Ein dunkles Gefühl

Wie sicher fühlen sich die Südtiroler? Dieser Frage geht das Landesstatistikinstitut ASTAT regelmäßig im Rahmen der Mehrzweckerhebung der Haushalte nach.
Laut den jüngsten Daten fühlen sich fast drei Viertel der Befragten “sehr sicher” (24%) oder “ziemlich sicher” (47%) wenn sie bei Dunkelheit alleine durch die Straßen ihres Wohnviertels gehen.
Allerdings verzeichnet der Anteil jener, die sich “sehr sicher” fühlen, im Vergleich zur Mehrzweckerhebung 2009 einen Rückgang von neun Prozentpunkten. Das Gefühl der Unsicherheit ist um neun Punkte gestiegen.
Das Sicherheitsempfinden zwischen Stadt- und Landgemeinden ist dabei sehr unterschiedlich: “Sehr sicher” fühlen sich 16% der Stadtbewohner und 29% der Bewohner in den kleineren Gemeinden. Auch ist der Anteil derjenigen, die sich “unsicher/sehr unsicher” fühlen, in den Städten viel höher als auf dem Land (30% gegenüber 19%).
85% der Männer fühlen sich “sehr sicher” bzw. “ziemlich sicher”, wenn sie bei Dunkelheit durch die Straßen ihres Wohnviertels gehen. Der entsprechende Anteil der Frauen liegt mit 58% deutlich niedriger. 33% der Frauen fühlen sich dabei etwas oder sehr unsicher. “Bemerkenswert ist, dass 5% der Frauen mit ‘Ich gehe nie allein aus’ antworten”, merkt das ASTAT an.
Landstreicherei und Vandalismus zählen zu jenen Verfallserscheinungen, die von der Südtiroler Bevölkerung am häufigsten in ihrem Lebensumfeld wahrgenommen werden. Allerdings sind dabei wiederum deutliche Unterschiede zwischen Stadt- und Landgemeinden zu erkennen: Während 30% der Stadtbevölkerung angeben, “oft” oder “manchmal” Vandalenakte zu sehen, sind es in den Dörfern nur 5%. Landstreicher oder Obdachlose fallen in den Städten 36% der Menschen auf, in den Landgemeinden sind die entsprechenden Werte deutlich geringer (10%). Während in den ländlichen Gebieten Phänomene wie Prostitution, Rauschmittelkonsum und Drogenhandel kaum wahrgenommen werden, sind diese Erscheinungen in den Städten weitaus sichtbarer.
Welche Faktoren sind nun aber ausschlaggebend für das Gefühl der Unsicherheit? Die hat das ASTAT mithilfe logistischer Regression festgestellt: “Demnach werden drei Arten von Variablen (‘Ursachen’) ausgemacht, welche die Wahrnehmung der Sicherheit erklären sollen: demografische (Geschlecht), sozio-psychologische (Studientitel und Lebenszufriedenheit) und Umfeldfaktoren (Obdachlose, städtisches Umfeld)”, erklärt das ASTAT zur Methodik. “Die Anwesenheit von Menschen ohne festen Wohnort verstärkt die Unsicherheit ähnlich wie das Leben in der Stadt. Demgegenüber haben ein steigender Bildungsgrad und eine hohe Lebenszufriedenheit einen mindernden Effekt. Das Frau-Sein erhöht die Wahrscheinlichkeit, sich unsicher zu fühlen.”
Jedoch weise das herangezogene Modell nur eine geringe Varianz (R-Quadrat) aus – “offensichtlich bedingen auch noch andere Einflussgrößen das Sicherheitsempfinden”, stellt man beim ASTAT fest.
Im Jahr 2017 geben 32% der Haushalte in Italien an, einem Kriminalitätsrisiko in ihrer Wohngegend ausgesetzt zu sein. In der Region Latium wird das Problem am stärksten wahrgenommen (43% der Haushalte), gefolgt von Kampanien, Emilia-Romagna und Lombardei (Werte zwischen 35% und 40%). Die niedrigsten Quoten verzeichnen Südtirol und Molise (je 9% und 10%); Prozentanteile um die 15% weisen Sardinien, die Provinz Trient und Aosta auf.