5:2 Endstand

Anfangs rechnete man mit einem komfortablen 6:1-Sieg. Doch bald wurden die Prognosen bescheidener und wichen einem 4:3. Nun zeichnet sich ein Endstand von 5:2 ab. Die Rede ist nicht von den Ergebnissen eines sonntäglichen Fußballspiels. Vielmehr geht es um die Regionalwahlen, die am 31. Mai in sieben italienischen Regionen über die Bühnen gingen. Fünf gingen an Mitte-Links, zwei an Mitte-Rechts.
Bis 23 Uhr waren 23 Millionen Italiener aufgerufen, zu den Urnen zu schreiten. Die Wahlbeteiligung lag am Ende bei 52 Prozent. Ein Minus von elf Prozentpunkten im Vergleich zu den vorigen Regionalwahlen. Damals wurde allerdings an zwei aufeinander folgenden Tag gewählt.
Grobes Foul in Kampanien
Gespannt hatte man nach Kampanien geschaut. Dort war der Bürgermeister von Salerno, Vincenzo De Luca für das Amt des Präsidenten der Region angetreten. Der PD-Kandidat steht auf der Liste der “impresentabili” der parlamentarischen Antimafiakommission. Aufgrund seiner Vorstrafe wegen Amtsmissbrauchs hätte De Luca nicht antreten dürfen. Seine Kandidatur hatte auch für Unstimmigkeit innerhalb des PD gesorgt. “Ich zeige dich an!”, drohte De Luca etwa Rosy Bindi. Die Vorsitzende der parlamentarischen Antimafiakommission hatte seinen Namen auf die Liste der “nicht präsentablen” Kandidaten gesetzt. Und dafür auch Kritik von Premier Matteo Renzi geerntet.
“Ci penserà Renzi”, so die nüchterne Antwort De Lucas auf die Frage, was denn passiere, wenn er gewählt werde. Nun schaut es wirklich so aus, als ob sich dieser etwas überlegen müsse. Denn Vincenzo De Luca hat das Rennen in Kampanien gemacht. Mit über 40 Prozent der Stimmen wählten ihn die Bürger zu ihrem neuen Präsidenten. 1:0
Der weitere (Spiel-)Verlauf
Einen herben Verlust hat der PD in Ligurien hinnehmen müssen. Die Region ging an das Mitte-Rechts-Bündnis und deren Kandidaten Giovanni Toti. Der politische Ziehsohn und Wunschkandidat von Silvio Berlusconi erhielt über 34 Prozent der Stimmen. Diese reichen, um in Zukunft die Region am Ligurischen Meer zu regieren. 1:1
Spannend war das Kopf-an-Kopf-Rennen der beiden Kandidaten in Umbrien. Das schließlich die amtierende Präsidentin Catiuscia Marini aus dem Mitte-Links-Lager machte. 42 Prozent der Stimmen erhielt sie, ihr Mitte-Rechts-Gegner kam auf 39 Prozent. 2:1
Fünf Regionen an Mitte-Links, zwei an Mitte-Rechts. Grafik: La Repubblica
Als sicher galt der Sieg von Luca Zaia im Veneto. Der Kandidat der Lega Nord schaffte es, mit knapp 50 Prozent der Stimmen, wieder gewählt zu werden. Sein ehemaliger Parteikollege und Herausforderer Flavio Tosi kam auf nur etwas mehr als zehn Prozent. 2:2
Einen weiteren absehbaren Sieg konnte Enrico Rossi in der Toskana feiern. Er kam auf 48 Prozent der Stimmen. Die Region bleibt also in den Händen von Mitte-Links. Am zweitmeisten Stimmen erhielt der Lega-Nord-Kandidat Claudio Borghi, um die 20 Prozent. 3:2
Glamouröse Niederlage hingegen für den amtierenden Präsidenten der Region Marken. 2010 war Gian Mario Spacca als Kandidat des Partito Democratico angetreten und hatte die Wahl gewonnen. 2015 wechselte er überraschend die Seite und holte sich Unterstützung von Berlusconis Forza Italia. Seine Wähler quittierten ihm die 180-Grad-Wendung mit Stimmenentzug. Spacca erhielt gerade einmal 13 Prozent. Neuer Präsident ist Luca Ceriscioli, der für Mitte-Links antrat und auf über 40 Prozent kam. 4:2
Schließlich konnte sich auch Michele Emiliano in Apulien durchsetzen. Der PD-Kandidat erhielt über 47 Prozent. 5:2
Bürger wählen Renzi und Politik ins Abseits
Ähnlich wie im Fußball wird auch dieses Ergebnis nun von Experten analysiert. Einer davon ist Gerhard Mumelter, der bereits vor einigen Tagen auf salto.bz über den italienischen Wahlzirkus schrieb. Am Tag nach den Regionalwahlen meldet er sich im Morgengespräch des Rai Sender Bozen zu Wort. “Bei dieser Wahl haben die Wähler Renzi die Gelbe Karte gezeigt. Und der Politik insgesamt die Rote”, versucht Mumelter einen sportlichen Vergleich.
Er sieht vor allem die sinkende Wahlbeteiligung als kritisch für die Zukunft der Demokratie im Stiefelstaat. Als “nicht sehr rosig” bewertet Mumelter auch die Zukunft der Forza Italia. Zwar hat Silvio Berlusconi mit dem Sieg seines Sprechers Giovanni Toti in Ligurien ein Lebenszeichen von sich gegeben. Gleichzeitig aber verlor FI den Präsident der Region Kampanien. Insgesamt hätten diese Wahlen einen Sieg der “duri e puri”, also der systemkritischen Parteien und Bewegungen wie der Lega Nord und des Moviemento 5Stelle mit sich gebracht, so die Analyse des Italien-Experten.