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Auf Richtungssuche

Wahldebakel im Jugendring: Das verpatzte Duell zwischen Tanja Rainer und Matthias von Wenzl zeigt, dass nicht alle Mitgliedsorganisationen zufrieden sind. Braucht es frischen Wind?
Vorstand Südtiroler Jugendring 2023
Foto: Südtiroler Jugendring
  • Sie hatte nicht damit gerechnet: Tanja Rainer verließ letzte Woche kurzerhand die Vollversammlung des Jugendrings, als ihre Wiederwahl beim ersten Wahlgang an der Zwei-Drittel-Mehrheit scheiterte. „Es war ein emotionaler Moment und ich entschuldige mich dafür“, erklärt die Vorsitzende gegenüber SALTO. Da sie bei ihrem Abgang die eigene Kandidatur zurückzog, hatte ihr Konkurrent Matthias von Wenzl beim zweiten Wahlgang freie Bahn – zumindest theoretisch. 

    Stimmberechtigt waren alle 14 Mitgliedsorganisationen des Jugendrings. Beim zweiten Wahlgang erhielt Rainer eine Stimme mehr als von Wenzl, doch die Wahlleitung kürte ihn zum Sieger, da die Kandidatin nicht mehr zur Verfügung stehen würde. Rainer kehrte zur Versammlung zurück und gratulierte dem Wahlsieger, um aber wenig später ihre Meinung zu ändern. Auch, weil ihr Stellvertreter Philipp Tarfusser unter diesen Umständen ebenfalls nicht mehr als Vize kandidieren wollte. Auf Antrag einer Mitgliedsorganisation soll nun das Schiedsgericht über die Gültigkeit der Wahl entscheiden. Naheliegendste Lösung scheint die Wiederholung der Wahl des fünfköpfigen Vorstands in mehreren Wahlgängen, wie aus Kreisen der Organisation zu erfahren ist. 

  • Das Duell

    Von Wenzl will sich derzeit nicht öffentlich äußern. „Es ist eine interne Angelegenheit des Jugendrings“, sagt er. Der ehemalige Vorsitzende der Südtiroler HochschülerInnenschaft (sh.asus) ist kurzzeitig zum Sieger erklärt worden, doch bei einer Wahlwiederholung ist ihm selbst die einfache Mehrheit nicht sicher. Der 30-Jährige aus Innichen war bereits vor Wochen von einer Mitgliedsorganisation und der Jungen Generation (JG) der SVP vorgeschlagen worden und kandidierte bei den Landtagswahlen 2023 für die Partei. Auch Rainer war von der JG nominiert worden. 

    Tanja Rainer steht dem Jugendring seit sechs Jahren vor und hätte nun ihr viertes Mandat angetreten, da alle zwei Jahre der Vorstand neu gewählt wird. Die 42-Jährige aus Kaltern erklärt: „Es geht mir nicht um meine Person, sondern um den Jugendring.“ Mit ihrem Auftritt auf dem Schloss Maretsch hat sie jedenfalls für Aufsehen gesorgt. Das Tagblatt der Südtiroler brachte das Wahldebakel auf die Titelseite der Montagsausgabe.

     

    „Nun muss das Schiedsgericht die Vereinskrise lösen.“ 

     

    „Nun muss das Schiedsgericht die Vereinskrise lösen“, sagt Alexander von Walther, Vorsitzender der Mitgliedsorganisation sh.asus. Das Wahlergebnis zeigt jedenfalls, dass nicht alle mit der Arbeit des Jugendrings zufrieden sind – Rainer hätte erst im zweiten Wahlgang eine einfache Mehrheit erzielt. Größtes Anliegen scheinen derzeit die hohen Mitgliedsbeiträge, die im Statut festgeschrieben sind. Das war auch der Grund, weshalb die Jugend des Partito Democratico (PD) kürzlich ausgetreten ist. Derzeit sind mit dem Team Future (Team K) und der Jungen Generation (SVP) nur zwei Parteiorganisationen im Jugendring vertreten. 

    Das verpatzte Duell macht damit nicht nur einen internen Machtkampf sichtbar, sondern auch eine Richtungssuche des größten parteiunabhängigen Jugendverbands. Im politischen Tagesgeschehen sind die Interessen junger Menschen meist eher Randnotiz – Arbeit gäbe es für den Jugendring also genug. 

  • Die Mitgliedsvereine des Jugendrings

    Zur Dachorganisation der Kinder- und Jugendorganisationen Südtirols zählen die ASGB Jugend, Animativa, AVS Jugend, die Junge Generation der SVP, die Katholische Jungschar, Kolping Jugend, KVW Jugend, die Bauernjugend, sh.asus, die Jungschützen, die Pfadfinderschaft, die Katholische Jugend, Team Future vom Team K und die Weißkreuzjugend. 

  • Update (27.05.2025, 16:30 Uhr): Die Nominierung für den Vorsitz im Jugendring wurde richtiggestellt. 

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Hartmuth Staffler Di., 27.05.2025 - 13:31

Die Altersgrenze für den Jugendring sollte bei 80 Jahren liegen, dann könnte die Tanja Rainer noch oft gewählt werden. Der Matthias von Wenzel erscheint mir noch zu jung, er könnte dann ja in etwa 40 Jahren die Tanja Rainer beerben. Der Jugend fehlt wohl die Geduld.

Di., 27.05.2025 - 13:31 Permalink
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Robert Hölzl Di., 27.05.2025 - 17:44

Bei der Definition von "Jugend" scheint es mehr darum zu gehen, wie alt sich jemand fühlt, als um einen zeitlich definierten Begriff.

Di., 27.05.2025 - 17:44 Permalink