Kultur | Salto Afternoon

Weltensammler auf Leinwand

Ilija Trojanow erinnerte im Rahmen der Filmreihe "Remembering Baumi" an den Filmproduzenten Karl Baumgartner. Eine Rückschau mit Hinweis auf die noch kommenden Klassiker.
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Foto: Pandora Film

Die Filmreihe Remembering Baumi, mit Filmperlen aus dem enormen cineastischen Schaffenswerk des Brunecker Produzenten und Verleihers Karl Baumgartner, bietet an diesem Mittwoch und Donnerstag drei Kinoklassiker in drei Städten des Landes: der Episodenfilm von Jim Jarmusch Night on Earth wird in Bruneck gezeigt, Schwarze Katze, weißer Kater von Emir Kusturica in Meran, und Baumgartner Lieblingsfilm Tulpan in Bozen.

Beim jüngsten Baumi-Filmabend erinnerte der Schriftsteller und Weltensammler Ilija Trojanow, nach der Projektion des Films Die Welt ist groß und Rettung lauert überall, an Baumi. Dieser hatte Trojanows Erstlingsroman 2008 für das Kino produziert. Doch der Weg dorthin war nicht einfach. Trojanow erzählte wie Baumi am Anfang des Projekts betonte: „Die meisten Filme werden nicht fertig. Und: ein Film und ein Roman sind völlig unterschiedlich. Deshalb müssen wir uns erstmal vom Roman entfernen.“

Baumi hatte eine fatale Liebe zu dem verlorenen, halbuntergegangenen, östlichen Raum.
(Ilija Trojanow)

Insgesamt gab es 14 Fassungen des Drehbuchs „Es war ein unglaublich langer Prozess. Das hat bis zur Premiere rund sieben Jahre gedauert und es wurden - geschätzt - 100 Liter Rakija getrunken.“

„Er hat die ganze Zeit deeskaliert," erinnerte Trojanow, „denn er hatte eine sehr ruhige, bestimmte und sehr versöhnliche Präsenz. Immer wenn es brodelte, hat er wie ein Heiler eingegriffen und alle beruhigt. Das war gut, da es doch mehrere Konflikte gab.“ Was Trojanow an Baumi zudem faszinierte: „Ich habe bis dahin noch nie einen Westeuropäer erlebt, der das Abwegige, Schräge, Dysfunktionale des Ostens total super fand. Und ich hab mich hier in Südtirol gefragt, ob Baumi in irgendeiner Weise, die Tatsache dass der Balkan in Europa marginalisiert ist, die teilweise Marginalisierung des Südtirolerischen, im Osten wiedergefunden hat. Ob es da in irgendeiner Weise eine Verbindung zu einem Randgebiet gibt. Er kam ja auch von den Rändern.“ 

Beim Filmfestival Bozen, welches kommende Woche eröffnet wird, kommt es zu zwei weiteren Filmprojektionen, die in engem Zusammenhang mit Karl Baumgartner stehen: In my Room, der Eröffnungsfilm wurde von Echo-Film (ein berufliches Kind Baumis) mitproduziert und von der IDM-Filmförderung unterstützt - die ohne Baumis Zutun und Wissensvorsprung wohl nicht in dieser Form entstanden wäre und heute noch vielen Menschen Arbeit in der Filmbranche ermöglicht. Zum Finale der Baumi-Filmreihe wird der letzte von ihm mitproduzierte Film Le Meraviglie gezeigt.