stark zu sein.
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Natürlich handelt es sich…
Natürlich handelt es sich hier um Almosen, und es hat rein gar nichts mit einem "Beitrag zur Demokratie und einer lebenswerten Gesellschaft" zu tun. Die Künstler, die wirklich einen Beitrag zur Gesellschaft leisten, werden bereits anständig bezahlt. Die Künstler, die von ihrer künstlerischen Arbeit nicht leben können, sollten einer anderen Tätigkeit nachgehen. Das Land ist keine moralische Verpflichtung, Menschen zu subventionieren, die keinen Erfolg in ihrem Beruf haben. Wieso sich auf Künstler beschränken? Wieso nicht auch Anwälte, Sportler, Maurer...
Kreativwirtschaft weltweit…
Kreativwirtschaft weltweit der wachstumsstärkste Sektor sei und „für jeden investierten Euro mindestens 3 Euro zurückfließen.“
Behaupten kann man vieles.
Übrigens, ein Künstler ist jemand, der es schafft, sein Produkt als Kunst zu verkaufen. Ob es Kunst ist, entscheidet die Zeit. Wird es in 100 Jahren noch als Kunst eingeschätzt, war es wohl Kunst. Und wer es nicht schafft, ist wohl kein Künstler. 😈😈😈