Gegen Sexismus und Gewalt
Foto: Delia Giandeini, Unsplash
Gesellschaft | kalašnikov&valeriana

Mach' den Knast-Test

„Man wird doch wohl noch einen Witz machen dürfen?“ Nein! Darf man nicht. Jedenfalls nicht, wenn ihn die betroffene Person als übergriffig einstufen könnte. Ein Denkanstoß zum Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen.
  • Ich liebe provokative Rollenumkehr. Sie veranschaulicht am besten die Absurdität stereotype Rollenbilder und damit einhergehender Vorurteile. Dazu fällt mir das Video ein, in dem ein Mann einen Diebstahl zur Anzeige bringt und dieselbe Behandlung erfährt wie die Frau, die eine Vergewaltigung anzeigt: „Se l’è andata a cercare“. Oder die Facebookseite „L‘uomo che non deve chiedere mai“ mit kurzen Statements, wie man sie häufig von Männern hört, die aber aus dem Munde einer Frau die mitschwingende Misogynie aufzeigen. 

  • Ein Mann bringt einen Diebstahl zur Anzeigeund und erfährt Victim Blaming am eigenen Leib.
    (c) Video tratto dalla pagina Fb "psicologia applicata"

  • Zuletzt bin ich auf das Video „Sei kein Sexist - mach den Knast-Test“ gestoßen: Die amüsante Projektion von Situationen, wie sie eine Frau immer wieder im Arbeitsalltag erlebt, wird hier auf einen Mann im Knast übertragen. Sie wirkt erheiternd, stimmt aber auch nachdenklich. Zum Beispiel die Frage, die ein Mann da stellt: „Darf man jetzt nicht mal mehr einen Witz machen?“ sollte eigentlich ganz einfach zu beantworten sein. Wenn die betroffene Person deinen Witz als übergriffig empfindet, dann sollte er unterlassen werden.

  • „Darf man jetzt nicht mal mehr einen Witz machen?“ Einfache Antwort: Wenn die betroffene Person deinen Witz als übergriffig empfindet, dann sollte er unterlassen werden.
    (c) NDR, extra3

  • Im Anschluss habe ich es mir nicht verkneifen können, in die Kommentare zu schauen. Und siehe da: Statt das Video als Denkanstoß zu nehmen, das eigene Verhalten zu hinterfragen und die Empfindungen des Gegenübers zu respektieren (oder auch einfach nur weiterzuscrollen), trotzt die Mehrzahl der kommentierenden Männer mit Bemerkungen wie: „Darf ich keine anzüglichen und übergriffigen Kommentare machen? Dann spreche ich eben gar nicht mehr mit Frauen“. Oder sie geht auf in der Opferrolle des kritisierten Mannes und schimpft über die so eingeschränkte Meinungs- und Äußerungsfreiheit.

    Ein Denkanstoß in Hinblick auf den Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen: Wie lange wird es wohl dauern, bis wir mit diesem männlichen Dominanzverhalten aufräumen? 
    Denn genau hier beginnt sie, die Gewalt!