Ultner Hort
Immer, wenn ich in unseren geschätzten Medien Berichte über meine Ultner lese, wird mir warm ums Herz. Schließlich war das Tal Hort meiner Kindheit und Jugendzeit, es war Hort meiner ersten politischen Gehversuche im Gemeinderat (bin bis dato parteilos geblieben, nur um möglichen Etikettierungen vorzubeugen), und es nimmt mich als „Aus-dem-Tal-Geschwänzten“ doch noch immer bereitwillig auf, wenn ich auf Besuch oder auf Sommerfrische dort bin.
Nun aber gerate ich ein wenig in Sorge, um nicht zu sagen in Rage. Rai Südtirol betitelt mein Ulten nun als „Hort der Impfverweigerer“, zusammen mit den Passeirern. In Ulten befänden sich die meisten „Impfgegner“, heißt es, dort seien die „Impffaulsten“, die Ultner seien „impfmüde“. Also, ich muss schon sagen! Meinen Hort lass ich mir nur ungern verhunzen. Als „Gegner“ sind die Ultner bisher höchstens in Sachen Wolf und Bär aufgetreten, vor allem bäuerlicherseits. Das verstehe ich. Und als „müde“ empfinde ich sie auch nicht. Sind ständig unterwegs, bergauf und bergab, sind arbeitsam und stehen abends noch lange an der Bar. Wo ist da Müdigkeit erkennbar?
Müdigkeit hat da schon eher befallen, wer sich mittels „Whatsapp-Gruppen“ in „Aufklärung“ üben wollte. Whatsapp? So was von gestern! Wer die Ultner erreichen will, muss entweder zu ihnen persönlich hin, weil sie neuartige Streicheltelefone gar nicht haben (weil sie sie nicht brauchen), oder er muss mit der Zeit gehen und auf modernere Messenger setzen. Aber das würde in diesem Fall wohl auch nichts nutzen. Die Ultner lassen sich von auswärts nur ungern was aufschwatzen. Prinzipiell. Da muss zuvor schon ordentlich Feuer am Dach sein. Ist aber nicht. Ich war jetzt mehrere Wochen dort. Auf Sommerfrische. Keine Rauchwolken bemerkt.