Danke Alexandra für den…
Danke Alexandra für den Artikel!
Meine Tochter war letzte Woche als Sternsinger unterwegs und hatte nachher viel zu berichten. Von älteren Menschen in einsamen Wohnungen („Bleibs decht no a bissl bei mir!“), von Unmengen an Süßigkeiten und großen Geldscheinen, von Türen, die auf – und dann schnell wieder zugingen. Was sich hingegen nicht zugetragen hat auf ihren Runden, sind Versuche, einen der Könige mit schwarzer Schuhcreme einzufärben oder Ausrufe der Betrübnis darüber, dass keines der drei Mädels auf das Klischee vom „Schwarzen“ getrimmt worden war: Kraushaarperücke, dunkle Schminke, Goldringe an den Ohren, wir erinnern uns. Vor gar nicht langer Zeit noch die Norm, kommt einem diese Karikatur eines schwarzen Königs heute zum Glück kaum mehr unter und scheint auch nicht vermisst zu werden. Dachte ich – bis mich ein Kommentar in der Tageszeitung Dolomiten eines Besseren belehrte: „Immer seltener findet sich ein schwarzer König unter den Weisen aus dem Morgenland“, bedauerte dort ein Redakteur. Zwar wisse er, dass das sogenannte Blackfacing, also sich als weiße Person auf Afroamerikaner zu schminken, eine „Unsitte“ sei, aber im Fall der Könige sei der Sachverhalt ein anderer, denn: „Der schwarze Weise ist ein Zeichen für Inklusion, nicht für Ausgrenzung. Schade, dass dies viele Menschen nicht verstehen (wollen).“
Zu diesen uneinsichtigen Menschen, jawohl, gehöre ich. Ich kann schlecht beurteilen, wie groß die Sehnsucht nach einem wandelnden rassistischen Klischee, das an der Haustür läutet, in der Südtiroler Bevölkerung ist. Mein Umfeld kommt meines Wissens gut ohne klar, und auch sonst haben mich noch keine Zuschriften oder Petitionen diesbezüglich erreicht; der Wunsch danach scheint also die wenigsten umzutreiben. Was ich hingegen ganz gut beurteilen kann (Studium, Lektüre, Erfahrung), ist die total verquaste Verwendung des Begriffs Inklusion im obigen Zitat. Hier hätte Freund Google helfen können, der uns verrät: Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch die Möglichkeit erhalten soll, sich umfassend und gleichberechtigt an der Gesellschaft zu beteiligen. Völlig unabhängig von individuellen Fähigkeiten, ethnischer Herkunft, Geschlecht oder Alter. Inklusion ist nicht, wenn ich so tue, als wäre ich ein (schlecht verkleideter) Vertreter einer sogenannten Randgruppe. Inklusion ist, wenn die Randgruppe (ja, schrecklicher Begriff) tatsächlich dabei ist, mitmacht. Ganz ohne Schminke und gern auch in einer anderen Rolle als jener des Melchior.
Wie wunderbar das funktionieren kann, zeigt ein Beispiel aus Lajen. Dort ist Hannes, 12 Jahre alt, seit drei Jahren fixe Besetzung bei den Sternsingern. Hannes ist nicht schwarz, Hannes hat das Down-Syndrom. Wirklich, nicht verkleidet. Somit stellt auch er eine Randgruppe dar, die man normalerweise bei den (weißen, vermehrt weiblichen, mit üblichem Chromosomensatz versehenen) Sternsingern nicht antrifft. Das stößt bei manchen Menschen zunächst auf Verwunderung (“Konn der des?“), wie seine Mutter berichtet, ist dann aber meist schnell vergessen, weil es eigentlich keine Rolle spielt. Hannes freut sich, seinen Spruch aufzusagen, freut sich, wenn ordentlich Scheine in der Box landen und freut sich, wenn die ganze Truppe abends zur Belohnung Pizzaessen geht. So wie die anderen Sternsinger halt auch. Und die Bevölkerung, die dem schwarzgeschminkten König keine Träne nachweint, wenn Sie mich fragen, die bekommt zu Glück- und Segenswünschen obendrauf noch wohltuend vor Augen geführt, wie vielfältig unsere Gesellschaft ist. Und dass jede*r darin ihren oder seinen Platz finden soll. Das ist dann wirkliche Inklusion. Frohes 2025!
