Gesellschaft | Studiengebühren

Teures Pflaster

Das Medizinstudium in Bozen setzt Studierende schon vor Studienbeginn finanziell unter Druck. Bozen erweist sich damit auch für angehende Mediziner als teures Pflaster.
Uni Medizin Studium Bozen
Foto: LPA
  • Mit dem Bozner Medizinstudium „Medicine and Surgery“ will die Landesregierung langfristig den heimischen Ärztemangel bekämpfen. Die Studiengebühren von 18.000 Euro im Jahr lösten bereits vor dem Start im letzten Jahr Kritik aus. Vor allem das Team K kritisierte es als finanziellen Härtetest für jene, die eigentlich gefördert werden sollen. Nun zeigen sich weitere Aspekte, die Studierende noch vor Beginn des Studiums in eine prekäre Lage bringen könnten. Vor Studienbeginn ist eine Einschreibegebühr in Höhe von 4.000 Euro zu leisten, die auch dann anfällt, wenn sich Studierende entscheiden, das Studium an der Università Cattolica/Claudiana nicht mehr anzutreten.

  • Die jährliche Studiengebühr von 18.000 Euro macht das Bozner Medizinstudium zum teuersten in der Region. Trient verlangt zum Vergleich rund 3.300 Euro im Jahr, Innsbruck etwa 740 Euro. Selbst die Università Cattolica – Partnerin des Landes – staffelt ihre Gebühren in Mailand und Rom nach Einkommen.

  • Um am Medizinstudium in Bozen teilnehmen zu können, müssen angehende Studierende an der Aufnahmeprüfung im Mai teilnehmen und sich bis zum 10. Juni 2025 voreinschreiben, wobei auch die Zahlung der Einschreibegebühr fällig ist. Wer diese Prüfung besteht und den Studienplatz annimmt, hat die Gebühr bereits fix entrichtet.

    Auf Anfrage des Team K hin bestätigt Gesundheitslandesrat Hubert Messner, dass Studierende im Falle eines Rücktritts bereits vor Studienbeginn finanziell zur Kasse gebeten werden. Wörtlich hält Messner fest, dass die von den Bewerberinnen und Bewerbern zu entrichtende Einschreibegebühr von 4.000 Euro auch dann einbehalten wird, wenn sich angehende Studierende nach ihrer Voreinschreibung entscheiden, das Studium nicht anzutreten. Bei privaten Universitäten seien solche Entgelte üblich, so Messner: Die 4.000 Euro dienten dazu, „den der Universität entstandenen Verwaltungsaufwand zu decken“ – unabhängig davon, ob es tatsächlich zur Immatrikulation kommt.

     

    „4.000 Euro halte ich dafür nicht für angemessen.“

     

    Problematisch sei, dass viele Bewerberinnen und Bewerber parallel auch Aufnahmeprüfungen an Universitäten in Österreich absolvieren, deren Ergebnisse häufig später veröffentlicht werden. Zum Vergleich: Die Aufnahmeprüfungen für österreichische Medizinstudien fanden heuer erst im Juli statt. 

    Wer in Bozen zusagt und danach erfährt, dass er etwa in Innsbruck oder Wien ebenfalls aufgenommen wurde, kann zwar noch wechseln, verliert jedoch in jedem Fall die bereits bezahlten 4.000 Euro – selbst wenn der Bozner Studienplatz fristgerecht weitergegeben werden könnte und der Universität kein realer Schaden entsteht. „Eine Bearbeitungsgebühr ist nachvollziehbar“, sagt die Team-K-Abgeordnete Maria Elisabeth Rieder, „aber 4.000 Euro halte ich dafür nicht für angemessen.“

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    So berichtet es auch der Vater eines angehenden Medizinstudenten, der anonym bleiben möchte. Nach Absolvierung der Aufnahmeprüfung in Bozen und der Bestätigung des Studienplatzes im Juni, nahm der angehende Student an der Aufnahmeprüfung für das Medizinstudium in Innsbruck teil, sein eigentliches Wunschstudium. „Er wurde in Innsbruck angenommen. Daraufhin hörten wir von der Uni Bozen aber, dass die hart erarbeiteten Ersparnisse meines Sohnes, die er in seine Ausbildung investieren wollte, weg waren. Für welchen Verwaltungsaufwand? Wohlgemerkt war für die Aufnahmeprüfung an sich bereits eine Gebühr von 200 Euro zu bezahlen“, so der Vater.

    Dabei seien eigentlich genügend Kandidatinnen und Kandidaten auf der Nachrückliste vorhanden, wie die Fragerunde an Messner ergab. In der Rangliste würden 142 geeignete Bewerberinnen und Bewerber aus dem EU-Kontingent und 49 aus dem Nicht-EU-Kontingent stehen.