Gesellschaft | INTERVIEW

Festivalerlebnisse und Perspektiven

Jugendliche der EuregioYoungJury des Filmfestivals Bozen haben mit uns ihre Eindrücke und Erfahrungen rund um das Thema Film geteilt.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Die EuregioYoungJury 2024
Foto: Filmfestival Bozen
  • Neun Jugendliche aus Südtirol, dem Trentino und dem Bundesland Tirol bilden die EuregioYoungJury des Bozner Filmfestivals. Junge Filmbegeisterte besuchten einen zweitägigen Workshop und wurden zu Filmkritiker*innen ausgebildet, um aus fünf Festivalfilmen den Siegerfilm 2024 zu küren. Ich habe mit Adam Dalpiaz aus Südtirol (17 Jahre alt), Riccardo Sola aus dem Trentino (17 Jahre alt) und Ida Lechner, einer Südtirolerin die Tirol vertritt, weil sie dort die Oberschule besucht (16 Jahre alt), gesprochen. Sie haben mir einen Einblick in das Festivalgeschehen und in die Welt des Films gegeben.Dabei haben wir nicht nur über den zwischenmenschlichen Austausch innerhalb der Jury gesprochen, sondern auch über die Vielfalt der Perspektiven und Erlebnisse in Verbindung mit den verschiedenen Sprachrealitäten.

  • Wie bist du auf das Euregio Young Jury Film Festival aufmerksam geworden und was hat dich dazu motiviert, daran teilzunehmen? 

    Adam: Ich bin durch die Schule darauf aufmerksam geworden. Ich bin ein Filmeliebhaber und habe mich deshalb beworben.

    Riccardo: Attraverso mia madre, che mi ha informato di questa opportunità. Mi sono iscritto perché sono appassionato di film. Anche a scuola faccio parte del club del cinema.

    Ida: Durch ein Jurymitglied vom letzten Jahr. Ich schaue gerne Filme und wollte mehr über dieses Thema erfahren.

     

    Welche Rolle spielst du als Teil der Euregio Young Jury und was macht das Festival deiner Meinung nach besonders? 

    Adam: Insgesamt gibt es fünf Filme, von denen wir den Besten aussuchen mussten. Ich diskutiere viel und versuche meine Meinungen vorzubringen. Es kam immer wieder zu einem interessanten Austausch. Es ist speziell, dass die Jugend miteinbezogen wird.

    Riccardo: Mi piace discutere ed ascoltare diverse opinioni. Abbiamo fatto commenti inerenti ai film che guardiamo, spesso molto stimolanti. Poi abbiamo avuto il ruolo di scegliere il film migliore tra i cinque proposti. Il bello del festival a base Euregio è che possiamo abbattere i confini, togliere la problematica politica comunicando con i giovani e trovando un punto di incontro, libero, che in questo caso è l’arte, il cinema.

    Ida: Ich besuche eine Schule mit Moderichtung, deshalb habe ich Kostüme - das Ästhetische - beachtet. Es ist etwas Besonderes Teil der Jury zu sein, weil die Teilnahme nach der Bewerbung nicht selbstverständlich war.

  • Adam Dalpiaz, 17 Jahre alt. Er hat Südtirol vertretet. Foto: Filmfestival Bozen
  • Was sagt ihr dazu, dass Jugendliche aus drei Regionen teilnehmen? Wie sind die Dynamiken, der Austausch über Landesgrenzen und das Zusammenkommen verschiedener Sprachrealitäten? 

    Adam: Grenzen gibt es nur im politischen Elfenbeinturm. Ich bin zweisprachig aufgewachsen und habe keine Probleme, mit italienischsprachigen Menschen zu reden. Sprachliche und politische Grenzen, die wir Tiroler*innen uns gesetzt haben, sind etwas sehr Altmodisches.  Wir sollten uns in jeder Sprache verstehen, weil wir alle Menschen sind.

    Riccardo: Tra di noi c‘è un rapporto abbastanza stretto, nonostante la lingua. Penso che tra noi giovani il problema dei confini non ci sia più. Anzi, penso che più uno sia lontano dal mio modo di pensare, più io lo voglia conoscere. Questo momento del festival è essenziale per poi poter sviluppare queste conoscenze interculturali, per capire anche l’approccio diverso alla vita e al film.