Danke Alexandra für den Artikel!
Muss in unserer Kultur alles so angepasst werden, dass es profilaktisch dem flüchtigen Blick eines Amerikaners keine Irritationen auslösen kann? Hier werden Diskurse aus dem Kontext gerissen und eins zu eins unreflektiert übernommen. Deswegen gibt es auch keine deutschen Begriffe, denn Blackfacing würde auf deutsch einfach heißen, sich das Gesicht schwarz anzumalen.
Irgendwann werden auch die Figuren der comedia dell'arte "problematisiert":
https://www.meisterdrucke.it/stampe-d-arte/Italian-School/1002254/Comme…
oder die Kaputzen der capirote: https://www.gettyimages.it/immagine/capirote
Die Bezeichnung Mohrenapotheke war lange Zeuge, dass die Tradition der Heilkunst von anderen Regionen wertgeschätzt wurde.
Und der Begriff Küchenpsychologie hat nichts mit Sexismus zu tun.
Aber die Kulturbanausen übernehmen das Ruder und erhalten die Deutungshoheit.
Früher oder später wird der Punkt erreicht sein, dass es nur noch einen Einheitsbrei geben wird, der niemanden mehr nicht schmecken kann, weil er nach nichts schmeckt.
Dann wird auch dem Dümmsten nicht mehr einfallen, über was er sich beschweren könnte.
Das finde ich nicht. Gorgias spricht ein wichtiges Problem an.
Inklusion bedeutet nämlich auch, eine Gruppe sichtbar zu machen. Früher wurden Schwarze oft nur in stereotypen Rollen als Kriminelle oder Sklaven gezeigt. Die Filmindustrie hat das geändert, in Serien und Filmen werden zunehmend auch Schwarze in Hauptrollen gezeigt, was ich gut finde, auch wenn manche Auswüchse übers Ziel hinaus schießen (z.B. schwarze Elben in "Rings of Power").
Insofern finde ich es schlecht, wenn man PoCs ausgerechnet bei einem positiv besetzten Mythos wie den hl drei Königen die Sichtbarkeit nimmt und diese cancelt. Kann ein Schwarzer etwa kein König sein? Wollen wir in Europa keine Schwarzen in der Rolle als Königs? Ich halte daher diesen Verzicht für eurozentristisch, reaktionär und vielleicht sogar ein bisschen rassistisch. Hauptsache die weiße Hegemonie wird reproduziert. Ich kann mir z.B. gut vorstellen, dass vielleicht in so mancher Dreikönigstruppe niemand "der Schwarze" sein wollte?
Daher halte ich es für besser, den PoCs Sichtbarkeit zu geben, anstatt sie wegzucanceln und durch rein weiße Könige zu ersetzen. Dass ein Kind mit Down-Syndrom mitspielt, ist hingegen sehr wohl ein gutes Beispiel für Inklusion.
Auch Thema verfehlt, es wimmelt nur so vor Spekulationen aber dies ist man(n)Frau bei Dir ja schon gewohnt.
Es ist erschreckend wie sich die Kirche dem Zeitgeist anbiedert und dabei Traditionen und Symbole unreflektiert so einfach über Bord schmeißt.
Nur weil selbsternannte Sittenwächter beschlossen haben das "blackfacing" als rassistische Attitüde (die schwarze Menschen bloßstellen würde) zu bezeichnen, springt man gleich schon auf diesen Zug auf, übernimmt deren (angebliche) Deutungshoheit und stellt die "Heiligen Drei Könige" als ausschließlich weiße Menschen dar.
Dabei war das Symbol einst eindeutig: Die 3 Könige stellten symbolisch die damals bekannten 3 Erdteile ( Europa, Asien und Afrika) wo zu ALLEN der Erlöser gekommen war. Diese weltumspannende Erlöserschaft der Geburt Christi wurde eben durch das Darstellen der Erdteile (bzw. deren Menschen) sichtbar gemacht.
Diese weltumspannende Erlöserschaft kann man sich jetzt nur mehr denken, symbolisch dargestellt wird sie nicht mehr wegen einer angeblich politischer Korrektheit.
