Gesellschaft | Ressourcenverbrauch

Wie geht Klimaschutz im Alltag?

Nur kalt duschen, kein Fleisch und Kaffee: Eine Schulklasse und zwei Tourismusvereine im Ahrntal haben den Selbstversuch gewagt. Die OEW prämiert ihr Engagement.
Gewinnergruppe Ahrntal Overshoot Day OEW
Foto: Erwin Obermair
  • Mitte Mai hat die Organisation für Eine solidarische Welt (OEW) anlässlich des italienischen Erdüberlastungstags zum Umdenken in Punkto Ressourcenverschwendung aufgerufen. 81 Organisationen, Vereine und Schulen sowie mehrere hundert Privatpersonen sind dem Aufruf gefolgt und haben zwei Wochen lang mit verschiedenen Initiativen ihre Konsumgewohnheiten hinterfragt. 

    Teil der Aktionswochen war auch die #MoveTheDate-Challenge, ein konkreter Selbstversuch im Ressourcenschonen. Zum globalen Erdüberlastungstag, der dieses Jahr auf den 1. August fällt, präsentiert die OEW die Gewinnerinnen der Challenge: Das Team „Ferienregion Ahrntal“ gewann eine sozial- und umweltverträgliche Marende, die Klasse 2Csp des Gymme Meran ein faires Frühstück. Das Feedback der Teilnehmer*innen zeige laut OEW, „dass Klimaschutz bei uns allen beginnt und auch langfristig mehr Zufriedenheit stiftet“.

  • Monika Thaler: „Das positive Feedback der Teilnehmer*innen zeigt uns, dass ein bewusster Umgang mit Lebensmitteln, Energie und besonderen Rohstoffen auch von den Südtiroler*innen immer mehr gefordert wird.“ Foto: OEW

    In diesem Jahr nahmen 25 Jugendgruppen, Familien, Betriebsteams, Schulklassen und Vereine an der #MoveTheDate-Challenge teil. Sie wählten aus 15 Maßnahmen für den persönlichen Klimaschutz und stellten sich zwei Wochen lang dem Selbstversuch. Monika Thaler, Bereichsleiterin für internationale Zusammenarbeit bei der OEW, betont: „Die übermäßige Ressourcennutzung führt seit Jahrzehnten zu einem Rückgang der Biodiversität, überschüssigem CO2 in der Atmosphäre und einem immer härter werdenden Wettbewerb um Nahrungsmittel und Energiequellen. Dies trifft derzeit vor allem viele Menschen im Globalen Süden, die Landraub und landwirtschaftliche Totalausfälle erleben und oft zum Verlassen ihrer Heimat gezwungen werden. Die Folgen werden in Zukunft aber auch vermehrt uns und unsere Kinder treffen, wenn wir nicht aktiv werden.“

    Überzeugt ging die Klasse 2Csp des Gymme Meran voran und gewann im Anschluss ein faires Frühstück. Zwei Wochen lang duschten einige der Schüler*innen nur kalt, verzichteten auf Fleisch, vermieden Plastik, kauften regional ein, nutzten ausschließlich öffentliche Verkehrsmittel und tranken nur Wasser. Lehrperson Petra Pichler resümiert: „Auch wenn wir nicht glauben, den Erdüberlastungstag damit auch nur um eine halbe Stunde verschoben zu haben, so haben wir durch unsere Teilnahme doch unser Bewusstsein geschärft und über den Klimawandel diskutiert.“

  • Die Schulklasse des Gymme Meran: Für ihr Engagement beim Selbstversuch servierte die OEW ein faires Frühstück. Foto: OEW / Anna Mayr
  • Auch die Teilnehmer*innen der Gruppe „Ferienregion Ahrntal“ der Tourismusvereine Ahrntal und Sand in Taufers mit der Nachhaltigkeitsbeauftragten Astrid Früh wurden von der OEW prämiert. Sie zeigten sich von der zweiwöchigen Erfahrung als Team von Arbeitskolleg*innen inspiriert: Sie versuchten, sich nur vegetarisch zu ernähren, auf Videospiele zu verzichten, ausschließlich öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen und kalt zu duschen. Insgesamt nahmen während des Aktionszeitraums 150 Personen die Herausforderung des reinen Wassertrinkens an, 79 verzichteten auf Kaffee und 67 bemühten sich, keine Lebensmittel wegzuschmeißen.

    „Viele Privatpersonen äußerten den Wunsch, dass auch ihre Gemeinde mehr in den Klimaschutz investiere.“ 

    Die herausforderndsten Maßnahmen wagten nur wenige: Nur 28 Personen tauschten ungebrauchte Kleidung mit Freunden, statt sie wegzuwerfen, 17 Personen konsumierten ausschließlich in Südtirol produzierte Lebensmittel, und lediglich 11 Personen verzichteten zwei Wochen lang auf die Nutzung jeglicher Streaming-Plattformen. Ein Großteil der Teilnehmer*innen gab jedoch an, ihre persönliche Klimaschutz-Maßnahme auch nach den zwei Wochen in ihren Alltag integrieren zu wollen. 

    „Das positive Feedback der Teilnehmer*innen zeigt uns, dass ein bewusster Umgang mit Lebensmitteln, Energie und besonderen Rohstoffen auch von den Südtiroler*innen immer mehr gefordert wird“, sagt Thaler. „Auch Gemeinden und Tourismusvereine machten mit, und viele Privatpersonen äußerten nach dem Aktionszeitraum den Wunsch, dass auch ihre Gemeinde mehr in den Klimaschutz und die damit einhergehende globale Gerechtigkeit investiere.“ 

    Der Erdüberlastungstag sei ein wichtiger jährlicher Stichtag, der uns daran erinnern soll, dass noch viel zu tun ist, aber dass gemeinsam auch viel getan werden kann. Auch für das persönliche Glück: Konsumforscher*innen betonen seit Jahren, dass ein bewusster Konsum Zufriedenheit und Sinn stifte, sofern niemand an der Existenzgrenze leben müsse.

  • Ressourcenverbrauch: Artensterben und globale Erderwärmung bedrohen die Lebensgrundlagen der Menschen weltweit. Foto: OEW / Anna Mayr
  • Der Earth Overshoot Day

    Der Erdüberlastungstag wird jährlich für einzelne Länder und den gesamten Planeten vom Global Footprint Network berechnet. Dabei werden die Biokapazität der Erde und der ökologische Fußabdruck der Menschheit berücksichtigt. Die Biokapazität beschreibt die Fähigkeit der Natur, die vom Menschen verbrauchten Ressourcen zu erneuern und Schadstoffe abzubauen. Der ökologische Fußabdruck zeigt, wie viele Ressourcen die Menschheit tatsächlich verbraucht. Übersteigt der menschliche Verbrauch die natürliche Erneuerung, spricht man von einer Überlastung der Erde und einer ökologischen Verschuldung: Ab diesem Moment leben wir auf Kosten strukturschwächerer Länder und zukünftiger Generationen.