Community Highlight Community Highlight
Politik | Kreuzung MeBo-Eppan

Mehr Sicherheit bei mehr Verkehr?

Auf Südtirols verkehrs- und unfallträchtigster Kreuzung entsteht ab Herbst 2025 ein Doppelkreisverkehr. Doch wird dieser Ausbau den Autoverkehr Richtung Bozen verringern?
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Doppelkreisverkehr bei MeBo-Ausfahrt Eppan
Foto: Assessorat für Mobilität der Südtiroler Landesregierung
  • Der geplante Doppelkreisverkehr an der Kreuzung MeBo-Überetscher Straße mit Untertunnelung und echtem Kreisverkehr beim Pillhof und Erweiterung der Bus-Vorzugsspur ab Pillhof steht vor der Ausschreibung und Baubeginn. Schon nach der heurigen Ernte im Herbst könnten in Frangart die Bagger auffahren, um dieses aufwändige Ausbauprojekt umzusetzen.

    Straßenverkehrstechnisch ist das Projekt eigentlich überfällig: die verkehrsreichste und unfallträchtigste Kreuzung Südtirols soll schon seit Langem entschärft, der Verkehr flüssiger gestaltet werden. Im Schnitt kracht es hier mindestens 50-mal im Jahr. Zudem müssen die Vorzugsspuren für den Metrobus Bozen-Überetsch vervollständigt werden, die in der ersten Ausbauphase weder im Kreuzungsbereich der MeBo noch am Pillhof Richtung Eppan (Warth-Tal) berücksichtigt worden sind. Im Warth-Tal zwischen Pillhof und der Abzweigung nach St. Pauls wird nun eine solche Metrobus-Vorzugsspur Richtung Bozen dazu gebaut. Am Pillhof entsteht ein echter Kreisverkehr mit Unterführung der Hauptstraße genauso wie jener im Bereich Eppan-Bahnhof. Dazu kommt ein Pendlerparkplatz und eine neue Bushaltestelle am Pillhof, die zu einem Park+Ride-Verkehrsknoten umgestaltet wird. Eine echte Großbaustelle.

    Kein Zweifel: das Großprojekt wird für die Verflüssigung des Straßenverkehrs sorgen, wird die Unfallgefahr senken, wird den Bus aufwerten. Für die Attraktivität der Metrobusverbindung Bozen-Überetsch ist dieser Ausbau schon fast unverzichtbar. Zumindest bis zur Meraner Kreuzung werden die Busse von Kaltern kommend fast frei durchfahren können, nur gebremst durch die beiden Kreisverkehrsschleifen. Die Fahrtzeit wird berechenbarer. Doch im Stadtgebiet Bozen wird das Verkehrsaufkommen durch dieses Projekt nicht verringert. Da es insgesamt zu einer Verkehrsverflüssigung kommt, könnten sogar viele Autopendler nach Bozen dazu verleitet werden, doch wieder beim Auto zu bleiben, statt auf den ÖPNV umzusteigen. So gut wie sicher ist auch: mit einer derartigen Investition in straßengebundene Verkehrsmittel rückt jede schienengebundene Alternative zwischen Bozen und Kaltern in weite Ferne.

    Abgesehen vom enormen Bauaufwand und Flächenverbrauch bleiben Bedenken aus der Sicht der Verkehrsplanung aufrecht: laut Mobilitätsplan 2035 und Klimaplan 2040 soll der motorisierte Individualverkehr in 10 Jahren (bis 2035) um 30% sinken. Gelänge dies auch im Großraum Bozen, käme es auch ohne die anstehende Großinvestition zu einer Verflüssigung des Straßenverkehrs zwischen Bozen und dem Überetsch. Wollte man Bozen vom Autoverkehr wesentlich entlasten, müssten mehr „Abreize“ geschaffen werden statt Anreize für die Nutzung des Autos: dies reicht von einer City-Maut über die 30 km/h-Höchstgeschwindigkeit im Stadtgebiet, über die Parkplatzbegrenzung bis zur Umleitung des touristisch bedingten Verkehrs. Mit dem neuen Doppel-Kreisverkehr an der MeBo-Ausfahrt Eppan wird Bozen insgesamt wieder ein Stück autogerechter. Mit weiteren anstehenden Straßenprojekten wird der ganze Großraum Bozen Stück für Stück autogerechter: der Hörtenbergtunnel, der neue Virgltunnel, die Untertunnelung der Einsteinstraße. Eigentlich müsste der Verkehr bis 2035 jährlich um 3% sinken. All diese Arbeiten bewirken wohl das Gegenteil.

    Kurz gesagt: das Projekt führt zu einer besseren Bewältigung des Verkehrsaufkommens, reduziert jedoch nicht die Gesamtverkehrslast durch den motorisierten Individualverkehr für den Raum Bozen.

Bild
Salto User
Margot Wittig So., 02.03.2025 - 17:07

Die BürgerInnen Bozens sowie die stakeholder haben im Rahmen des Bürgerrates Klima Bozen verlangt dass Beschränkungsmaßnahmen für den privaten Pendlerverkehr in der Stadt endlich durchgesetzt werden. Bis wann muss man warten, dass dies bei der Politik ankommt???

So., 02.03.2025 - 17:07 Permalink
Bild
Profil für Benutzer Winfried Theil
Winfried Theil So., 02.03.2025 - 21:35

Da werden wohl Fakten geschaffen, bevor im Eppaner Gemeindeentwicklungsprogramm festgestellt werden kann ob diese gewaltigen Baumassnahmen überhaupt mit den Zielsetzungen des Klimaplanes kompatibel sind. Zudem wird es wohl immer zu Autostaus kommen, solange dem Pendler keine minutengenaue Erreichbarkeit durch Bus oder Tram garantiert wird.

So., 02.03.2025 - 21:35 Permalink