Gesellschaft | Ausstellung

Gatterer 9030

Claus Glatterer multimedial entdecken und wieder entdecken: Am Donnerstag startet ein innovatives Ausstellungsprojekt, das auch SchülerInnen aktiv miteinbezieht.

Vor 90 Jahren wurde er in Sexten geboren. 30 Jahre ist es her, dass der Journalist und Historiker Claus Gatterer in Wien gestorben ist. Gatterer 9030, lautet der Titel des interaktiven Ausstellungsprojekts, das am kommenden Donnerstag,  den 6. November, in der Urania Meran eröffnet wird. Ein Zusammenspiel aus klassischer Ausstellung, die auf einer Homepage multimedial weitergesponnen wird, und Workshops mit Schülern, mit denen das geistige Erbe von Claus Gatterer an die nun heranwachsende Generation weitergereicht werden soll. Vermittler sind dabei zwei Köpfe der dazwischen stehenden Generation: Gatterer-Biograph Thomas Hanifle, erster Rezipient, der nicht mehr persönlich mit der Symbolfigur für sozialkritischen Journalismus und eine selbstkritische Geschichtsschreibung bekannt war,  und Martin Hanni, Filmemacher und ehemaliger Leiter der Dokumentationsstelle für neuere Südtiroler Literatur.

„Gatterer erzählt sich selbst“, lautet das Motto, unter dem die BesucherInnen den Journalisten, Dokumentarfilmer und Historiker auch im klassischen Teil der Ausstellung entdecken bzw. wiederentdecken können. „Wir arbeiten ausschließlich mit Zitaten“, sagt Thomas Hanifle. Gatterer, wie er in TV-Sendungen agiert, Gatterer in Zeitungen – die Entdeckungsreise, die in der Urania auf mehreren miteinander verbundenen Kuben und Tablets begonnen wird, kann ab kommender Woche auf der Homepage gatterer9030.info  fortgesetzt werden. Dort arbeiteten die beiden Ausstellungskuratoren vieles von dem multimedialen Material auf, das Hanifle  in seiner jahrelangen Gatterer-Recherche zusammengetragen hat. Radio-Beiträge, TV-Reportagen, teils unveröffentlichtes Material, vieles zu kurz geschnittenen Beiträgen aufgearbeitet, mit denen die Figur Gatterer auch für die jüngste Zielgruppe des Projekts greifbar gemacht wird.

Diese wird aber vor allem indirekt in Journalismus-Workshops an Oberschulen an das Gatterersche Erbe herangeführt: Darin werden Themen zu Minderheiten und Randgruppen mit journalistischer Begleitung aufgearbeitet – von der Redaktionssitzung über die Recherchehilfe bis hin zur Wahl der Darstellungsform. „Es geht uns darum, die SchülerInnen für jene Themen zu sensibilisieren, die auch Gatterer bearbeitet hat“, sagt Thomas Hanifle.

Rahmenprogramm der Ausstellung in der Urania Meran, die vom 7. November bis 19. November 2014 zu sehen ist, sind Filmvorführungen und Diskussionsrunden. Am Abend der Eröffnung werden  ChefredakteurInnen heimischer Medien und Claus-Gatterer-Preisträger Christoph Franceschini zur Frage diskutieren, ob es heute noch einen sozial engagierten und mutigen Journalismus gibt.  Am 11. und 12. November wird der Film der diesjährigen Gatterer-Preisträgerin Sabina Zwitter-Grilc „Schatten der Scham“ mit anschließender Diskussion gezeigt.