Kultur | Salto Afternoon

Tiefgang und Baustopp

Kunst Meran zeigt das Künstlerkollektiv "Alterazioni Video" und deren Weiterdenken am Unvollendeten, sowie die Eindrücke der Berliner Künstlerin Özlem Altin am Seegrund.
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Foto: Salto.bz

„Die Berliner Künstlerin war im Frühling zwei Wochen in der Atelierwohnung des Kunsthauses in Meran untergebracht, um für ihre jetzige Ausstellung zu recherchieren“ erinnert sich Kuratorin Christiane Rekade an den Aufenthalt  von Özlem Altin für eine der beiden Sommerausstellungen im Kunsthaus Meran: „Ausgehend von der Sage der Wasserjungfrau des Karersees hat Özlem Altin atmosphärische Installationen aus Fotos, Collagen und Malereien zusammengefügt.“ Die Künstlerin dringt von der Oberfläche bis an den Seegrund, hinein in ein „schwebendes“ Daheim für Wassernixen mit Kunstanspruch.


Özlem Altins neu entstandene Lebewesen und transformierten Körper schwimmen zwischen Realität und verborgener Gefühlswelt. Die Bilder sind ein Mix aus ihrem persönlichen Bildarchiv, die sich mit neuen Recherchebildern verweben. 
„Die Ausstellung ist räumlich so konzipiert, dass man in den See eintaucht“ kommentiert Herta Torggler von Kunst Meran die raumfüllende Collage der Künstlerin.  


Im zweiten und dritten Stock des Kunsthauses präsentiert Kunst Meran die Ausstellung Incompiuto - la nascita di uno stile des Künstlerkollektivs Alterazioni Video. Die fünfköpfige italienische Künstlergruppe hat nicht vollendete öffentliche Bauten in Italien recherchiert und dokumentiert. „Das Kollektiv sammelt seit über einem Jahrzehnt. Mittlerweile sind es über 750 Objekte“ weiß Anna Zinelli, die Kuratorin Christiane Rekade bei der Realisierung dieser Ausstellung tatkräftig unterstützte: „Mit dieser Ausstellung haben Alterazioni Video ihre Recherche weiter ausgebaut und – abgesehen von der Architektur –, die sich aus der Thematik ergebenden Ausdrucksformen, in anderen Sektoren untersucht.“


In seinen Arbeiten proklamiert das Künstlerkollektiv eine Umwertung zeitgenössischer Ruinen zu einem neuen Stil und findet diesen in neu realisierten Skulpturen, Fotografien, einem Video oder in der Mode.


Im vergangenen Jahr hat die Gruppe Alterazioni Video ein Manifest zum Unvollendeten verfasst. Darin betonen sie, dass Beton das primäre Material ist und bleibt, mit dem Gruppe arbeiten will. Für Meran hat Alterazioni Video eine dem Manifest entsprechende Rauminstallation geschaffen, in welcher kleine Betonsäulen mit Papiermützen im Raum verteilt positioniert wurden. Die aufgesetzten Mützen enthalten aufgedruckte Fotografien, die an Örtlichkeiten unvollendeter Bauwerke entstanden sind. Es sind Skulpturen, vielleicht kleine Arbeiter*innen im erstarrten Ruhemodus, die irgendwann (oder auch nie) am Unvollendeten weiterarbeiten.