„Gesundheit geht vor“

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Der ehemalige Primar und Sprecher der Arbeitsgruppe Gesundheit der Demokratischen Partei PD, Elio Dellantonio, ließ gestern (4. März) mit einer Pressemitteilung zur Zweisprachigkeit aufhorchen. Das Thema aufgeworfen wurde, wie berichtet, durch den Fall von zwei Ärzten, die ihren Zweisprachigkeitsnachweis gefälscht hatten, um eine Fix-Anstellung am Krankenhaus Bozen zu bekommen. Nachdem der Betrug aufgeflogen ist, wurden beide entlassen.
In seiner Aussendung räumt Dellantonio zwar ein, dass Patienten die Möglichkeit haben sollen, ihre eigene Sprache zu sprechen, vor diesem Recht auf den Gebrauch der eigenen Muttersprache stünde aber das Recht auf eine angemessene Gesundheitsversorgung. Der ehemalige Primar verweist dabei auf die Tatsache, dass Südtirol immer noch attraktiv für junge italienische Ärzte sei, die umgehend hier eine Stelle finden, sich spezialisieren und mit dem Zweisprachigkeitsnachweis auf Niveau B2 ein besseres Gehalt bekommen. Deutschsprachige Südtiroler Jungärzte hingegen zieht es aufgrund der höheren Verdienstmöglichkeiten sowie wegen des Arbeitsklimas, der Qualität und beruflichen Aufstiegsmöglichkeiten ins Ausland. Zu dieser Gruppe gehörten mittlerweile auch italienische Ärzte, die in Südtirol zwar Erfahrung gesammelt hätten, aber wieder abwanderten, weil sie hier nicht die gleichen Berufschancen vorfinden.
„Die Gesundheit kommt vor dem ethnischen Proporz und auch vor der Zweisprachigkeit.“
Als „nützliche Gastarbeiter“, bezeichnet der Gesundheits-Sprecher des PD diese jungen Ärzte. „Der Erwerb der Zweisprachigkeits-Bescheinigung C1, welches die Kenntnis der deutschen Standardsprache bescheinigt, ist für sie nicht ausreichend, um sich wirklich zugehörig zu fühlen, Teil unserer Gesellschaft zu werden und die Umgangssprache der Südtiroler Mehrheit zu sprechen“, so Dellantonio mit Verweis auf die aktuelle Situation. So seien von 211 Ärzten in Facharztausbildung, nur 110 in Südtirol geboren – 100 kämen also von außerhalb, vielfach aus Italien. „Unsere Gesundheitsversorgung wird in naher Zukunft fast zur Hälfte von ihnen abhängen“, bringt Dellantonio das Problem auf den Punkt. Zwar sollten alle Patienten in ihrer Muttersprache kommunizieren können, vor der Sprache – weil es im Land nicht genügend zweisprachige Ärzte gibt – müsse das System jedoch das Recht aller auf Gesundheit garantieren. „Die Gesundheit kommt vor dem ethnischen Proporz und auch vor der Zweisprachigkeit“, so Dellantonio, der sich dafür ausspricht, die Südtiroler Ärzte zurückzuholen und ihnen „goldene Brücken“ zu bauen, sprich Anreize in Form von höheren finanziellen Zuwendungen zu schaffen.
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Mehrwert, keine Bürde
Die Position des Südtiroler Gesundheitsbetriebes, der sich gegen eine Aufweichung ausspricht, ist in dieser Frage allerdings mehr als eindeutig. „Der Gebrauch der Muttersprache ist grundlegend für ein patientengerechtes Umfeld. Die Qualität der Betreuung hängt ja eng mit der Möglichkeit zusammen, sich in der eigenen Sprache auszudrücken. Es geht hier nicht nur um das Einhalten einer gesetzlichen Vorgabe“, erklärt Lukas Raffl, Pressesprecher des Südtiroler Gesundheitsbetriebes. Bereits seit Längerem setze man alles daran, dass die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beide Landessprachen beherrschen. So wird eine breite Palette an Schulungen und Kursen angeboten, beispielsweise die Möglichkeit, bereits vor Dienstantritt einen Monat lang einen Intensivkurs auf A1-Niveau zu absolvieren, oder arbeitsbegleitende Kurse auf allen Sprachniveaus, in Zusammenarbeit mit etablierten Sprachschulen, bis hin zu Sprachaufenthalten im Ausland oder anderen Regionen Italiens, weiters auch interne Sprachvolontariate und Sprachberater. „Diese Angebote werden gut und vermehrt angenommen; es setzt sich doch auch die Überzeugung durch, dass die Zweisprachigkeit ein Mehrwert ist und nicht nur eine Bürde. Die Integration ist dann noch einmal ein anderes Thema, und es stimmt natürlich, dass, nur weil jemand eine Sprache spricht, daraus nicht automatisch die Integration in eine gesellschaftliche Realität folgt; aber die Sprachkenntnisse sind eine wichtige Voraussetzung“, so Raffl, der auf die Zahlen und Fakten verweist: Im Südtiroler Sanitätsbetrieb arbeiten derzeit rund 10.500 Mitarbeiter; rund 450 verfügen aktuell über keinen bzw. keinen ausreichenden Zweisprachigkeitsnachweis, das entspricht knapp vier Prozent der Angestellten.
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Es erscheint mit sinnvoll,…
Es erscheint mit sinnvoll, Kompromissfähigkeit zu zeigen und Lösungen ausdenken, wie - überall, wo notwendig - die Verständigung mit nicht Deutsch sprechenden Ärzten organisiert werden kann, um unverzichtbare Arbeitskräfte im Lande zu halten. Formaljuridisches Abwimmeln arbeitet nur anderen Standorten im Ausland in die Hände, die auch dringend Personal suchen. Versorgungsengpässe sind dramatischer als die Probleme bei der Überwindung sprachlicher Hürden.
Antwort auf Es erscheint mit sinnvoll,… von Karl Gudauner
Wozu? Die…
Wozu? Die Kompromissbereitschaft ist ohnehin da: es gibt zig freie Stellen, das heißt auch ein einsprachiger Arzt kann de facto ganz normal zu arbeiten beginnen. In so einem Setting wird einem mehrere Jahre Zeit gegeben, die fehlende Sprache zu erlernen und einen Nachweis dazu zu erbringen.
Eine weitere Aufweichung würde kaum Vorteile (in wenigen spezialsituationen), aber viele Nachteile bringen.
Wir haben z.b. aktuell sehr viele ukrainischsprachige Patienten, deren Versorgung trotz der hohen Standards in unserem Zentrum nicht gleich gut ist wie die Versorgung von österreichisch- oder englischsprachigen Patienten.
„Die Gesundheit kommt vor…
„Die Gesundheit kommt vor dem ethnischen Proporz und auch vor der Zweisprachigkeit.“
Das gilt aber nur für einsprachig italienische Ärzte. Wehe ein Arzt (aus Deutschland) spricht nur deutsch!
Antwort auf „Die Gesundheit kommt vor… von G. P.
Können Sie Ihre…
Können Sie Ihre unterschwellige Behauptung, der SABES würde mit zweierlei Maß messen, beweisen?
Antwort auf Können Sie Ihre… von Manfred Klotz
Sie leben wohl hinterm Mond …
Sie leben wohl hinterm Mond ...
Echt jetzt, Herr Klotz? Der…
Echt jetzt, Herr Klotz? Der SABES vielleicht nicht, andere wie die Anaao aber schon. Einfach mal googeln oder gelegentlich Alto Adige lesen. Einsprachig italienisch ja, kein Problem - einsprachig deutsch nein, Lebensgefahr.