    Ida: Ich glaube auch, dass es keine Grenzen gibt. Die Jugend im Allgemeinen ist meiner Meinung nach sehr offen, auch wenn die Einzelnen eine andere Sprache sprechen. Durch solche Events wird die Sicherheit im Sprachgebrauch verstärkt und man kommuniziert untereinander besser.

     

    Welche Art von Filmen gefällt dir am besten? Wie hat die Erfahrung als Jurymitglied deine Sicht auf Filme verändert?

    Adam: Die Komödie, weil sie den Fokus auf das wirft, was jeder kennt, aber keiner ausspricht. Sie greift die verborgensten Gedanken der Menschen auf, kritisiert und zeigt die Absurditäten. Ich schaue durch die Jury-Erfahrung jetzt mehr mit den Augen und weniger mit dem Kopf: Ich sehe z.B. Bildeinstellungen besser und bin mehr auf das Visuelle oder die Musik aufmerksam geworden.

    Riccardo: Personalmente mi piacciono i film storici, soprattutto in bianco e nero - non se ne vedono tanti - principalmente sullo stile neorealista dello stile italiano. Abbiamo anche fatto più giorni di workshop, dove abbiamo acquisito competenze tecniche come tagli, riprese, montaggio. Grazie a questa esperienza sono riuscito a comprendere il vero significato di certi film.

    Ida: Ich mag Romanzen am liebsten, aber eigentlich auch Komödien und Actionfilme: Mein Geschmack ist sehr vielfältig. Die Theorie, die wir gelernt haben, hat mir sehr geholfen und mich dazu inspiriert, die unterschiedlichsten Filme zu schauen. Ich denke mehr mit und schaue nicht mehr nur mit den Augen - man lernt, dass viel Arbeit dahintersteckt.

  • Ida Lechner, 16 Jahre alt. Sie hat Tirol vertretet. Foto: Filmfestival Bozen
  • Was würdest du anderen Jugendlichen raten, die sich vielleicht auch für die Teilnahme am Festival interessieren und was den Zuschauern? 

    Adam: Mitmachen! Als Jurymitglied ist es eine sehr vielseitige und bereichernde Erfahrung. Man lernt viele Menschen mit unterschiedlichen Sichtweisen kennen und man lernt, wie man über Filme diskutiert. Auch als Kinogänger*in soll man kommen, um etwas Neues, Anderes zu sehen.

    Riccardo: Per un futuro giudice o futuro partecipante al festival direi di guardarsi bene tutti i film che creano una vera cultura cinematografica, come i film vecchi, per vedere con occhi diversi il cinema di oggi. Per uno spettatore direi di andare al cinema e guardare cinema di qualità.

    Ida: Ich glaube, man sollte sich bewerben und es versuchen. Es ist eine tolle Erfahrung, vor allem weil man sich durch die verschiedenen Sprachen weiterentwickeln kann. Zuschauern würde ich das Kino empfehlen, weil die Filme speziell sind.

  • Riccardo Sola, 17 Jahre alt. Er hat das Trentino vertreten. Foto: Filmfestival Bozen
  • Könntet ihr mir bitte persönliches Feedback zum Erlebnis im Allgemeinen geben?

    Adam: Wir haben viel von sehr kompetenten Menschen gelernt. Die Diskussionen waren spannend, alles war gut organisiert. 

    Riccardo: Mi è piaciuto conoscere e parlare con persone competenti di diverse nazioni con una passione vera e propria per il cinema. Mi ha interessato molto la visione del cinema che c’è a Bolzano, dove la “zona cinema” si vive molto di più rispetto a quella di Trento. 

    Ida: Mir hat es sehr gut gefallen zu diskutieren und die Meinungen und Ansichten anderer zu hören. Die Zusammenarbeit und der Austausch mit den Fachleuten war sehr spannend, wir haben viel gelernt und sie haben unsere Fantasie erweitert.

     

    Ein Interview von Julia Lardschneider