Im Laufe der Jahre habe ich es mir zur Gewohnheit gemacht, frühestens um 9 Uhr einen ersten Blick in die Sozialen Medien zu werfen. Zu dem Zeitpunkt sind meine Neuronen ausreichend koffeinstimuliert und mein Schutzschild für die tagtäglichen Hiobsbotschaften ist erfolgreich hochgefahren. Anders heute früh: Ein Anruf hat mich vorzeitig ans Handy geholt, und, wie das so ist, bin ich hängengeblieben. Aber ausnahmsweise haben mir die verschiedenen Posts und Nachrichten weder Kopf- noch Magenbeschwerden bereitet, sondern vielmehr ein starkes Glücksgefühl! Da las ich unter anderem:
„Das Netzwerk gegen Gewalt an Frauen organisiert eine Fortbildung für Ordnungskräfte zum Thema der Häuslichen Gewalt. Noch in der Planungsphase ist der Andrang vor allem von Seiten der Carabinieri so hoch, dass zwei zusätzliche Termine organisiert werden.“
Wahnsinn! Hat doch noch am letzten Fortbildungsangebot nur ein einziger Carabiniere der umliegenden 100 Stützpunkte teilgenommen, obwohl die engmaschige Zusammenarbeit offensichtlich macht, wie bitter notwendig Fortbildungsmaßnahmen in diesem Bereich sind!
„Erstmalig sind sämtliche Chefetagen von Südtirols Redaktionen mit Frauen besetzt“
Schau schau! Bis zuletzt gab es im Südtiroler Medienpanorama nur ein bis zwei Exemplare von Chefredakteurinnen, ganz im Trend mit dem europäischen Durchschnitt der horizontalen Segregation von Frauen: Nur 41% der Redaktionen sind weiblich, davon 23% in der Chefetage. Überhaupt decken Frauen in Italien lediglich 26% der Flächen/Zeiten in Print, TV, Radio und Internetmedien ab, und das egal ob als Protagonistinnen bzw. Expertinnen oder ob als Gestalterinnen, ergo Journalistinnen... 25% der in Medien erwähnten Frauen sind übrigens als Opfer dargestellt.
„In einer Blitzaktion hat die Landesregierung einstimmig den Antrag auf verpflichtende und verbindliche Sexualerziehung in allen Stufen der Pflichtschule beschlossen“
Wie cool ist das denn? Dabei schien mir, als hätte unsere rechtskonservative Landesregierung erst kürzlich dagegen gestimmt... Und das, obwohl alle fachspezifischen Studien klar darauf hinweisen, dass eine effiziente Bekämpfung der männlichen Gewalt an Frauen präventiv gerade durch solche Programme gelingt und sich sämtliche Politiker:innen regelmäßig (am 25. November) gegen dieses Phänomen und für mehr Prävention äußern.
Ich scrolle weiter und lese einen Post von JWA (wie kommt der überhaupt auf meine Timeline??? Vielleicht wegen seines Gesinnungswandels zum Gendern?): „Ich wünsche allen Bürger:innen einen schönen Ostermontag“.
Rummmmmmmmmms und aua. So lande ich in der Realität: Aprilapril!
Heute ist der 1. April, d.h. morgen läuft alles wieder wie gewohnt.