Politik | Am Beispiel M. Måwe und Helm-Rotwand

Quoten- und Kompetenzgerangel

Nochmal kurz in Sachen „Quote“, weil’s sich grad so hübsch ergibt, und ich nicht umhin komme, angesichts der jüngsten Ereignisse im Lande (aber nicht nur, beileibe nicht!) an die männlich-mächtigen Rufe nach „Kompetenzen, nicht Quote“ zu denken, wann immer das Q-Thema auch nur angedeutet wurde - und mich zu wundern.
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Processo Benno
Foto: Othmar Seehauser

Also, da wäre einmal das Debakel mit der Landtagsliste bei SVP. Erinnern sich noch alle an die Lücke in der Quotendamen-Liste, weil die Nicht-Quoten-Herren es verabsäumt hatten, die Vorgaben 70:30 rechtzeitig an die Außenstellen zu melden bzw. das Ganze zu koordinieren?! Erinnern sich noch alle an die Hektik, die aufkam, an den Schaltstellen der Macht bei SVP, als sich herausstellte, dass ganz  knapp vor Ende noch drei Frauen fehlten, und dass die Allerkompetentesten der Kompetenten sich aufmachten, auf die Suche nach den fehlenden drei?! Und wie sie dann fündig wurden, das wäre ja gelacht, und ihre glücklich gefundenen eins zwei drei Sterne präsentierten? Von denen einer ganz besonders hell strahlte? Dieser Glücksfund wurde dann, natürlich, durch die Pressemangel gedreht bis zum Gehtnichtmehr, und stand am Ende immer noch strahlend da – bis, ja bis sich zeigte, wie dumm aber auch, dass dieser strahlendste aller strahlenden Quotensterne die italienische Staatsbürgerschaft gar nicht hat und sie wohl auch nicht rechtzeitig bekommen wird - und zwar unter oder trotz oder wie auch immer der kompetenten Schirmherrschaft zweier Über-Nicht-Quoten-Männer, also wirklich.

Der Lärm und das Gejammer sind groß, wie auch nicht, Quotensterne implodieren nicht alle Tage, und der nächste Programmpunkt bei Wir-kompetenten-Männer wird akut: Was tun? Sich an die eigene Nase fassen? Aber nicht doch! Einen der eigenen von der Liste streichen, um das gerechte (ha!) Verhältnis wieder herzustellen? Geht gar nicht! Nein, nichts von alldem, und überhaupt recht wenig, denn: Die (Quoten-)Frauen müssen's wieder richten.

Aber schauen wir doch noch ein bisschen weiter, in Kompetenz-Sachen, zum Beispiel nach Sexten, weil’s grad so schön naheliegt:

Also, sagte gestern der Präsident des Tourismusverbandes dort und schaute vorwurfsvoll, man sei jetzt zehn (in Zahlen: 10) Jahre an dem Projekt dran. Zehn Jahre, das ist ganz schön lange. Erinnern wir uns noch, wie die Welt aussah, damals, vor zehn Jahren? Jedenfalls nicht so wie heute – Alpinski und seine rasanten Ableger waren damals noch richtig Trend, alle Wachtums-Kurven zeigten scharf nach oben, die Ski-Touristenströme flossen mächtig, von der Klimaveränderung wussten grade Mal die Wissenschaftler und ein paar Grüne, manifest war sie nirgends, nicht bis hinein ins allgemeine Bewusstsein jedenfalls, Schneemangel war nur sporadisch ein Thema, der Anstieg der Waldgrenze überhaupt keins, die Wirtschafts- oder Euro- oder Bankenkrise/n hatten wir noch vor uns, der Geldfresser-Euro war grad geboren und noch wusste keine, wie er sich entwickeln würde, die Banken und die Leute hatten Geld und gaben es auch aus… vor zehn Jahren also mag die "Idee" dieser (und anderer) Skifahrer-Verbindungen vielleicht ja noch eine einigermaßen gute gewesen sein, wer weiß.

Tja, und das alles, wahrhaftig nicht wenig und alles ist noch gar nicht gesagt, scheint aber irgendwie spurlos an den Herren Projektbetreibern (keine! Quoten-Politiker!) Verbindung Helm-Rotwand (nicht nur an ihnen, der Korrektheit halber…) vorbeigezogen zu sein, denn sie sprechen doch wahrhaftig von „der Notwendigkeit dieser Verbindung, um im Wintertourismus zukunftsfähig zu sein“. Mich beutelt’s ordentlich, bei diesen zwei Worten in dieser Verbindung. „Zukunftsfähig“? „Wintertourismus“? Das geht ja schon mal doppelt gar nicht. Denn erstens meinen diese Leute wohl nicht Winter-, sondern (Alpin-)Skitourismus – die Unterschiede zwischen diesen beiden sollten professionelle Touristiker und Verbands-Vorstände schon kennen. Und wer, in unseren Breitengraden, im Zusammenhang mit „Skitourismus“ von „zukunftsfähig“ sich zu sprechen traut, der ist nicht nur hoffnungslos vorgestrig, sondern dazu auch noch verantwortungslos.

Und jetzt blickt auch noch ein Herr Nicht-Quoten-Landesrat Berger zornig in die Runde und ruft entrüstet, es könne doch nicht sein, dass in Südtirol eine so tolle Idee zur Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen verhindert werde. Ja wie denn, frage ich mich, wie stellt er sich das vor, der  Herr Nicht-Quoten-Senator, dass eine "Idee" aus Anno Vorgestern möglicherweise unsere heutigen Probleme lösen könnte? Ob vielleicht auch er nicht bemerkt haben sollte, dass - und wie markant! - sich die sogenannten "Rahmenbedingungen" in diesen letzten Jahren verändert haben - und zwar ganz und gar nicht in Richtung "Skitourismus" und "zukunftsfähig"?!

Ah ja, für alle, die’s gern genauer wüssten, wie sehr „Zukunft“ der Skitourismus ist, in unseren Breitengraden, für die setze ich hier den Link zu „Südtirol Panorama“ vom Februar 2013 (http://www.panorama-online.com/),Titel: „Eiskalte Geschäfte“. Ziemlich lesenswert – noch mehr oder ganz besonders, weil’s aus der kompetenten Heimat kommt.

Und für alle anderen, die vielleicht gern hin und wieder ein paar Träumchen wagen in Richtung "was alles möglich wäre", wenn wir denn bloß endlich diese Ski-Bretter vor unseren Köpfen abreißen wollten, für die setze ich den Link zu einem sehr schönen ARTE-Film über Orte, an denen es gelungen ist, „Gartenkunst und Natur in Einklang zu bringen“: „Diesseits von Eden“, im ersten von drei Teilen und hier: Das Gartenreich von Dessau-Wörlitz.

http://www.arte.tv/guide/de/047115-002/diesseits-von-eden-1-3?autoplay=1 (Das ARTE-Video-Format ist auf Salto.bz. scheinbar nicht erlaubt, ich krieg's jedenfalls leider nicht eingestellt).