Kultur | Journalismus

Überraschungen und Rückzieher

Mit einem erneut reichhaltigen Programm wartet das diesjährige Journalismusfest in Innsbruck auf. Aber es gibt auch "prominente" Absagen.
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Foto: Alena Klinger
  • In einer Zeit, in der die Digitalisierung und andere technologische Innovationen die Medienlandschaft umgestalten, gibt es beim Journalismusfest ab morgen in Innsbruck jede Menge Möglichkeiten, sich ein gutes Bild zu verschiedensten Themen zu machen. Das Festival, das bereits in seine dritte Ausgabe geht, setzt erneut auf die Kraft des persönlichen Austauschs und der freien Rede. In diesem Jahr auch insbesondere auf feministische Themen.

  • Programmleiter Benedikt Sauer: Die Idee zum Journalismusfest entstand aus der Inspiration eines „erfolgreichen Vorbilds“, dem von der Zeitschrift Internationale durchgeführten Festival in Ferrara. Foto: (c) Salto.bz

    Dem jungen Festival ist es relativ rasch gelungen, sich mit den gut 20 Veranstaltungsorten in der Stadt gut zu verankern, was mitunter auch daran liegt, dass die Alpenstadt nicht erst seit gestern Studierendenstadt ist und deshalb auch über eine angemessene Diskussions- und Kulturveranstaltungskultur verfügt. Das Journalismusfest "rockt" gewissermaßen, im vergangenen Jahr sogar mit der legendären Band Pussy Riot, heuer leider ohne Toni Ebner, der als Gast einer durchaus interessanten Diskussionsrunde Einblicke in den Radaktionsalltag von Dolomiten hätte geben können. Leider sagte er kurzfristig ab und schickte keinen Ersatz. So diskutieren am morgigen Freitag (ab 13 Uhr im Treibhaus, Turm) zum Thema Regionaljournalismus in Zeiten von Crossmedia und Social Media die geladenen Teilnehmer*innen am Podium Christoph Franceschini (SALTO), Esther Mitterstieler (Landesintendantin des ORF-Tirol), Luca Pianesi (Direktor von Il Dolomiti), Hannes Senfter (Redakteur von Rai Südtirol), und Marco Witting (Chefredakteur der Tiroler Tageszeitung) eben ohne Ebner. Das ist natürlich jammerschade, wäre es doch überaus spannend gewesen, was er oder einer seiner Redakteure zu sagen haben, wenn es über Folgen ökonomischer und politischer Verflechtungen in der globalisierten Welt geht, oder generell zu regionaler Qualitätsberichterstattung. 

  • Über Kunst im öffentlichen Raum: Auch die Künstlerin Katharina Cibulka wird beim Journalismusfest 2024 dabei sein. Foto: Ferdinand Cibulka

    Den Auftakt macht das Festival übrigens morgen und nicht wie geplant am heutigen Abend mit einem Überraschungsfilm. Der erste Programmpunkt fällt nämlich aus Wetter- und Windgründen ins Wasser. So richtig eröffnet wird also morgen, am Internationalen Tag der Pressefreiheit, ab 10.30 Uhr mit einer Videobotschaft von Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Anschließend folgt ein Vortrag von der ORF-„Im Zentrum“-Moderatorin Claudia Reiterer zum Thema: Verbrennen Medienfrauen am digitalen Scheiterhaufen? Dabei geht es um Hasspostings, die im Netz zu 80 Prozent an Journalistinnen gehen. Haben diese obendrein noch eine gewisse Bekanntheit, werden sie erst recht zur Zielscheibe. Auch bei SALTO konnte dieses Phänomen in den vergangenen Jahren immer wieder beobachtet werden. Kommentare zielen dabei gerne „bewusst unter die Gürtellinie“, oder machen das „Aussehen zum Thema“, statt sich inhaltlich „mit Argumenten auseinanderzusetzen“. Auf den Vortrag von Claudia Reiterer folgt ZiB2-Anchorman Martin Thür, der im Rahmen der kleinen Ausstellung Wahlkampfgeschenke seit 1945, skurrile Wahlgeschenke in Innsbruck zeigt. Danach geht es Schlag auf Schlag und eine interessante Veranstaltung jagt die nächste. 

  • Teseo La Marca: Hat literarische Erfahrung und stürmt beim Reporter Slam journalistisch auf der Bühne Foto: Privat

    Am Freitagabend wird zum "lockeren" Ausklang erneut der Reporter Slam stattfinden, der im vergangenen Jahr von Andrej Werth von der Wochenzeitschrift ff gewonnen wurde. In diesem Jahr wird (aus Südtirol) der freie Journalist Teseo La Marca (u.a. Barfuss) ins Rennen gehen. 
    Bis Sonntag folgen dann noch zahlreiche Diskussionen, Vorträge und Anregungen, sowie der für heute geplante Überraschungsfilm am Samstag. Außerdem gibt es tanzbare Musik aus den Karpaten von Yagódy. Daneben auch viele Filme, Hörgeschichten, Ausstellungen und am Sonntag auch eine Veranstaltung zu sozial engagiertem Journalismus, anlässlich des 100. Geburtstags von Claus Gatterer.

  • Das Ensemble Yagódy ist eines der charismatischsten ukrainischen Folk-Ensembles aus Lwiw / Lemberg. Gegründet im Jahr 2016 an der Theater-Fakultät, brachten Yagódy 2020 ihr Debütalbum heraus. Die vier Gründerinnen reisten durch mehrere Oblaste der Ukraine, um dort die musikalischen Überlieferungen der Menschen aufzuspüren.
    (c) Foto

  • Am Innsbrucker Sparkassenplatz findet sich der Infopoint und Partnermedien und -organisationen präsentieren sich in Festival-Zelten. Im atmosphärisch stets einladenden Treibhaus-Glashaus gibt es Büchertische und kostenfreie Publikationen, sowie nach ausgewählten Veranstaltungen einen Stammtisch. Die Kulturstube Bäckerei „dient dieses Jahr als konsumfreier Raum, wo ohne Konsumpflicht“, die Zeit verbracht werden kann. 
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