Gesellschaft | Tagebuch aus Alpbach

DIGI-Alpbach

Junge SüdtirolerInnen schreiben über ihre Eindrücke am Europäischen Forum Alpbach. Heute: Anna Wenter* über Corona, Bücher, Denker*innen und so viel mehr.
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Foto: Europäisches Forum Alpbach

Fundamentals, so lautet das Generalthema des Forum Alpbach 2020. Sehr präsent ist auch – wie könnte es anders sein – die COVID-19-Pandemie: Debating COVID-19 – Winning and Losing the Battle, Mental Health in Times of Crises, Tourism During and Post COVID-19. Insgesamt sind es 60 Veranstaltungen an der Zahl, die sich aus unterschiedlichsten Blickwinkeln mit COVID-19 beschäftigen. Dennoch, beim Forum Alpbach gibt es im Jahre 2020 weit mehr als das Corona-Thema: Digitalisierung & Innovation, Technologie, Ökonomie & Finanzmärkte, Recht & Menschenrechte, Politik & Demokratie, Kunst & Kultur, Sozialer Zusammenhalt und Nachhaltigkeit sind die wichtigen Themenbereiche. Insgesamt werden an 12 Tagen 300 Online-Sessions und zudem 200 Online-Seminare angeboten.

Aufgrund der aktuellen COVID-19-Situation verläuft die diesjährige Ausgabe anders als alle bisherigen Ausgaben: Vom idyllischen Nordtiroler Bergdorf Alpbach wurde das Forum kurzerhand auf die digitale Hopin-Plattform verlegt. So sind zum ersten Mal in der 75-jährigen Geschichte des Forums heuer Ende August wohl mehr Wanderer*innen als Denker*innen in Alpbach anzutreffen. Und das Europäische Forum Alpbach 2020 wurde dadurch zur ersten internationalen Konferenz dieser Größe, die in hybrider Form stattfindet. Neu denken könnte somit das inoffizielle Generalthema des diesjährigen Forum Alpbach lauten.

Die erste Woche im digitalen Alpbach verging für mich wie im Flug. WWW – die drei W´s – haben seither eine neue Bedeutung für mich gewonnen: World Wide Waiting. Es ist 15:57 Uhr. 169 Zuhörer*innen tummeln sich in einem virtuellen Raum und warten gespannt. Man nutzt die verbleibenden Minuten, um sich im Session-Chat zu begrüßen: Greetings from China! Hello from Coventry in the UK. Namastey from Nepal! Vienna is here, hi! Hi everyone from Bolivia. Auch die Moderatorin der Session sowie drei hochkarätige Expert*innen stehen bereits in den Startlöchern. Der vierte Speaker hat noch mit letzten Technical Issues zu kämpfen, doch es dauert nicht lange und auch die Verbindung nach San Francisco klappt. Am Bildschirm Politiker*innen, Universitätsprofessor*innen, Nobelpreisträger*innen, Impfstoffentwickler*innen, Journalist*innen u.a.m. Im Hintergrund sind oft hohe (manchmal chaotisch anmutende) Bücherregale zu sehen. All diese Persönlichkeiten sind nun mit uns verbunden – einem internationalen Publikum von interessierten, motivierten und diskussionsfreudigen Student*innen und jungen Berufstätigen aus aller Welt.

 

Die vier Key Messages des WHO-Regionaldirektors Dr. Kluge möchte ich den Leser*innen nicht vorenthalten: 

  1. Die derzeitige Situation ist anders als im Februar: Damals war der Lockdown unumgänglich, mittlerweile wissen wir besser, wie dem Virus begegnet werden kann.

  2. Für die jungen Mitglieder unserer Gesellschaft: Verbreitet Spaß und gute Laune, aber verbreitet nicht den Virus. Schützt eure Eltern und Großeltern!

  3. Wir können nicht die Gesellschaft öffnen, ohne zunächst die Schulen zu öffnen.

  4. Das Ende der Pandemie hängt von uns allen ab.

 

Doch Alpbach ist so viel mehr als theoriebeladene Vorträge und politische Statements. Wer mag, kann auf der Hopin-Plattform morgens mit einer 15-minütigen Mindfulness-Session live aus Oxford in den Tag starten: alleine vor dem PC und dennoch mit mehreren Dutzend Menschen weltweit verbunden. In Sessions, Workshops oder auch in der Lounge gibt es jederzeit die Möglichkeit, mit anderen zu networken, sich kennenzulernen und auszutauschen. Weitere Highlights – um nur einige zu nennen – sind das 24-Hours-Reading, Artists in Discourse, die Speaker´s Night und das Postcard Project. Dadurch gelingt es trotz physischer Distanz Alpbach hautnah erlebbar zu machen und den Alpbach-Spirit auch im Corona-Jahr 2020 in die Welt zu tragen. Und die Hopin-Plattform verwandelt sich für 12 Tage in einen virtuellen Dorfplatz, wo sich 700 Stipendiat*innen und insgesamt etwa 5.000 Teilnehmer*innen aus aller Welt zusammenfinden können. Auch in Pandemiezeiten ist es wichtig, unser „cultural and intellectual life“ aufrechtzuerhalten, so formulierte es der österreichische Bundespräsident bei der Eröffnungskonferenz: Dies ist dem Forum Alpbach ohne Zweifel gelungen. Und so kann man vielleicht schon beginnen zu überlegen, was man aus dem digitalen Konferenzbetrieb für die künftigen Ausgaben mitnehmen möchte: Vielleicht die recht kurzfristige Zuschaltung von hochrangigen internationalen Speakern? Dennoch, im Jahre 2020 endet kaum eine Alpbach-Veranstaltung ohne den sehnsüchtigen Wunsch und die Hoffnung, dass es nächstes Jahr wieder möglich sei, persönlich im Dorf der Denker*innen zusammenzukommen. Auch wir Alpbach-Neulinge haben mitbekommen, dass der Alpbach-Spirit magic und etwas ganz Besonderes ist und wir können es kaum erwarten, ihn auch in Präsenz zu erleben. In der Zwischenzeit macht sich meine Postkarte im Rahmen des Postcard Projects auf den Weg ins entfernte Kambodscha. Und vielleicht findet eine Postkarte aus irgendeinem anderen Winkel der Erde ihren Weg zu mir nach Meran.

 

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Karl Trojer So., 06.09.2020 - 10:16

Danke auch ! Ja es wirkt hoffnungsvoll, dass auch die Themen "Digitalisierung (iher Regelung), Ökonomie & Finanzmärkte, Recht & Menschenrechte, Politik & Demokratie, Kunst & Kultur, Sozialer Zusammenhalt" und das alles im Sinne der Nachhaltigkeit = Zukunftsfähigkeit in Ampach als wichtig angesprochen wurden !

So., 06.09.2020 - 10:16 Permalink