Politik | Heller Wahnsinn

Elefantenarsch auf Storchennest

Zuerst politisch durchdrücken und dann vor einer politischen Bewertung warnen - Helmut Tauber und Magdalena Amhof machen sich offensichtlich Sorgen. Ein Zuruf.
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Lieber Helmut, liebe Magdalena,

von Anfang an hat sich bei der Neugestaltung des Brixner Hofburggartens gezeigt, dass Südtirol an einem gesellschaftspolitischen Scheideweg steht.

Zum einen gab es Wünsche, Ideen, Vorschläge und viel Bereitschaft zur Mitarbeit "von unten", aus der Zivilgesellschaft. Jahrelang haben sich viele engagierte BürgerInnen für eine sanfte Lösung eingesetzt, die der historischen Funktion des Gartens gerecht wird und gleichzeitig einen Übergang in eine Stadtgesellschaft markiert, die selbstbewußt und mit großem Verantwortungsgefühl die "res publica" mitgestaltet.

So wurde der lächerlich-peinliche Vorschlag eines Schweizer Eventinszenierers abgeschmettert und dann im Einvernehmen aller Beteiligten ein Wettbewerb ausgelobt, der ein sehr gutes und würdiges Ergebnis gebracht hat - und das auch noch von einem Südtiroler Team!

Dieses Ergebnis wäre für die Bevölkerung in Brixen ein gutes gewesen und hätte der Stadt eine großartige und starke Einrichtung geschenkt, zum Wohle aller - vor allem wenn es gelungen wäre, sie frei zugänglich zu gestalten.

Und hier muss auch noch einmal klar gesagt werden, dass es ein Angebot aus der Brixner Zivilgesellschaft gegeben hat, die Führung des Gartens mit einer Sozialgenossenschaft zu übernehmen.

Aber das alles hat jenen nicht in den Kram gepasst, die ich die "Wirschtlhandler" nenne, die keine andere Rechnung kennen, als: "1.000 Leit, 300 Wirschtl. 2.000 Leit, 600 Wirschtl. 10.000 Leit, 3.000 Wirschtl." Diejenigen, die meinen, Brixen brauche eine "Schönwetterattraktion", weil diese bleedn Leit bei Schönwetter nicht 15 Mal die Lauben rauf und runter rennen und lieber in die Berge gehen. Jene Leute, die immer noch davon ausgehen, es geht uns erst gut, wenn es läuft wie in Ischgl.

Da ist dann das bevormundende, paternalistische Klientelregime zur Hochform aufgelaufen und hat mit allen Mitteln, Untergriffen und Tricks das Hellerprojekt durchgedrückt, und hat damit die Wünsche und Vorstellungen eines sehr kleinen Teils der Bürgerschaft vorangebracht.

Wenn nun das Werk der Zerstörung und der Dummheit bald vollbracht sein sollte, lieber Helmut, liebe Magdalena, dann ist es nicht etwas, was aus der Stadt heraus gewachsen ist, sondern etwas, das auf die Stadt draufgesetzt wird wie ein Elefantenarsch auf ein Storchennest.

Es schaut gut für Euch aus, momentan ist es schwer, sich vorzustellen, dass das unsinnige Projekt noch gestoppt werden kann. Zu gut ist die Maschine der Macht geölt, zu perfekt die Salamitaktik aufgegangen, zu gering scheinen die Möglichkeiten der verärgerten BürgerInnen, diesen Schwachsinn von der geliebten und von wenigen enteigneten Stadt abzuwenden.

Das ändert aber nichts daran, dass ich und viele andere das wiederholen, was wir von Anbeginn gesagt haben: Brixen hätte sich etwas Besseres verdient als die rhaphsodischen Phantasien eines seinem eigenen Abgesang huldigenden Poppoeten.

Deshalb: Bitte jetzt nicht herumraunzen, dass die vernünftigen und enttäuschten BrixnerInnen bei ihrer Kritik bleiben, der Ihr Euch ohne Not und durch bevormundendes und undemokratisches Handeln vielfach ausgesetzt habt und weiter aussetzen werdet. Zieht das meinetwegen durch, steht dann aber auch zu Eurer Verantwortung!

Vielleicht hat sich hier noch einmal die Arroganz der Macht, die Gier weniger, der nepotistische Klientelismus und die verderbliche Großmannsucht durchgesetzt. Das tut weh, wenn man all die klugen und interessanten Menschen kennt, die Ihr überfahren habt, wie die Transitlawine das Eisacktal. Vielleicht, und hoffentlich das letzte Mal...