Der teuerste Obstgarten Südtirols
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Das Projekt, das gestern (30. Januar) im Brixner Rathausgebäude vorgestellt wurde, ist ohne Zweifel ansprechend und wird dem Zeitgeist gerecht, der sich der Nachhaltigkeit und Biodiversität verpflichtet sieht. Gepaart mit dem künstlerisch-philosophischen Ansatz des Wiener Multimedia-Künstlers André Heller, der seinen Kindheitstraum hier verwirklicht hatte, ist ein durchaus gelungenes und kreatives Projekt entstanden. Allerdings kann man nicht umhin zu fragen, wie man die horrenden Kosten von 13,997 Millionen Euro, bei denen es wohl nicht bleiben wird, rechtfertigen will. Die Spesen für die Techniker schlagen mit 500.000 Euro zu Buche, für den Fruchtgenuss, den die Gemeinde für die nächsten 30 Jahre an die Kirche zu entrichten hat, sind 1,3 Millionen Euro veranschlagt und weitere 800.000 Euro kostet das Service-Gebäude, das im Süden der 2,3 Hektar großen Anlage errichtet wird. Das Land hat eine Finanzierungszusage in Höhe von acht Millionen Euro gegeben, rund zwei Millionen Euro wird die Gemeinde stemmen müssen. 1,8 Millionen Euro stammen aus dem PNRR-Fonds, die für die Bonifizierung des Bodens verwendet werden. Allein das Honorar für André Heller beträgt sage und schreibe 1,2 Millionen Euro. Zusätzliche 2,6 Millionen, die allerdings nicht in den Kosten für das Vorprojekt enthalten sind, sollen für die Kunstinstallationen von Südtiroler und internationalen Künstlern durch Sponsoren locker gemacht werden. Viel Geld für einen Obstgarten.
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Der Meister der Emotionen
André Heller, international anerkannter Künstler, war eigens zur für Brixen so wichtigen Pressekonferenz angereist. In den vergangenen Jahren ist das Heller-Projekt bzw. die künstlerische Umgestaltung des Hofburggartens immer wieder stark in die Kritik geraten. Unmut erregte nicht nur die Tatsache, dass es Zugangsbeschränkungen geben sollte – insofern kein frei öffentlich zugänglicher Garten –, sondern vor allem auch, wie oben erklärt, die hohen Kosten. Nur für die Touristen und nicht für die eigenen Bürger, so der Vorwurf.
Der Brixner Gemeinderat jedoch wollte etwas Besonderes und hat sich mit André Heller eine Marke, Emotionen und ein Aushängeschild gekauft. Der Künstler selbst nahm die Präsentation für die Presse und im Gemeinderat recht locker: „Da wird der Weg schmal und da wird er breiter.“ Grob gesagt werden in den Außenbereichen Obstwiesen mit verschiedenen, alten Sorten angelegt, im Zentrum gibt es Freiflächen und eine Agora bzw. einen Treffpunkt für die Besucher. Wasserläufe, verschiedene Wege, natürliche Blumenwiesen, ein herzförmiges Labyrinth und die Werke verschiedener Künstler sollen den Besuchern einen Ort zum Ausruhen bieten. Palmen und Neophyten wird man in diesem Garten vergebens suchen, der möglichst pflegeleicht gestaltet werden soll. Neben vor allem jungen Pflanzen wird der Garten auch mit einigen alten ausgewählten Bäumen besetzt. Bereits bei seiner Eröffnung soll der Garten nämlich einen gewissen Anspruch vermitteln, so der Wiener Künstler. Während Helga Salchegger, Leiterin des Fachbereiches Gartenbau im Versuchszentrum Laimburg, das Konzept des Gartens erklärte sowie die Pflanzenauswahl und die Gestaltung, beschränkte sich Heller auf philosophische Ausschweifungen und Gedankengänge: ein botanisches Gedicht, am Ende ein Paradies, eine Liebesgeschichte, die Erfüllung eines Kindheitstraums – Heller rührte in den Emotionen der Anwesenden, die an den Lippen des großen Meisters hingen. In seinem unnachahmlichen Wiener Schmäh versprach er den Brixnern, dass sie etwas ganz Besonderes bekommen würden.
„Niemand wird uns davon abbringen können und niemand wird uns entmutigen können.“
„Niemand wird uns davon abbringen können und niemand wird uns entmutigen können“, sagte Heller siegesgewiss, während auf der Straße rund 50 Bürger und Bürgerinnen sowie der Beschwerdechor singend gegen das Projekt protestierten. „Das erinnert mich an eine Mai-Andacht“, kommentierte der Künstler unbeeindruckt – er wolle die Macht über sich nicht an seine Kritiker abgeben.