Dass diese diese politische Korrektheit aber in Wirklichkeit rassistisch daherkommt, könnte man schließlich genauso annehmen ( der Erlöser kommt nur mehr zu weißen Menschen) bzw. es gibt weltumspannend nur Weiße oder den "Drei Königen" wird heutzutage eine andere symbolhafte Bedeutung zugeschrieben.
Jedenfalls möge die Kirche zu ihren sinnhaften Symbolen zurückkehren. Längerfristig bringt das mehr als sich ständig dem Zeitgeist anzupassen.
Übrigens "man" hat nichts mit "Mann" zu tun, das Wort bedeutet "Irgendjemand", also ist das Pendant auch nicht "Frau" @ Oberlehrer Stefan S. ( Fünf, setzen)
Der nächste Selbstdarstellungsmeister 😄
"Jedenfalls möge die Kirche zu ihren sinnhaften Symbolen zurückkehren."
Nein bitte nicht, die Kirche die hier gemeint ist, ist katholische und hat insbesondere aus der Vergangenheit und auch noch heute unzählige Leichen im Keller.
Die verlogene Symbolik braucht keiner.
Nebenbei, das Thema ist Inklusion.
Zum 10. Jahrestag des Anschlags auf die Redaktion von Charlie hebdo, darf ich daran erinnern dass man unter dem Schirm der Meinungsfreiheit, den Propheten Mohamed verspotten darf und damit alle verletzt die dem muslimischen Glauben anhägen, aber dunkelpigmentierte Menschen nicht als das bezeichnen was sie sind, nämlich schwarz.
Wunderschöner Beitrag, bei dem man (ich) nur zustimmen kann und es kaum wagt, die konkrete Angelegenheit in ihren größeren Bezugsrahmen zu stellen. Um des Diskurses willen trotzdem einige Überlegungen. Im Bewusstsein der kulturpolitischen Debatte, in die sich das Thema einschreibt, drängt sich die Frage auf: Angenommen die famose Mehrheitsgesellschaft kommt soweit, Kienzls Standpunkt zum Blackfacing zu teilen (dieser scheint ja okay, wenngleich ich vermute, dass das Anliegen den weißen Aktivistinnen dringlicher erscheint, als den von ihnen als zu schützende Opfer betrachteten People of Colour), wie lange kann die Gesellschaft davon ausgehen, noch "Sternsinger" in dieser grammatikalischen Form sagen zu dürfen? Wie viele weitere Verhaltensanleitungen werden folgen? Wie viele Wählerinnen werden noch den Rechten zugetrieben, bis gutmeinende Umerziehungsversuche aufhören? Bevor überall die radikale Rechte regiert oder erst wenn diese das anhand einer Mehrheit in den Parlamenten gesetzlich unterbindet?
Dazu schießen mir in diesem Zusammenhang einige episodische Ereignisse zur Washington Post (WP) in den Sinn (ohne ihnen direkte kausale Zusammenhänge beimessen zu wollen). Gemeinsam mit der New York Times jenes Medium der progressiven Liberalen in den USA, das die identitätspolitischen Ideen, die uns jetzt mit der gebührenden Verspätung in der hintersten Provinz beschäftigen, an vorderster Front vorangetrieben hat. 2018 war eine Mitarbeiterin der WP entlassen worden, weil sie auf einer Halloweenfeier mit schwarzem Make-Up im Gesicht erschienen war, was in der Folge zu einem öffentlichen Pranger führte und die WP meinte, ihre eigene moralische Reinheit nur durch die Trennung von besagter Mitarbeiterin wahren zu können. Kurz vor der US-Präsidentschaftswahl untersagte WP-Eigner Jeff Bezos der Redaktion erstmals in der Geschichte der Zeitung eine Wahlempfehlung für die demokratische Kandidatin auszusprechen und jetzt, nach geschlagener Wahl, dient sich der ehedem liberale Milliardär dem gewählten Backlash-Präsidenten Trump an, um dessen Gunst in bare Münze zu verwandeln. Geschichte kann ganz schon zynisch sein.
Geschichte ist, wie vieles, ein Ewiges auf und ab.
