Politik | Gemeindewahlen 2025

„Ihm fehlt die Beharrlichkeit“

Andreas Lamprecht ist seit 2010 Gemeinderat der freien Liste in Jenesien und tritt zum zweiten Mal gegen Bürgermeister Paul Romen an. Was er anders machen würde, erklärt er im Interview.
Andreas Lamprecht
Foto: Allianz für Familie
  • SALTO: Herr Lamprecht, warum wollen Sie als Bürgermeisterkandidat für Jenesien kandidieren?

    Andreas Lamprecht: Auf Gemeindeebene ist für mich wichtig, dass nicht Parteipolitik, sondern Sachpolitik im Vordergrund steht. Nach Absprache mit meiner Familie und dem Betrieb am Hof habe ich entschieden, es zu versuchen. Die Wählerinnen und Wähler sollen wirklich eine Wahl haben, es treten bereits zwei fähige Kandidaten an, aber eine weitere Alternative schadet nicht. 

    Sie sprechen den Bürgermeister Paul Romen und seinen Vize Andreas Egger von der SVP an. Was würden Sie anders machen?

    Aus meiner Sicht sollte ein Gemeindeausschuss nicht nur aus Vertretern derselben Partei bestehen. Dem Wählerwillen entsprechend sollten alle Ratsfraktionen mitarbeiten dürfen und der Gemeinderat aufgewertet werden. Denn auch Gemeinderäte stellen sich mit einem Ziel zur Wahl. Sie wollen sich einbringen und nicht nur bei der Sitzung die Hand zur Abstimmung heben. Diese Ressourcen sollte man auf jeden Fall nutzen, da es ein enormes Potential ist.

     

    „Ich bin ein Teamplayer, aber wie Führung gestaltet wird, ist immer Ansichtssache.“

     

    Bürgermeister Romen ist bereits 15 Jahre im Amt, Ihre Bilanz?

    Bei gewissen Projekten würde ich die Bevölkerung schon frühzeitig einbinden, um später Unstimmigkeiten, zum Beispiel mit Grundbesitzern und Anrainern zu vermeiden und bei Widerstand einen Kompromiss zu finden. Auch fehlt mir die Beharrlichkeit bei Projekten von hoher Priorität und der Einsatz bei den zuständigen Stellen dafür. Umgekehrt ist es auch wichtig, im Ausschuss Verantwortung zu delegieren und auf mehrere Schultern zu verteilen. So könnten Ausschussmitglieder Projekte noch autonomer umsetzen. Ich bin ein Teamplayer, aber wie Führung gestaltet wird, ist immer Ansichtssache. 

  • Zur Person

    Andreas Lamprecht aus der Fraktion Glaning (Jenesien) ist 46 Jahre alt und bewirtschaftet den Noafer Hof gemeinsam mit seiner Familie. Der gelernte Tischler ist verheiratet und hat drei Kinder. Bevor er die Eigenproduktion von Wein am Hof der Eltern begonnen hat, war er Projektleiter bei einem Holzbaubetrieb. Lamprecht ist Vorsitzender des Bildungsausschusses von Jenesien und weiters ehrenamtlich bei der Musikkapelle Jenesien, der Feuerwehr Glaning, dem Museumsverein und beim KVW aktiv. Außerdem ist er am Projekt „Jenesien lokal“ beteiligt, um die Zusammenarbeit zwischen Direktvermarkter der Landwirtschaft und Gastronomie zu fördern. 

  • Sie sind von der Fraktion Glaning und nicht von Jenesien…

    Logisch ist das eine zusätzliche Herausforderung. Ich bin aber in zehn Minuten im Dorf, die Distanz ist also nicht groß. Es hat auch den Vorteil, dass man so leichter Abstand gewinnen kann und nicht immer gleich mit allen Problemen konfrontiert wird. Bisher waren alle Bürgermeister aus dem Hauptort, deshalb könnten die Fraktionen auch einmal eine Chance erhalten, den Bürgermeister zu stellen. 

     

    „Ich finde es schade, dass viele pflegebedürftige Menschen im hohen Alter Jenesien verlassen müssen.“

     

    Welche Themen sind für Ihre Gemeinde wichtig?

    Beim Neubau der Seilbahn von Bozen nach Jenesien ist zu schauen, dass sie gut ins öffentliche Verkehrsnetz eingebunden wird. Gleichzeitig haben wir Fraktionen wie Glaning ohne Busverbindung, auch dort muss eine Lösung gefunden werden. Ein weiteres großes Thema sind die Seniorinnen und Senioren. 

    Was schlagen Sie vor?

    Ich finde es schade, dass viele pflegebedürftige Menschen im hohen Alter Jenesien verlassen müssen, um in eine weiter entfernte Einrichtung zu kommen. Deshalb schlage ich vor, die neue Tagespflegestätte, gemeinsam mit dem geforderten betreutem Wohnen+ in einem zukünftigen Seniorenheim in Jenesien zusammenzulegen, um langfristig für alle Pflegestufen ein gemeindeeigenes Angebot aufzustellen. So könnten Synergien bestmöglich genutzt werden.