Am Ende legte sich noch einmal Kunstkurator Günther Oberhollenzer, der von der Gemeinde Brixen vor eineinhalb Jahren als Kunstexperte beauftragt worden war, ins Zeug. Heller sei einer der großen Künstler unserer Zeit und der Garten ein Ort, in dem Menschen mit zeitgenössischer Kunst in Berührung kommen werden – kein Garten für eine Elite, sondern für die normalen Bürger.
Die technischen Details folgten in der anschließenden Gemeinderatssitzung, wo die Machbarkeitsstudie zu diesem Projekt auf der Tagesordnung stand. Wie Renato Sette, Leiter des Technischen Dienstes, erklärte, habe die Aufgabe darin bestanden, das künstlerische Projekt in ein technisches zu übersetzen. Dieses beinhaltete beispielsweise die Lagepläne für das neu zu errichtende Servicegebäude, Wasserleitungen und andere Infrastrukturen. In der anschließenden Diskussion äußerten sich vor allem die grüne Bürgerliste, das Team K und die Süd-Tiroler Freiheit kritisch zu diesem Projekt und folgten damit der Linie der Initiative für einen offenen Hofburggarten, die sich offen gegen das Heller-Projekt aussprach. Eine Standpauke für die offen ablehnende Haltung gab es dafür von SVP-Gemeinderat Gerold Siller, der den Gegnern Stimmungsmache vorwarf. Das Problem sei nicht das Projekt selbst – die Grüne Bürgerliste müsste eigentlich laut aufjubeln bei diesem ur-grünen Projekt, sondern der Künstler Heller.
Das Vorprojekt wurde mehrheitlich genehmigt, 19 Gemeinderäte stimmten dafür, 7 dagegen (Team K, grüne Bürgerliste, Süd-Tiroler Freiheit).
Öffentliche Vorstellung des Heller-ProjektsAm Freitag, den 31. Januar 2025 von 15 bis 19 Uhr, findet im Forum Brixen eine offene Informationsveranstaltung zur Vorstellung des Vorprojektes zur Gestaltung des Hofburggartens statt. Alle interessierten Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen.
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Baut man in diesem Garten auch ein Denkmal für den EX Bürgermeister und Betonierer Brunner. Er hat ja diesen Wahnsinn eingefädelt.
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Müssten die Kosten für die Bonifizierung des verseuchten Bodens von 1.8 Millionen nicht zumindest mit jenen für den Fruchtgenuss von 1,3 Millionen Euro, den die Gemeinde an die Kirche zu entrichten hat, gegengerechnet werden?
Dass die Kirche als Eigentümerin sich hier nicht nur ihr verseuchtes Grundstück auf auf Kosten der Allgemeinheit "saniert", für die sie ansonsten ja selbst aufzukommen hätte, sondern zudem auch noch 1.3 Millionen kassiert, ist bezeichnend für eine wohl erst noch zu erringende Gemeinwohlorientierung und gesamtgesellschaftliche Verantwortung.
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Erfreulich ist, dass die Idee des Obstgarten doch wieder aufgegriffen wurde! Mein Rat an die Verwaltung ist daher, nur pilzresistente Sorten zu pflanzen, weil sonst der notwendige Pflanzenschutz den nächsten Protest auslöst!
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Ersticken sollen sie daran.
Mahlzeit
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Hofburggarten Brixen: Die Gebarung einer dilettantischen Konzeptlosigkeit, mit fehlenden Visionen und wirtschaftlicher Inkompetenz von dieser und den vorherigen Stadtverwaltungen der SVP – in Brixen.
Die gesamten Aussagen vom aktuellen Bürgermeister Andreas Jungmann verdeutlichen in eindrucksvoller Weise die Konzeptlosigkeit der Stadtverwaltung in Bezug auf den Hofburggarten. Schon unter Bürgermeister Brunner gab es keinerlei klare Vorstellungen oder tragfähige Konzepte, wie dieses Areal gestaltet und genutzt werden soll. Auch unter der jetzigen Stadtrats - Führung setzt sich dieser Trend fort.
Wirtschaftlich völlig bedenklich ist die Tatsache, dass der Grund bereits seit langem, ohne ein konkretes Konzept angemietet wurde, was zu erheblichen finanziellen Belastungen für die Steuerzahler führt. Dabei sind die jetzt vorgelegten, astronomischen Kosten dieses Projekts in Höhe von 13.997.097 € ein ökonomischer Wahnsinn. Statt eine wirtschaftlich tragfähige Lösung für die Brixner Bevölkerung zu erarbeiten, scheint erneut der Fokus auf den Tourismus und die Gastronomie gelegt zu werden, was sprichwörtlich einer bodenlosen Unverschämtheit den Bürgerinnen und Bürger gegenüber darstellt. Dabei wurde von verschiedenen Initiativgruppen stets betont, dass der Hofburggarten in erster Linie ein Freiraum für die Einheimischen sein sollte/ muß, als ein Ort der Erholung und Begegnung.
