Politik | 25. April

Kompatscher warnt vor Rechtsextremismus

Landeshauptmann Arno Kompatscher hat gestern das ehemalige Durchgangslager in Bozen besucht. Er wirft Casapound und der Süd-Tiroler Freiheit vor, Hass zu schüren.
Arno Kompatscher_Ivo Corrà
Foto: Ivo Corrà
  • Bei der Gedenkveranstaltung, am 25. April am Durchgangslager in der Reschenstraße in Bozen, hat Landeshauptmann Arno Kompatscher vor neuen Gefahren für die Demokratie gewarnt: „Ohne einen demokratischen Staat hätte es keine Verhandlungen zur Autonomie gegeben. Es gäbe unsere Autonomie nicht, es gäbe auch kein vereintes Europa. Das ist genau das Gegenteil dessen, was Nationalsozialisten und Faschisten wollten“, erklärt Kompatscher gegenüber Rai Südtirol

    Auch heute gebe es Menschen und Organisationen, „die Ängste und Sorgen der Menschen dazu benutzen, um Rassenhass zu streuen, um Hass zu schüren, um Vorurteile zu bedienen. Und da gilt es, dagegen aufzustehen, das aufzuzeigen und ganz einfach klar zu sagen, so nicht, wir wollen das nie wieder.” Namentlich nennt Kompatscher die neofaschistische Bewegung Casapound und auch die Wahlwerbung der Süd-Tiroler Freiheit. Das Bozner Gericht hat Anfang April entschieden, dass Wahlplakate der Oppositionspartei diskriminierend sind und dauerhaft entfernt werden müssen, auch auf der Webseite der Süd-Tiroler Freiheit. 

  • Sven Knoll: „Meisterstück an Zynismus und Falschheit, dass ausgerechnet jener Mann die Süd-Tiroler Freiheit in die Nähe des Nationalsozialismus rückt, der die Neofaschisten von Fratelli d'Italia in die Landesregierung holte.“ Foto: Seehauserfoto
  • Auch der Historiker Hannes Obermair erklärt gegenüber SALTO, dass der neue Rechtsextremismus demokratische Grundwerte in Frage stelle. Dazu zählen nicht nur Casapound, sondern auch Neonazi-Gruppierungen. „Das heißt, Faschismus ist sozusagen, da hat Umberto Eco gewissermaßen recht, ein Urfaschismus, der ist immer vorhanden, historisch vorhanden. Und der Antifaschismus als eine Gegenkraft, als eine demokratische, progressive Gegentendenz, muss immer wieder von Generation zu Generation gelernt, geübt und vertreten werden.“ 

    Das betont Sozialpädagoge Thomas Kobler ebenfalls im Interview: „Der 25. April soll uns nicht nur an die Befreiung erinnern, sondern auch daran, dass wir tagtäglich gegen menschenfeindliche Abwertungen und Diskriminierungen aufstehen müssen. Denn das verletzt Menschengruppen, die möglicherweise als schwach oder schwächer gelesen werden. Sie stellen häufig Minderheiten dar, die weniger Rechte als andere haben.“

    Sven Knoll, Landtagsabgeordneter der Süd-Tiroler Freiheit, hat sich indessen bereits zu der Kritik von Landeshauptmann Kompatscher in einer Medienmitteilung geäußert. Er wirft Kompatscher Zynismus vor, da er eine Regierungskoalition mit der Rechtspartei Fratelli d’Italia (FdI) eingegangen ist. Vizelandeshauptmann und Wirtschaftslandesrat Marco Galateo (FdI) hat Anfang des Jahres neben Mitgliedern von Casapound an einem Fackelzug teilgenommen.

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Profil für Benutzer Arne Saknussemm
Arne Saknussemm Sa., 26.04.2025 - 11:49

Das ist ein Witz oder? Eine Koalition mit FdI und dann vor Rechtsextremismus warnen? — Kompliment Herr Kompatscher, ihre Glaubwürdigkeit gewinnt an Größe!

Sa., 26.04.2025 - 11:49 Permalink
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Profil für Benutzer K V
K V Sa., 26.04.2025 - 12:34

Antwort auf von Arne Saknussemm

Die Flöhe von den Partnern, mit denen man in Bett liegt, wird die SVP nicht mehr los. Gleich unglaubwürdig war der Stauder, der die Brandmauer im Umgang mit den rechtsextremen Parteien eingefordert hat.
Ich schwanke dabei immer zwischen:
a) Man hat vergessen, mit wem man in Koalition ist.
b) Man hält das Volk für außerordentlich blöd.
c) Es ist einem selbst nichts mehr zu blöd und man pflanzt die Leut.

Sa., 26.04.2025 - 12:34 Permalink
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Salto User
m.gaismayr Sa., 26.04.2025 - 17:25

Antwort auf von Manfred Klotz

Seien Sie stark, Herr Klotz: und vor allem wappnen Sie sich mit ebenso viel Geduld. Was ich hier geschrieben habe, gilt immer noch:

"Es gibt ein weit verbreitetes Übel, das fast alle „sehr wichtigen“ Kommentatoren von Salto betrifft. Ein Übel, dessen erste Klage auf das Evangelium Matthäus 7,3-23 zurückgeht: „Was siehst du aber den Splitter (Faschist) im Auge deines Bruders, und den Balken (Nazi) in deinem Auge bemerkst du nicht?“
Damit will ich überhaupt nicht sagen, dass sie Nazis sind, das würde ich nie wagen. Das Problem ist, dass sie einen Südtiroler Balken nicht sehen würden, selbst wenn er ihnen direkt auf den Kopf fallen würde."

Sa., 26.04.2025 - 17:25 Permalink
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Salto User
Aloisius von Gonzaga Sa., 26.04.2025 - 12:36

Kompatscher, lass die Süd-Tiroler Freiheit in Ruhe! Das ist eine patriotische Bewegung, die eindeutig demokratisch gesinnt ist. Sie mit Casa Pound zu vergleichen ist eine unsägliche Entgleisung und eines Landeshauptmanns unwürdig.

Sa., 26.04.2025 - 12:36 Permalink
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opa1950 Sa., 26.04.2025 - 16:07

Eine Frage an Kompatscher.Wie ist es möglich das in Südtirol jemand für das Bürgermeisteramt kandidiert gegen den Vermutlich Ermittelt wird.Sind das jetzt die neuen Methoden der Neuen Südtiroler Mafia?

Sa., 26.04.2025 - 16:07 Permalink
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Salto User
richter a So., 27.04.2025 - 06:23

Zu den Äusserungen von Sven Knoll:
Irgendwie vermisst man Eva Klotz in der STF.
Rassismus war ihr fremd, und sie war es, die am Denkmal an der Talfamauer jährlich einen Kranz niederlegte – zur Erinnerung an die Vertriebenen aus Istrien.

Ich würde sie als die Grande Dame der Südtiroler Politik bezeichnen – und nicht Viktoria Stadelmayer

So., 27.04.2025 - 06:23 Permalink