Aber der aktuelle gesellschaftliche Abschwung ist von der Kuriosität begleitet dass man es eigentlich wirklich besser wissen müsste. Ja zynisch bis selbstzerstörent.
Das ganze erinnert an den "Matrix" Ende der 90er
Jedenfalls wird mehr zerstört als gewonnen wird. Denn das jahrhundertealte Symbol der Darstellung der 3 Kontinente durch die 3 Könige hat eine tiefere Bedeutung als dass man es durch die pure Anschuldigung bloß blackfacing (und damit Ausgrenzung) betreiben zu wollen, darstellen will.
Aber wie auch bei anderen Dingen, es geht gar nicht darum den armen Ausgegrenzten zu ihrem Recht zu verhelfen, denn wie schon oben gesagt wurde, die Betroffenen selbst empfinden das oft ganz anders. Es geht darum dass bestimmte Gutmenschen sich gut fühlen dürfen, wenn sie die "Rassismuskeule" abwehren können. Ob da grundlegende Werte und Traditionen (pfui) gleich mitentsorgt werden, das zählt nicht. Gut fühlen muss man sich.
Wobei es dieselben Akteure bei anderen Gruppen die als "diskriminiert" erkannt wurden z.B. bei Frauen nicht so genau nehmen.
Wenn sich biologische Männer als Frauen verkleiden (sexuelle Aneignung) und dem nicht genug, sich noch frauenverachtend in nuttigen Aufzügen vor aller Welt präsentieren (drag-queens) , so ist das kein "women-mocking" , und man ergießt sich nicht in allgemeiner Empörung wie z.B. beim fehlenden Gendern, was ja enorm Frauenrechte-untergrabend sein soll. Nein, dem wird noch ein gewisser kreativ-künstlerischer Wert beigemessen.
Kurz gesagt: Es geht hier wie dort nicht um die Sache an sich, sondern um eine Eliminierung von althergebrachten bewährten Werten und Traditionen die mithilfe von Schlagworten (Diskriminierung, Rassismus) abgeräumt werden sollen.
Dass sich die Kirche mit dieser politisch-ideologisch- zerstörerischen Haltung gemein macht, ist Skandal genug.
Wenn wir schon in so nebensächlichen Themen wie dem Sternsingen politisch korrekt sein wollen, dann aber bitte konsequent:
Da viele der idealistischen Kinder und Jugendlichen beim Sternsingen mittlerweile Mädchen sind, muss der Begriff "Sternsinger" vermieden oder gendergerecht erweitert werden: "Sternsingende" oder Sternsinger*:/innen" oder so ähnlich.
Neben der politischen Korrektheit bräuchte es dann aber auch die naturwissenschaftliche Korrektheit: Es scheint ja nach wie vor nicht ganz klar zu sein, was da vor ca. 2.000 Jahren beobachtet worden ist, ein Komet, eine seltene Planetenkonstellation oder gar eine Supernova? Nur bei einer Supernova dürfte das "Stern-" bleiben, vielleicht korrekt erweitert mit "ehemaliger Stern-" oder "explodierter Stern-" oder "sterbender Stern-"...
Und wo bleibt bitte die geschichtliche Korrektheit? Zu Königen wurde die Sterndeuter/Weisen erst später, um das arme Wuzele im Stall selbst noch über diese zu stellen. Und ob sie vor dem Kindl gesungen haben wie die heutigen Sternsinger, ist auch nicht überliefert.
Eines scheint aber sicher zu sein: Die Originale haben sich von den Geschenke-Bringern zu Spendensammlern gewandelt.
Wir scheinen zu wenige Probleme zu haben, wenn uns solche Nebensächlichkeiten aufregen - und ich eine zu lange Mittagspause, um all das zu schreiben... ;-)
Ich habe mich über den Besuch der Sternsinger-Mädchen bei mir zu hause sehr gefreut und mir über ihre Hautfarbe oder sonstige äußerliche Merkmale keine Gedanken gemacht. Warum sollte man wegen derartiger Haarspaltereien das Positive übersehen? Junge Menschen sind bereit, für andere junge Menschen, denen es nicht so gut geht, etwas zu tun, und ältere Menschen, denen es offensichtlich zu gut geht, machen sich Gedanken darüber, ob diese junge Menschen geschminkt sein dürfen oder nicht.