Dieses Projekt dient ausschließlich den Lobbyinteressen der Hotellerie und Gastronomie. Dass damit die genannten Kosten in keiner Relation zum Nutzen für unser Stadt und Bewohner steht liegt eindeutig auf der Hand. Diese einseitige und völlig falsche Vorteilsverschaffung eines Wirtschaftszweiges, in diesen Zeiten, in denen bereits die vorhandenen Infrastrukturen an ihre Grenzen stoßen, grenzt schon an „Mafiösen Machenschaften einer Gemeindeverwaltung.
Ein Blick auf das „Siegerprojekt“ der geplanten Neugestaltung zeigt eine einfache, aber bewährte Struktur mit Spazierwegen und Grünflächen mit Baumbeständen. Diese Gestaltung entspricht dem ursprünglichen Gedanken eines Freizeitgartens, in dem die Bevölkerung für kurze Zeit dem Alltag entfliehen und zur Ruhe kommen kann. Dies wäre der wahre Zweck eines öffentlichen Gartens für die Bürger der Stadt.
Die Stadtverwaltung hingegen hat uns jetzt gezeigt, dass sie andere Pläne zu verfolgen gedenkt. Der Hofburggarten soll für „besondere Einrichtungen“ genutzt werden – ein Vorhaben, das angesichts der begrenzten Fläche von gut zwei Hektar völlig unrealistisch und einem „Pfusch“ geweiht ist . Statt einer durchdachten Planung wurden offenbar Experten beauftragt, ohne dass klar ist, welche Vorgaben der Stadtrat ihnen gemacht hat. Hier sollte dringend hinterfragt werden, wie diese Beauftragung genau formuliert wurde und welche wirtschaftlichen Folgen dies für die Stadt hat.
Zudem bleibt weiterhin unklar, ob der Zugang zum Garten frei und rund um die Uhr möglich sein wird oder ob eine zeitliche Begrenzung mit kontrolliertem Zutritt für Einheimische und Auswertige vorgesehen ist. Eine transparente und bürgerfreundliche Lösung ist bis heute nicht erkennbar, nur ein von oben herab diktierende Bürgerinformation wird betrieben, und das von orientierungslosen Leuten.
Ein nachhaltiges und wirtschaftlich tragfähiges Konzept für den Hofburggarten
Die beste Lösung für den Hofburggarten wäre eine Umsetzung, die sich am „Siegerprojekt“ orientiert und gleichzeitig moderne Gestaltungselemente aus vergleichbaren Projekten – auch international – integriert. Dabei muss stets im Blick behalten werden, dass die zur Verfügung stehende Fläche begrenzt ist. Eine überladene Gestaltung würde zwangsläufig zu einer weiteren Fehlinvestition führen – etwas, das Brixen sich nicht mehr leisten kann.
Ein wirtschaftlich nachhaltiger Zugang könnte zeitlich geregelt werden: Einheimische sollten durch einen kostenlosen Ausweis freien Zutritt erhalten, während für Gäste eine moderate Gebühr erhoben wird. Zudem sollte im Garten selbst auf Konsum- und Verkaufsstände verzichtet werden. Falls gastronomische Angebote erwünscht sind, könnten diese an den Ein- und Ausgängen außerhalb des Gartens platziert werden, um den Charakter als Erholungsraum zu bewahren.
Die Stadtverwaltung ist nun gefordert, ein tragfähiges und nachhaltiges Konzept für den Hofburggarten zu zulassen, dass in erster Linie den Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht wird, und nebenbei sich auch bei den Auswertigen einer Beliebtheit erfreuen kann. Ebenso soll der Betrieb des Gartens auch wirtschaftlichen Aspekten gerecht werden, bewältigbar sein, – anstatt einer weiteren Fehlplanung und Fehleinrichtung zu riskieren.
Manchmal ist weniger mehr! …
Manchmal ist weniger mehr! Aber das macht dann nicht so grosse Schlagzeilen!
Antwort auf Manchmal ist weniger mehr! … von Günther Stocker
Günther Stocker, !! - diese…
Günther Stocker, !! - diese sind in Ihrer Stellungnahme vollkommen fehl am Platz!
Maiandacht- guter Gag.
Maiandacht- guter Gag.