Die Totenbretter vom Nonsberg
Um sich der Verstorbenen zu erinnern hat sich hinter dem Gampenpass, über eine lange Zeit, eine besondere Form der Totenaufbewahrung etabliert. Nachdem die Toten – wie in den Dörfern manchmal auch heute noch – im Heimathaus aufgebahrt wurden, hat man die Leichen auf einem Brett, dem sogenannten Rechbrett (umgangsprachlich: Reachbrett -„rech“ = Leiche) gebettet – ein Leichenbrett als Leichenbett.
Die Bretter wurden im Anschluss an die Leichenruhe auf dem Weg vom Trauerhaus zum Friedhof, auf dem Kirchsteig, in feuchten Wiesen oder Weggrund, über kleine Wasserläufe gelegt, damit sich die Dorfbewohner noch eine Weile der Verstorbenen erinnerten.
Auf den Rechbrettern wurden die Namen, Jahreszahlen und auch die Hofnamen bzw. Vulgonamen eingeschnitzt. Möchte man vermuten, dass sie nur als kleiner Brückenersatz dienten, damit die Füße im Trockenen bleiben, so war ihr eigentlicher Zweck beim Übergang über das Brett, an die Verstorbenen denken und für sie ein Vaterunser zu beten.
Ende 1950 gab es in St. Felix und Unsere Liebe Frau im Walde sechs verschiedene Stellen wo man Rechbretter niederzulegen pflegte. So legten etwa in St. Felix, in der sogenannten Klammklemm, die angrenzenden Höfe stets ihre Rechbretter nieder, auf der ihre Vorfahren vor dem Begräbnis ruhten. Weitere Rechbretter finden sich im Odamertal, unterhalb des Greiterkiarls und oberhalb des Woldnertalele – dort heißen die Wiesen heute noch „bei die Reachbretter“. In Unsere liebe Frau im Walde sind zwei Stellen bekannt wo Rechbretter niedergelegt wurden, bei den Leiterhöfen und im Bruggnwaldele.
Ob deutsche Einwanderer aus dem Bayrischen Wald diesen Brauch mitgebracht haben? Ob Arbeiter, die im 19. Jahrhundert vom Nonsberg nach Bayern ausgewandert sind um dort zu arbeiten, den Brauch mit heimbrachten? Es wurde bisher nichts gefunden seit welcher Zeit dieser Brauch in St. Felix und Unsere liebe Frau im Walde gepflegt wurde.
Heute finden sich Totenbretter nur noch im Bayerischen Wald und im Oberpfälzer Wald sowie inselartig zwischen Lech und Ammersee. Der ursprünglich weit verbreitete Volksglauben besagt, dass die Seele des Toten erst Erlösung findet, wenn sein Totenbrett verfallen war. Um eine möglichst kurze Zeit im Fegefeuer zu erzielen, wurden also ältere Totenbretter aus Weichholz gefertigt und ungeschützt der Witterung ausgesetzt, oder – wie am Nonsberg – in sumpfige Gebiete oder über Rinnsale gelegt.